Ausbildung hat sehr hohen Stellenwert

Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaften und Industrie- und Handelskammern ziehen Jahresbilanz 2018/2019

Frankenberg(pm). Die Jahresbilanz des Ausbildungspakts legten heute die Agentur für Arbeit Korbach, die Kreishandwerkerschaften und IHK-Servicecentren der Landkreise Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder vor, teilten aktuelle Zahlen mit und beurteilten den Ausbildungsmarkt in der Region.

Agentur für Arbeit Korbach: Duale Ausbildung bleibt unverzichtbare Säule

Die Zahl der Bewerber und Ausbildungsstellen hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert, meldet die Agentur für Arbeit Korbach für das abgelaufene Berichtsjahr in Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder. So zeigt die aktuelle Bilanz 2298 betriebliche Ausbildungsplätze, 20 oder 0,9 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Auch sank die Anzahl der Lehrstellensuchenden um 128 oder 5,6 Prozent auf jetzt 2141 Personen. Am Ende standen 144 unversorgte Bewerber 76 unbesetzten Berufsausbildungsstellen gegenüber. Für Waldeck-Frankenberg heißt das 1279 betriebliche Berufsausbildungsstellen (plus 11, plus 0,9 Prozent) und 1117 Bewerber (minus 61, minus 5,2 Prozent).

In Schwalm-Eder sind es 1019 betriebliche Berufsausbildungsstellen (minus 31, minus 3 Prozent) und 1024 Bewerber (minus 67, minus 6,1 Prozent). Im gesamten Agenturbezirk wurden die meisten Auszubildenden gesucht in den Berufsbereichen Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung (711), kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus (397) sowie Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung (338). Die Top 5 der gemeldeten Lehrplätze belegen Kaufmann/frau im Einzelhandel vor Industriekaufmann/frau, Koch/Köchin, Kaufmann/frau Büromanagement und Industriemechaniker/in. Zu den beliebtesten Ausbildungen bei den Bewerbern gehören Kaufmann/frau Büromanagement und im Einzelhandel, Verkäufer/in, Kfz-Mechatroniker/in – Pkw-Technik sowie Medizinische/r Fachangestellte/r. Bei der Qualifikation der Schulabgänger nahm binnen Jahresfrist der Anteil der Abiturienten um 14,2 Prozent ab. Auch gab es weniger Jugendliche mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife sowie Fachhochschulreife, aber auch die Anzahl derer ohne Hauptschulabschluss reduzierte sich. „Die duale Ausbildung ist eine unverzichtbare Säule, um auch über professionelle Nachwuchsgewinnung dem hohen Fachkräftebedarf effektiv zu begegnen“, betont Uwe Kemper, Leiter der Agentur für Arbeit Korbach.

Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg: Das Handwerk boomt und trotzdem fehlt es an Nachwuchs

Die Zahl neuer Ausbildungsverträge im Waldeck–Frankenberger Handwerk ist zum Stichtag 30. September 2019 gegenüber dem Vorjahr um 3% auf 344 Ausbildungsverträge gesunken. „Damit sind nach dem jetzigen Stand – so Hauptgeschäftsführer Gerhard Brühl von der Kreishandwerkerschaft – unsere Bemühungen, die Zahlen des Vorjahrs zu halten, nicht ganz aufgegangen. Wie hoch zum Jahreswechsel konkret die Zahl ausfallen wird, hängt entscheidend davon ab, wie offene Stellen nachbesetzt und wie viele Ausbildungsabbrüche vermieden werden können. Die Auftragsbücher vieler Handwerker sind prall gefüllt und können kaum abgearbeitet werden. Lehrlinge im Bauhauptgewerbe – also zum Beispiel angehende Maurer oder Zimmerer – gehören mittlerweile zu den bestverdienenden Azubis: Knapp 1500 Euro brutto bekommen sie im dritten Ausbildungsjahr pro Monat. Dennoch rechnet Gerhard Brühl damit, dass auch in diesem Jahr noch ca. 40 Lehrstellen im Handwerk unbesetzt sind. Woran hapert es also? Laut Brühl vor allem an „Anerkennung für das Handwerk“ und „Wertschätzung für berufspraktische Ausbildung und Arbeit. Das verschärft sich immer mehr, weil es einerseits immer weniger Schulabgänger und anderseits den Drang zum Studium gibt“, so Brühl.

