Frankenberg(pm). Nach der am vergangenen Freitag eingegangenen Zuweisungsverfügung des Landkreises Waldeck-Frankenberg bereitet sich die Stadt Frankenberg aktuell auf die kurzfristige Aufnahme von 27 weiteren Geflüchteten vor. Da auf dem Wohnungsmarkt in Frankenberg derzeit nicht genug Wohnraum zur Verfügung steht, muss die Unterbringung zunächst in einem Dorfgemeinschaftshaus erfolgen. Der städtische Krisenstab hat sich jetzt aufgrund der Kurzfristigkeit und nach gründlicher Abwägung für die Unterbringung im Dorfgemeinschaftshaus Willersdorf entschieden. Der entscheidende Vorteil des Hauses ist, dass das Gebäude neben dem Saal entsprechende Sanitärräume mit Duschen für die Vereinsnutzung bietet. Von Seiten der Stadtverwaltung wurden am 4. Oktober bereits erste Gespräche mit dem Willersdorfer Ortsvorsteher sowie den beiden Sportvereinen geführt, die die entsprechenden Nebenräume und Sanitäranlagen für ihre Zwecke nutzen. „Für das spontan entgegengebrachte Verständnis in dieser Notlage möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen“, lobte Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß die Reaktion im Ort.
Gleichzeitig wurde begonnen, das Dorfgemeinschaftshaus mit der entsprechend nötigen Ausstattung zu versehen. Auch müssen verschiedene Dinge des täglichen Lebens, die für die Geflüchteten vor Ort nötig sind, beschafft werden, sodass trotz der Kurzfristigkeit direkt ab dem 5. Oktober eine menschenwürdige Unterbringung möglich ist. „Offensichtlich haben sich sowohl das Land Hessen als auch der Landkreis Waldeck-Frankenberg erneut von einer Flüchtlingswelle überraschen lassen“, kritisiert der Bürgermeister die aktuellen Vorgänge. Denn seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 bis heute seien über 800 Personen mit Flüchtlingshintergrund in Frankenberg untergebracht worden, über 700 davon in privaten Wohnungen. „Der Landkreis hingegen geht in seinen Listen von lediglich 172 Geflüchteten in Frankenberg aus. Auf dieser Basis erfolgt die Zuweisung“, so Heß. Der Wohnungsmarkt gebe die Unterbringung in weiteren Mietwohnungen nicht derzeit nicht her. Und seit Jahren reichten die knapp 100 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften und in dem von der Stadt zur Verfügung gestellten sogenannten Vertragswohnraum im Mittelzentrum Frankenberg nicht aus. „Daher hätte der Landkreis schon längst eine weitere Gemeinschaftsunterkunft in Frankenberg aufbauen müssen“, fordert Heß. „Oder beispielsweise das leerstehende Schwesternwohnheim am Krankenhaus für die Aufnahme von Geflüchteten vorbereiten müssen.“
Die Stadt appelliert dringend an den Landkreis, weitere Notunterkünfte für die Unterbringung der offensichtlich wieder stark zunehmenden Flüchtlingszahlen aufzubauen und zu betreuen – wie das bereits in anderen Landkreisen schon geschehen ist. Heß schlägt den Aufbau einer Leichtbauhalle vor und sichert zu: „Die Stadt Frankenberger ist gern bereit, den Landkreis dabei zu unterstützen.“ Die Unterbringung in den Dorfgemeinschaftshäusern und Häusern des Gastes könne nur ein kurzfristiger Notbehelf sein. „Die Beeinträchtigung für die Vereine und die Bevölkerung im Stadtteil Willersdorf durch die Nicht-Nutzung des Dorfgemeinschaftshauses bitte ich zu entschuldigen und hoffe, dass nur von kurzer Dauer sein wird“, wirbt Heß um Verständnis für die aktuelle Lage.