NABU Hessen: Große Mehrheit spricht sich für mehr Waldschutz aus

Gestiegenes Interesse am Naturerlebnis Wald
Wetzlar(pm). Anlässlich des Internationalen Tag des Waldes am 21. März weist der NABU Hessen auf die enorme Bedeutung natürlicher und artenreicher Wälder hin. Ein Besuch im Wald streichelt die Seele – das haben zahlreiche Menschen während der Corona-Pandemie am eignen Leib erfahren. „Während der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Waldbesuche verdoppelt bis verdreifacht. Die Menschen haben erneut erfahren, wie gut es tut, in direkten Kontakt mit der Natur zu treten. Wo könnte man das besser als im Naturwald“, sagt Mark Harthun, Waldexperte des NABU Hessen.

Doch unsere Wälder sollten mehr sein als bloße Produktionsorte für den Rohstoff Holz. Das wünscht sich laut einer neuen Sinus-Studie auch eine große Mehrheit der Bevölkerung. So plädieren 82% der Befragten dafür, mehr Wälder unter Schutz zu stellen, z.B. als Naturschutzgebiet oder Nationalpark. „Richtig wertvoll für Mensch und Natur werden Wälder, wenn sie auch wieder wild sein dürfen. Daher brauchen wir noch viel mehr artenreiche Naturwälder. Solche Wälder haben einen unschätzbaren ökologischen Wert für die Allgemeinheit, indem sie die Artenvielfalt, unser Klima, das Grundwasser und den Boden schützen. Die erlebbare Wildnis hat aber auch eine große Bedeutung für die Erholung, nach der die Menschen gerade jetzt regelrecht hungern“, weiß der hessische Waldexperte Harthun. In Naturwäldern wird nur auf die Holznutzung verzichtet – von „Stilllegung“ kann aber keine Rede sein. Denn das ursprüngliche Leben im Wald blüht erst dann richtig auf, wenn nicht mehr die Säge regiert, sondern die Natur. Artenschutz, Erholung und Schutz von Waldklima und Wasserhaushalt stehen hier im Vordergrund. Es gibt auch kein Betretungsverbot für Naturwälder. Der Mensch ist ausdrücklich dazu eingeladen, Naturwälder zu erleben. Insbesondere die großen Gebiete eignen sich hervorragend, um verwildernde Natur zu entdecken.

Die hessischen Naturwälder bieten eine großartige Kulisse für Erholung und Naturerlebnis. Unter www.naturwald-hessen.de sind die Naturschönheiten der hessischen Wälder zu finden, ihre Besonderheiten und vorkommende Tiere und Pflanzen. Auch Karten mit der genauen Lage stellt der NABU dar. „Genießen Sie die einzigartige Atmosphäre unserer Naturwälder im Frühling, das Singen der Vögel und die Naturnähe“, lädt Harthun, zum Besuch ein. Der NABU Hessen stellt die 23 größten Gebiete mit natürlicher Waldentwicklung in Hessen in einzelnen Steckbriefen vor. Sie sind Wegweiser in die Gebiete oder eine Möglichkeit zum „virtuellen Waldbaden in Corona-Zeiten“. Eine zehnminütige Bilderpräsentation zeigt die Naturschätze in einer Zusammenfassung. Manche der Wälder wurden bereits vor 20 Jahren unter Schutz gestellt, andere wurden erst kürzlich ausgewählt. Das kleinste Gebiet ist der „Breite Berg“ im Biosphärenreservat Rhön, das größte der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen. Manche Gebiete haben bekannte Namen wie ein Märchenwald im Reinhardswald, ein Auenwald am Kühkopf am Rhein oder der Wispertaunus. Andere, wie die „Heiligen Köpfchen“, die „Naturwälder der Untermainebene“ oder der „Heiligenberg“ sind noch eher unbekannt. Die Waldgebiete sind über das ganze Land verteilt und für alle Menschen erlebbar.

In Naturwäldern werden künftig weder Bäume gepflanzt, noch gefällt. Im Zuge der natürlichen Entwicklung darf alles von selber wachsen. Statt mit 140 Jahren für die Holznutzung gefällt zu werden, können Buchen dann größer, dicker und bis zu 400 Jahre alt werden. Eichen noch viel älter. „Es werden spektakuläre Wälder entstehen, die nicht nur spannend und erlebnisreich sind, sondern auch vielen bedrohten Arten eine Heimat geben können“, so Harthun. Das Geheimnis von Naturwäldern sei eine sechs Mal höhere Zahl an Klein-Lebensräumen, als im üblichen bewirtschafteten Forst. Wer genau hinguckt, kann solche Naturwald-Strukturen schon finden. Auch diese werden auf der Naturwälder-Plattform beispielhaft vorgestellt. Spechthöhlen und Astlöcher, Blitzrinnen, Pilzkonsolen, selbst abgestorbene Äste oder Bäume und Wurzelteller bieten Wohnungen für viele Tiere des Waldes. „Wir freuen uns, wenn viele Menschen die Veränderung dieser Wälder in den nächsten Jahren gemeinsam mit uns begleiten“, so Harthun.

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