Hessische Tourismushochburg will Modellregion werden

Endlich Perspektive für die Betriebe und die Menschen
Willingen(pm). Kaum hatte der Corona-Gipfel die Bildung von Projekteregionen mit Vorbildfunktion zum schrittweisen Austritt aus dem Lockdown beschlossen, war die Sache klar: Willingen will Modellregion werden. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Waldeck Frankenberg hat die Gemeinde Willingen ein Konzept entwickelt und einen gemeinsamen Antrag in Wiesbaden vorgelegt.
Sofern das Land seine Zusage erteilt, soll ein in der Region ein Modellprojekt „sicherer Urlaub“ entstehen. Der erste Kreisbeigeordnete Karl-Friedrich Frese begrüßt das Engagement: „Der Ansatz ist gut und eine Chance für den Tourismus. Ich sehe Handlungsbedarf für den gesamten Landkreis.“ Mit den Top-Fünf-Übernachtungsorten ist die Region der Tourismusschwerpunkt in Hessen. Aufgrund der professionellen Infrastruktur, den in den Betrieben vorhandenen umfangreichen Hygienemaßnahmen und den sehr positiven Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Tourismus und Infektionsschutz des vergangenen Jahres rechnen sich die Akteure gute Chancen aus.


Betriebe motiviert: Endlich wieder eine Perspektive
Bürgermeister Thomas Trachte hatte bereits am Montag, also noch vor Beschlussfassung, an die hessische Staatskanzlei geschrieben und Interesse gemeldet. Am Mittwochmorgen war zum Willinger Wirtschaftstreffen geladen worden, wo die Idee skizziert wurde. Die anwesenden Leistungsträger begrüßen den Vorschlag nicht nur, sie arbeiten umgehend an der Entwicklung mit. Es kamen viele Fragen, vor allen Dingen aber gute Ideen und konstruktive Vorschläge. „Die Unternehmer sind enorm motiviert. Das ist auch verständlich. Nach fünf Monaten Lockdown hätten sie mit der Modellregion endlich wieder eine Perspektive und die Möglichkeit für die Gäste und für den Willinger Tourismus wieder etwas tun zu können“, ist Trachte überzeugt. Während in der Modellregion Tübingen der Tourismus nur ein Bereich unter vielen ist, bildet er im Konzept des Landkreises Waldeck-Frankenberg den Schwerpunkt. Die Sicherheit der Gäste setzt auf drei Säulen: Umfangreiches Testen, Registrieren sowie zuverlässige und schnelle IT-gestützte Kontaktnachverfolgung.


Testen, registrieren, nachverfolgen und umfangreiche Hygienemaßnahmen
Gäste müssen ein negatives Testergebnis vorlegen. Danach können sie in der Unterkunft einchecken und alle geöffneten Angebote fünf Tage lang nutzen. Zudem stehen zentrale Teststellen zur Verfügung. Dazu gehört ein Testzentrum am Besucherzentrum, das immer samstags geöffnet ist. Während der Woche übernehmen die Apotheken und Arztpraxen diese Aufgabe. „Wichtig ist, dass eine solche Teststrategie wirtschaftlich, rechtlich und organisatorisch durchführbar ist“, betont Trachte. Darum ist es für Urlauber verpflichtend, das Testergebnis bei Anreise mitzubringen. Auch bei reduzierter Belegung der Hotels seien bei einer Wochenendanreise selbst mehrere Testcenter nicht ausreichend, um eine zügige Abwicklung gewährleisten zu können. Das Registrieren und Nachverfolgen gewährleistet die Luca App. In den Hotels, Restaurants und allen Indoor-Freizeitangeboten registrieren sich die Gäste mittels QR Code. So steht ein zuverlässiges und schnelles System bereit, das bei Bedarf von der Anreise bis zur Abreise lückenlos Auskunft gibt. Auf der Basis dieser Daten soll ein Monitoring entstehen, das alle Maßnahmen und deren Wirkung analysiert, Verbesserungen erarbeitet und wissenschaftliche Erkenntnisse liefert.


Weitere Eckpunkt des Infektionsschutzes sind Besucherreduzierung, das Tragen von Masken, umfangreiches Desinfizieren, Schließung kritischer Infrastruktur wie Saunen oder Bäder, der Ausschluss von Veranstaltungen und Gruppenreisen. „Geprüfte und bereits bewährte Hygienekonzepte sind bei allen Unternehmen vorhanden“, betont Tourismusmanager Norbert Lopatta. „Die Einhaltung wird streng und zuverlässig kontrolliert.“

Heide im Upland bei Usseln. Foto: ralfheine auf Pixabay


Gesunde Aktivangebote in der Natur als Entlastung für die Ballungszentren
Die Bewerbung des Kreises Waldeck-Frankenberg ist nur eine von vielen. Dennoch sind die Akteure optimistisch. Während die meisten Regionen Konzepte für ihre Einzelhandelsstandorte vorlegen, geht es in Willingen um Übernachtungs- und Tagestourismus. Gastgeber, Gastronomie, Freizeitinfrastruktur, Kur und sportliche Angebote werden mit einbezogen. Dieses Gesamtpaket soll nach den langen Monaten des Lockdowns Gästen wie auch Einheimischen das Leben erleichtern – eine Perspektive, die die Menschen dringend benötigen. Durch gute Konzepte bei denen Aktivangebote in der Natur im Mittelpunkt stehen werden die Ballungszentren entlastet. „Wandern und Radfahren haben in den letzten Monaten zunehmend an Beliebtheit gewonnen. Wer auf diese Weise Urlaub macht, kann Menschenansammlungen besser aus dem Weg gehen als beim Einkaufen.“, so Lopatta. An kreativen Ideen werde gearbeitet. Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass Beherbergungsbetriebe ihre Zimmer für Menschen im Homeoffice bereitstellen.
„Unser Konzept ist durchdacht und ich bin mir sicher, wir schaffen das“, ist Bürgermeister Trachte überzeugt. Sollte das Land die Zusage erteilen, könnte es bereits Mitte April losgehen. Befristet ist das Projekt vorerst auf Mitte Juni. „Wir wollen zeigen, dass der Tourismus kein Infektionstreiber ist“, betont Trachte. Mit guten Hygienekonzepten könne das Treffen in einer gut geführten Gastronomie sogar sicherer als das in vielen privaten Räumen sein.“

Hintergrund Modellregionen:
Bund und Länder hatten beim Corona-Gipfel Anfang der Woche unter anderem beschlossen, dass in ausgewählten Regionen zeitlich befristete Modellprojekte umgesetzt werden sollen, die mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept, bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen dürfen. Dies können Städte und Kreise sein, die mit guten Konzepten Wege zur behutsamen Öffnung nach dem Oster-Lockdown aufzeigen wollen und bei erfolgreichem Verlauf als Vorbild dienen können. Die Regionen müssen Bewerbungen bei ihren Landesregierungen einreichen. Wie viele Kommunen in die Auswahl kommen und nach welchen Kriterien entschieden wird, steht noch nicht fest. Die ausgewählten Regionen sollen mit ihren Konzepten dazu beitragen, wichtige Erkenntnisse zu sammeln, wie mit Testen, Impfen, Kontaktnachverfolgung und der Analyse von Infektionswegen Neuinfektionen mit dem Coronavirus vermieden werden könnten, ohne alles zu schließen. Für viele Branchen ist dies ein wichtiges Hoffnungssignal. Denn obwohl die Modellprojekte zeitlich befristet sind, könnten daraus dauerhafte Konzepte für mehr Normalität im ganzen Land werden.

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