Förster, Jäger und Waldeigentümer im Gespräch
Diemelstadt-Rhoden(pm). Jäger, Förster und Waldeigentümer stellen die unterschiedlichsten Erwartungen an die heimischen Wälder. Doch mit den Jahren hat sich der Wald stark verändert. Trockenheit, Schädlinge und eine starke Wildpopulation haben die Bäume in Mitleidenschaft gezogen und stellen die Interessengruppen vor die verschiedensten Herausforderungen, die nur gemeinsam gelöst werden können. Um miteinander ins Gespräch zu kommen und Probleme gemeinschaftlich anzugehen, organisierte die Waldeckische Domanialverwaltung auch in diesem Jahr einen Wild-Wald-Dialog mit Jagdvereinen, Hegegemeinschaften, Jagdgenossenschaften und Bauernverbänden.
Esskastanie und Roteiche: Der Wald bei Diemelstadt-Rhoden bietet aktuell viel Platz, um neue Bäume in den Boden zu bringen. Windwurf, Trockenheit und Borkenkäfer haben nicht nur dort für kranke Bäume und kahle Flächen gesorgt. Recht passend also, dass vor Beginn des Dialogs alle Beteiligten gemeinsam Setzlinge einpflanzten und damit ein Stück Wald aufforsteten. Mit der alleinigen Aufforstung ist es jedoch nicht getan. Um die Bäume zu schützen und einen gesunden Wald heranzuziehen, haben sich die Förster unterschiedliche Maßnahmen überlegt. „Auf den Wiederbewaldungsflächen sollen stabile Mischwälder mit mindestens vier Baumarten entstehen.
Diese Baumarten sind so ausgewählt, dass sie mit den verschiedensten Wetterbedingungen zurechtkommen“, erklärte Hendrik Block, Direktor der Waldeckischen Domanialverwaltung. „Damit die Setzlinge zu großen Bäumen heranwachsen können, sind Schutzmaßnahmen vor Verbiss- und Schälschäden durch Wild notwendig. Zum Beispiel wird um jeden fünften Baum der Wiederbewaldungsfläche ein Holzschutz befestigt, oder um die Flächen werden Gatterzäune angelegt“, erläuterte Block weiter. Ein hoher Wildbestand und die Einschränkung des Lebensraums der Tiere durch unterschiedliche Störungen erhöhen die Gefahr von Verbiss-, Fege- und Schälschäden. Der Effekt auf junge Pflanzen? Sie gehen ein, wachsen langsamer in die Höhe und werden von konkurrenzstarken Pflanzen überwachsen und gehen letztendlich ein. Mischbaumarten – die durch Verbiss gefährdet sind – haben es somit schwer sich gegen Fichten oder Buchen durchzusetzen. Der stabile Mischwald für die Zukunft kann sich so nicht entwickeln. An dieser Stelle können Jäger helfen, erklärt Hendrik Block: „Durch Schwerpunktbejagung auf den Wiederbewaldungsflächen, eine Reduktion von hohen Wildbeständen und gemeinsam abgestimmten Jagdstrategien mit effizienten Jagdmethoden, kann den Einfluss des Wildes auf die jungen Pflanzen senken. Intervalljagd und Gemeinschaftsjagen bieten zum Beispiel die Chance, den notwendigen Abschuss in kürzerer Zeit zu erfüllen und so auf das Wild weniger Jagddruck auszuüben.“
Die Forstwirtschaft kann die Jäger unterstützen, indem unter anderem bereits beim Pflanzen der neuen Wälder Jagdschneisen und Äsungsflächen mit angelegt werden.
Um Lösungen für Wald und Wild zu finden, ist ein intensiver Austausch von Förstern und Jägern notwendig. „Ein miteinander Denken und Handeln ist zwingend erforderlich. Nur so kann der Wald geschützt und die gemeinsamen Ziele erreicht werden“, erklärte Landrat Jürgen van der Horst, Vorsitzender der Domanialkommission. „Weitere Themen sind auch die Besucherlenkung bei Projekten wie den Green Trails. Aber auch wir sind politisch gefragt, wenn es zum Beispiel um die Jagdsteuer geht“, sagte der Landrat weiter. Auch der Wanderer, Radfahrer oder Pilzsammler kann beim Erhalt der Wälder helfen: Rücksichtsvolles Verhalten, wie etwa die Wege nicht zu verlassen oder den Wald nicht zu den Hauptaktivitätszeiten des Wildes – in der Dämmerung – zu besuchen. Dadurch kann das Wild seinen Lebensraum besser nutzen und verbraucht weniger Energie durch die Flucht vor Menschen. Auch das führt dazu, dass der Wildeinfluss auf den Wiederbewaldungsflächen abnimmt und die Bäume wachsen können. Auch den Teilnehmer der Jagdvereine, Hegegemeinschaften, Bauernverbänden und Jagdgenossenschaften ist der Austausch wichtig. Denn nur so kann das Fachwissen der unterschiedlichen Gruppen gebündelt und für den Erhalt des Waldes genutzt werden. „Bis die unterschiedlichen Anforderungen und Wünsche aufeinander abgestimmt sind, werden noch einige Gespräche und auch Verhaltensänderungen erforderlich sein. Aber nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann der Grundstein für den Wald der Zukunft gelegt werden“, erklärte Hendrik Block zum Abschluss.