Pflegepersonen und Risikogruppen besser schützen

Wiesbaden(pm). Die stationäre Langzeitpflege sowie die ambulanten Dienste nehmen bei der Versorgung der sogenannten Risikogruppe eine Schlüsselrolle ein. „Die Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen, Alten- und Pflegeheimen stellen eine große Hochrisikogruppe für schwere Erkrankungen und Todesfälle dar. Der Schutz und die Versorgung spezieller Risikogruppen, besonders der Menschen in Pflegeheimen und im betreuten Wohnen, muss höchste Priorität haben. Die Pflegenden müssen bestmöglich ausgestattet werden, um eine Weiterverbreitung und massive Sterberaten zu verhindern,“ hatte die gesundheits- und pflegepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Daniela Sommer Anfang April gewarnt.


Es ist bedauerlich, dass die meisten Todesfälle scheinbar in Alten- und Pflegeheimen zu verzeichnen sind. Da sich die Corona-Infizierung als inhomogenes, herdförmig ablaufendes Geschehen kristallisieren, sind Heime Hochrisikobereiche. Corona als nosokomiale Infektion, die im Zuge eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung auftritt, kann mit einer höheren Mortalität in Zusammenhang gebracht werden. Sommer sagt: “Hier wird deutlich, dass der Umgang mit Corona nicht nur eine medizinisch-pflegerische, sondern eine institutionelle Herausforderung ist.”

Pflegebedürftige sowie Pflegekräfte gleichermaßen sind besonders gefährdet, da sie durch die körpernahe Pflege eng verbunden sind. In Langzeitpflegeeinrichtungen sind daher pro aktive Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Pflegebedürftigen und zur Erhaltung der Gesundheit des Personals zu ergreifen, indem potenziell infizierte Mitarbeiter, Besucher, Patienten erkannt und ausgeschlossen bzw. geeignete Maßnahmen zur Infektionskontrolle durchgeführt werden: “Wir haben von Beginn an die Forderung aus der Fachwelt unterstützt, dass ein umfassendes flächendeckendes Testen aller Berufsgruppen und Patienten im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen angestrebt wird, damit durch tägliche PCR-Abstriche die Eindämmung der Infektionen gewährleistet werden kann,“ führt die Gesundheitsexpertin weiter aus.

Ein solches Testen ermöglicht, dass das Personal in Krankenhäusern sowie anderen Einrichtung der Pflege und Fürsorge bis zum Moment der Ansteckungsgefahr in ihren Teams arbeiten und dann mit entsprechenden Quarantänemaßnahmen die Umgebung schützen können. Zunächst hat sich der Landesgesundheitsminister Klose komplett verweigert, langsam aber begreife er wohl auch, dass Testen in Hochrisikobereichen unabdingbar ist.

Zudem hat die Landesregierung die Einrichtungen mit Präventionsmaßnahmen, Schutzausrüstung, einer Leitlinie zum Handeln in der Krisensituation und beim Öffnen der Einrichtung für vereinzelte Besuche völlig im Stich gelassen. Sommer bedauert, dass das Land Hessen keine Orientierung geboten hat, ist aber froh, dass aus pflegewissenschaftlicher Perspektive nun die Entwicklung einer S1-Leitlinie für Krisensituationen initiiert wurde, die hoffentlich in Zukunft als Handlungsempfehlungen helfen wird.

Sommer erläutert zudem, dass Studien darauf hinweisen, dass die Qualifikation des Pflegepersonals sowie die Kompetenzen der in der Pflege arbeitenden Berufsgruppen sowie der Personalschlüssel, also die Anzahl an Pflegekräften auf der Station, die Sterblichkeit beeinflussen: “Da Untersuchungen daraufhinweisen, dass die Mortalität mit besonders wenigen Pflegekräften höher ist als in gut ausgestatteten Einrichtungen, fordern wir weiterhin Personalmindeststandards. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass kein Personal abgebaut wird und hier nicht gespart wird.” In diesem Zusammenhang bekräftigt Sommer noch einmal, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen gute Arbeit machen. Gute Pflege ist harte Arbeit, körperlich und oft auch seelisch. Sie verdient mehr Respekt und Anerkennung. Angesichts der aktuellen Situation, aber auch des demographischen Wandels und des damit verbundenen steigenden Bedarfs an Beschäftigten im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der Pflege, müssen in die Prävention und insbesondere in strukturelle und organisatorische Rahmenbedingungen investiert werden, um Krisen bewältigen zu können.

Hier vermisst Sommer einen allerersten Schritt des Gesundheitsminister Klose. Schließlich muss aber die Attraktivität des Berufs gesteigert werden. Dabei geht es vor allem um Arbeitsbedingungen, die Einhaltung von Arbeitsrecht, Arbeitsschutz und Arbeitszeit und um eine Bezahlung, von der man leben. Dafür kämpft die SPD weiter an der Seite aller Pflegenden und aller, die Pflege bedürfen.

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