Ehrentag der Pflanze am 13. April
Kassel(pm). Den 13. April begehen viele Pflanzenfans weltweit seit einigen Jahren als „Internationalen Ehrentag der Pflanze“ (World Plant Appreciation Day). Dieser, wohl nicht ganz bierernst gemeinte, Aktionstag soll an die Bedeutung von Pflanzen für unser alltägliches Leben und den achtsamen Umgang mit der Flora erinnern. Auch für das Regierungspräsidium Kassel gehört ein achtsamer Umgang mit Pflanzen zum Arbeitsalltag. So wird zum Beispiel der Blume des Jahres 2021 – dem Großen Wiesenknopf – von den RP-Naturschützern besondere Aufmerksamkeit zuteil.
Der Große Wiesenknopf gehört zur Familie der Rosengewächse. An die Edelrosen in unserem Garten erinnern aber höchstens die gefiederten Blätter der Pflanze. Die Blüten des Wiesenknopfes sind zu Dutzenden zu einem dunkelroten Köpfchen zusammengeschoben. Die Bestände des Großen Wiesenknopfes sind rückläufig und sein Lebensraum, das extensiv (also schonend) genutzte Grünland ist vielerorts bedroht. Deshalb hat die Loki-Schmidt-Stiftung den Großen Wiesenknopf zur Blume des Jahres 2021 gekürt. Der Große Wiesenknopf lebt in einer ganz besonderen Dreiecksbeziehung mit einem Schmetterling und einer Ameise. Der Schmetterling „Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling“ lebt vor allem auf feuchten und artenreichen Wiesen, denn hier wächst der Große Wiesenknopf, den der Falter zur Eiablage braucht. In die kleinen Blüten der Pflanze legt er im Sommer seine Eier. Die Larven ernähren sich von den Blüten, bis sie sich Ende August auf den Boden fallen lassen. Dort sammelt die „Rotgelbe Knotenameise“ die Larven ein und trägt sie in ihr unterirdisches Nest. Die Schmetterlingslarven scheiden bestimmte Stoffe aus, die dafür sorgen, dass die Ameisen sie nicht als Fremdkörper wahrnehmen. Der Bläuling ernährt sich im Winter von der Ameisenbrut, verpuppt sich und im Frühjahr schlüpft die nächste Schmetterlingsgeneration: Der Kreislauf beginnt von vorne.
Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass dieser Kreislauf fragil ist. Der Dunkle Wiesenkopf-Ameisenbläuling kann nur dort überleben, wo er den Großen Wiesenknopf und die Rotgelbe Knotenameise findet. Deshalb engagiert sich das RP Kassel für die Erhaltung geeigneter Lebensräume. Hierzu zählen vor allem Feuchtwiesen, die sich in den Auen finden und zum Erhalt des Großen Wiesenknopfes extensiv genutzt werden müssen. Besonders wichtig ist ein Verzicht auf Mahd zwischen Juni und September, da in dieser Zeit der Bläuling die Blüten zur Eiablage und Larvenentwicklung benötigt.
Das RP Kassel greift auf mehrere Instrumente zurück, um eine angepasste Grünlandnutzung zu fördern:
Zum einen betreuen die RP-Naturschützern die Naturschutzgebiete und Flora-Fauna-Habitat-Gebiete im Regierungsbezirk. In diesen Gebieten steht dem Naturschutz ein besonderes Gewicht zu. Die Zusammenarbeit mit den Eigentümern und Pächtern läuft über Hessische Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen. Diese Maßnahmen bieten den Landbewirtschaftenden Ausgleichszahlungen, damit z.B. die Mahd zeitlich an der Eiablage des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ausgerichtet werden kann.
Außerdem kauft das RP Kassel regelmäßig naturschutzfachlich besonders hochwertige Flächen an, auf denen sich die Bewirtschaftung dann vollständig an den Zielen des Natur- und Artenschutzes orientiert.
Da der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling auch auf der Liste der potentiellen Klimaverlierer der Tier- und Pflanzenarten Hessens steht, werden durch das RP Kassel weitere Landesmittel aufgewendet. Aus diesen werden vorrangig größere Projekte bezahlt, die den Lebensraum für den Großen Wiesenknopf und viele andere Arten wiederherstellen (Auenrenaturierung).
Da Großer Wiesenknopf, Schmetterling und Ameise so eng aneinander gebunden sind, kann ein Schutz nur in der offenen Landschaft erfolgen. Wer diesen wundersamen Kreislauf in seinem Garten etablieren möchte, wird wohl leider enttäuscht werden. Stattdessen sind alle Interessierten eingeladen, am „Ehrentag der Pflanze“ oder jedem anderen Tag Spaziergänge in den nordosthessischen Schutzgebieten zu unternehmen. Bitte tragen Sie zum Schutz dieser Gebiete bei, indem Sie auf den Wegen bleiben und Pflanzen nicht abpflücken. Ideen für Ausflüge finden Sie zum Beispiel beim Geo-Naturpark Frau-Holle-Land oder beim Biosphärenreservat Rhön.