Mythen und Fakten im Kreismuseum Wewelsburg
Paderborn(pm). Das Renaissance-Schloss Wewelsburg im gleichnamigen Dorf bei Büren ist für viele Besuchende ein geheimnisvoller Schauplatz, ein energetisch aufgeladener Ort oder eine vermeintliche Kultstätte der SS. Viele Geschichten ranken sich um das charakteristische Dreiecksschloss hoch über dem Almetal. Das Kreismuseum Wewelsburg bietet eine öffentliche Führung zum Thema „Verschwörungstheorien rund um die Wewelsburg“ an. Das Museumspädagogen-Team durchleuchtet am Samstag, 30. April, jene Mythen und Verschwörungsgeschichten, die mit der Geschichte der SS in Wewelsburg verbunden sind und bis heute nachwirken. Beginn der rund 90-minütigen Führung ist um 15 Uhr. Treffpunkt ist das Eingangsfoyer im ehemaligen Wachgebäude der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 – 1945.
Das ehemalige Schloss der Fürstbischöfe von Paderborn könnte eigentlich allein durch sein Aussehen und seine attraktive Lage ein unbeschwertes, touristisches Ausflugsziel sein. Wäre da nicht dieses dunkle Kapitel: Heinrich Himmler plante ab 1933, in der Wewelsburg eine zentrale, elitäre Versammlungsstätte für die Schutzstaffel (SS) einzurichten. Seine gigantischen Baupläne sollten von Häftlingen eines extra für dieses Bauvorhaben eingerichteten Konzentrationslagers in Wewelsburg umgesetzt werden. Mindestens 1.229 Menschen starben vor Ort infolge der Arbeits- und Haftbedingungen sowie Misshandlungen und Willkür durch die SS-Wachmannschaften. Das Konzentrationslager Wewelsburg war aber auch Exekutionsort der Gestapo. Mindestens 56 Menschen wurden auf dem Lagergelände oder einem unweit im Wald gelegenen Schießstand der SS ermordet. In der Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ im ehemaligen Wachgebäude auf dem Gelände der Wewelsburg werden alle weltanschaulich-ideologischen und verbrecherischen Facetten der SS auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes präsentiert.
Die Wewelsburg war in der NS-Zeit kein mystischer Ort, sondern Teil des verbrecherischen SS-Herrschaftssystems. Seit den 1950er Jahren ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien und Mythen rund um das Schloss und seinen Nordturm. Hier befinden sich die „Gruft“ und der „Obergruppenführersaal“. Beide in NS-Architektur gehaltenen Räume blieben bis 1945 baulich unvollendet. Nach 1945 sind die Räume auch Gegenstand von den vom Nationalsozialismus beschönigten, kuriosen Deutungen geworden. In der Führung am Samstag, 30. April, um 15 Uhr geht es um Mythen und Fakten. Geeignet ist der rund 1,5-stündige Rundgang ab 15 Jahren und kostet pro Person 3 €. Karten kann man vor Ort oder bequem und einfach online unter wewelsburg.de erwerben. Aktuell besteht im Kreismuseum Wewelsburg eine Maskenpflicht.