Wiesbaden(pm). Dr. Daniela Sommer, Parlamentarische Geschäftsführerin und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, hat bereits im letzten Jahr und auch aktuell Kleine Anfragen an die Hessische Landesregierung zur Thematik „Ärztlicher Bereitschaftsdienst“ (ÄBD) gestellt. Aus der Antwort der Landesregierung geht hervor, dass Standorte des ÄBDs wie Braunfels, Lich und Rotenburg geschlossen wurden. Bei etlichen anderen Standorten wurden die Öffnungszeiten reduziert. Hausbesuchsdienste sollen die Lücken schließen. „Dafür braucht es jedoch auch Ärztinnen und Ärzte, die diese Dienste übernehmen,“ so Sommer. Sie wundere sich, wie die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH), die den Ärztlichen Bereitschaftsdienst organisiere, dies tatsächlich bei einem jetzt schon vorhandenen Ärztemangel und wenig möglichen Hausbesuchen realisieren und Lücken schließen wolle.
Zur Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung, auch zu den sprechstundenfreien Zeiten, betreibe die KVH ÄBD-Zentralen. Die KVH evaluiere eigenen Angaben zufolge regelmäßig den gesamten ÄBD in Hessen. Die letzte Evaluation sei für das Jahr 2019 erfolgt und die KVH habe festgestellt, dass vereinzelte ÄBD-Zentralen sowie auch Hausbesuchsdienste in bestimmten Zeiträumen – häufig in der Nacht – kaum bis gar nicht von der Bevölkerung in Anspruch genommen würden. Dies habe zu den Standortschließungen und den Reduzierungen der Öffnungszeiten geführt. Nach Ansicht der Landesregierung sei die Versorgung der Bevölkerung in Hessen über den ÄBD hinreichend gewährleistet. Stellungnahmen der Kommunen würden hingegen nicht eingeholt oder eigene Landeserhebungen nicht vorgenommen. „Perspektiven klaffen hier klar auseinander: Das Land und die KVH sprechen auf der einen Seite von Schließungen und der Reduzierung von Öffnungszeiten der ÄBD, auf der anderen Seite berichten Bürgerinnen und Bürger von Arztmangel, von Hausbesuchen, die nicht stattfinden, da keine Kapazitäten vorhanden sind und davon, den ÄBD unter der Nummer ‚116117‘ nicht erreichen zu können. Warum die Sichtweise von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Ärztinnen und Ärzten, die tagtäglich versuchen, die Versorgung sicherzustellen, der KVH und dem Land nicht bekannt zu sein scheinen, ist mir unbegreiflich,“ so Dr. Daniela Sommer.
„Dem Ministerium für Soziales und Integration, dem die Rechtsaufsicht über die KVH und damit über die Erfüllung des Sicherstellungsauftrags für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum obliegt, scheint der Ernst der Lage nicht bewusst zu sein. Sich nur auf Aussagen der KVH zu beziehen und keine eigenen Maßnahmen ins Leben rufen zu wollen, ist eine komplette Verweigerung, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Angebote wie der ÄBD sollten nicht einfach so eingestellt bzw. reduziert werden. Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum geht immer mehr zu Lasten der hilfesuchenden Kranken. Das Sozialministerium muss statt Desinteresse an der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu zeigen, endlich aktiv werden: Es braucht verlässliche Ansprechpartner vor Ort, mehr Ärzte, damit grundsätzlich mehr Medizinstudienplätze und insgesamt muss das Land endlich für gleichwertige Lebensverhältnisse von Stadt und Land sorgen – auch in der Gesundheitsversorgung,“ so Daniela Sommer.