Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022

Fast 143.000 Menschen beteiligten sich an öffentlicher NABU-Wahl
Wetzlar(pm). Der Sieger der zweiten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) steht fest: Der Wiedehopf (Upupa epops) hat mit 45.523 und 31,9 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Damit ist er nach dem Rotkehlchen der zweite Jahresvogel, der von allen Menschen in Deutschland gewählt werden konnte. „Mit seinem orangeroten Gefieder und seiner markanten Federhaube ist der Wiedehopf einer der auffälligsten heimischen Vögel“, erklärt der NABU-Landesvorsitzende Gerhard Eppler. Neben seinem spektakulären Erscheinungsbild trug sicher auch sein eingängiger Wahlslogan „Gift ist keine Lösung“ zu seinem Wahlsieg bei. Der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene insektenreiche Landschaften, die es nur ohne einen flächendeckenden Pestizideinsatz geben kann. Der Nahrungsmangel ist deshalb einer der wichtigsten Faktoren für seine Seltenheit.

In Hessen kommt der Wiedehopf mit wenigen Ausnahmen als Brutvogel nur südlich der Mainlinie vor. Er nistet vorzugsweise in Sandgebieten, am Rand lockerer Kiefernwälder und auf Streuobstwiesen in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt und Groß-Gerau. Hier kümmert sich der NABU um den Schutz dies außergewöhnlichen Vogels. „Um dem Wiedehopf zu helfen, pflegen wir geeignete Lebensräume wie Streuobstwiesen, insektenreiches Offenland, Weiden und lichte Wälder. Wir bringen auch speziell auf den Wiedehopf abgestimmte Nistmöglichkeiten an“, erklärt NABU-Ornithologe Bernd Petri. Der Wiedehopf brütet sowohl in natürlichen Baumhöhlen und Spechthöhlen als auch in Halbhöhlen und Höhlungen unter Wurzeln oder in Erdhöhlen. Auch mit dem Erwerb von wertvollen Schutzgebieten trägt der NABU zu einem dauerhaften Wiedehopf-Schutz bei. Inzwischen werden auch erste Erfolge der Schutzmaßnahmen sichtbar. „In den beiden letzten Jahren hat sich der hessische Brutbestand auf inzwischen 30 bis 35 Paare gesteigert“, freuen sich Eppler und Petri.

Der hessische Wiedehopf-Bestand braucht auch weiterhin aktive Unterstützung. Dazu gehört neben dem Schutz seiner Lebensräume und seiner Nahrungsgrundlage ein rücksichtsvolles Verhalten von Beobachtern und Besuchern gegenüber dem scheuen Vogel. „Wir bitten darum, den Wiedehopf nur aus der Ferne zu beobachten und ihm in seinen Brutgebieten nicht zu nahe zu kommen“, erklärt der Biologe Eppler. Der NABU ist optimistisch, dass die Wahl zum Vogel des Jahres den Schutzbemühungen weiteren Auftrieb gibt und dazu beiträgt, seinen Bestand in Hessen weiter zu erhöhen. In anderen Regionen Hessens kann der Wiedehopf im Frühling und Herbst als Durchzügler beobachtet werden. „Wir bekommen immer mal wieder Hinweise, dass einzelne Vögel in der Zugzeit in Gärten und Parkanlagen gesichtet wurden“, erklärt der Vogelexperte Petri. Der NABU bittet darum, solche Wiedehopf-Beobachtungen im Naturbeobachter-Portal www.nabu-naturgucker.de zu melden.

Hintergrundinformation

Die wenigsten, die den Wiedehopf zum Jahresvogel 2022 gewählt haben, dürften ihn selbst einmal in der Natur gesehen haben. Denn er kommt nur in einigen Regionen Deutschlands vor, wie zum Beispiel dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen oder den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz in Brandenburg und Sachsen. Dort ist das Klima für den wärmeliebenden Vogel am besten geeignet. Der Wiedehopf lebt von größeren Insekten und ihren Larven. Er frisst gerne Käfer, Grillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen. Es darf auch mal eine Spinne oder sogar eine kleine Eidechse sein. Zu seinen Leibspeisen gehören auch Engerlinge von Mai- und Junikäfer, die er mit seinem langen gebogenen Schnabel aus lockerem erdigen Boden herauszieht. Deshalb findet er in den südhessischen Maikäfergebieten gute Lebensbedingungen vor. Als Zugvogel verbringt er den Winter in Afrika. Der wissenschaftliche Gattungsname „Upupa“ ist eine Nachahmung des Klangs seines dreisilbigen „upupup“-Balzrufes. Viele Menschen dürften den neuen Jahresvogel aus der „Vogelhochzeit“ von Hoffmann von Fallersleben kennen. In dem Kinderlied bringt der Wiedehopf „der Braut den Blumentopf“. Mancher kennt vielleicht auch die Redewendung „Du stinkst wie ein Wiedehopf“. Sie kommt daher, weil Weibchen und Jungvögel mit einem stark riechenden Sekret Feinde vom Nest vertreiben. Die Population des Wiedehopfes gilt in Deutschland als gefährdet, da es aufgrund fehlender Lebensräume immer noch wenige Brutpaare gibt – zurzeit sind es bundesweit 800 bis 950. Doch das Verbreitungsgebiet des wärmeliebenden Vogels wächst, was als ein klares Anzeichen des Klimawandels gedeutet werden kann.

Weitere Platzierungen

Auf Platz zwei landete die Mehlschwalbe mit 34.773 Stimmen (24,4 Prozent). Auf Platz drei flatterte der Bluthänfling mit 28.442 Stimmen (19,9 Prozent) vor dem Feldsperling mit 23.259 Stimmen (16,3 Prozent). Der letzte Platz ging an den Steinschmätzer mit 10.801 Stimmen (7,6 Prozent). Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Mehr Infos zum Aktion: www.vogeldesjahres.de. Vogelporträt des Wiedehopf: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/wiedehopf.

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