Tatsächlich gibt es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt weiter den „Trend zur Höherqualifizierung“, das heißt: „Immer mehr Jugendliche verlassen die Schule mit vermeintlichen Abitur oder Fachabitur. Wir erleben es immer häufiger auf Berufsmessen und Ausstellungen, dass es gar nicht die Jugendlichen sind, die manche Berufe von vornherein ablehnen, sondern die Eltern. Dies belegt auch eine Studie der Deutschen Kinder- und Jungendstiftung, die zu dem gleichen Ergebnis kommt. Könnte man Friseur studieren, wäre für viele die Welt bereits in Ordnung. Hier ist dringend ein Umdenken in den Köpfen der Jugendlichen, den Eltern und der Politik notwendig. Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung darf nicht weiter ein Märchen bleiben, sondern Wirklichkeit“, so Brühl. Bevor junge Abiturienten ohne Studienplatz irgendein Studium beginnen, um bei erstbester Gelegenheit zu wechseln, sollten sie über eine Berufsausbildung nachdenken. Im Handwerk kommen sie schneller in Führungspositionen und Selbständigkeit, als mit einem Studium. Denn die Erwerbslosenquote unter Akademikern ist seit 2011 höher, als die Erwerbslosenquote von beruflich Qualifizierten. Haben Handwerksunternehmen einen passenden Lehrling gefunden, werden immer öfter frühzeitig entsprechende Verträge gemacht, um für beide Seiten Planungssicherheit zu erreichen. Auch haben verstärkt wieder Handwerksbetriebe einen Auszubildenden erfolgreich eingestellt, die sich in den letzten Jahren von der Ausbildung junger Menschen zurückgezogen hatten. „Wir werden auch künftig alles daransetzen, mit vielen unterschiedlichen Maßnahmen und Projekten Betriebe und Jugendliche möglichst direkt in Kontakt miteinander zu bringen und auf die vielfältigen Möglichkeiten und Chancen in den über 130 unterschiedlichen Ausbildungsberufen im Handwerk aufmerksam zu machen“, beschreibt Gerhard Brühl die Strategie in der Nachwuchswerbung. Das Handwerk in Waldeck-Frankenberg ist der Wirtschaftsbereich mit dem höchsten Anteil an Hauptschulabsolventen (45,7%); gefolgt von 35% Realschul- und 11% Hochschul- bzw. Fachhochschulreife. 27% aller Auszubildenden wurden von Handwerksbetrieben ausgebildet.

„Es gehört zur Tradition des Handwerks, dass wir für unsere Ausbildung Jugendliche mit unterschiedlichen schulischen, sozialen und kulturellen Hintergründen rekrutieren Eine weitere Herausforderung bleibt die Integration von jungen Flüchtlingen in den Ausbildungsmarkt. Das Handwerk ist beim Thema Integration gut aufgestellt. Denn wie heißt es zu recht auf den Plakaten der Imagekampagne im Handwerk: Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill. Nach einem Zuwachs in 2018 um über 85% der Ausbildungsverhältnisse mit Migrationshintergrund auf 59 junge Menschen haben wir in 2019 wieder das Niveau von 2017 erreicht; nämlich 32 Auszubildende haben in diesem Jahr aus den acht häufigsten Asylzugangsländern eine Ausbildung im Waldeck-Frankenberger Handwerk begonnen. Die Integration von Flüchtlingen ist eine große Aufgabe und Bildung ist dabei ein zentraler Schlüssel. Berufliche Bildung und Handwerk gehören untrennbar zusammen. Das gilt gerade auch in Zeiten von demografischem Wandel, Globalisierung und Digitalisierung. Wenn ausbildungswillige Betriebe aufgrund ausbleibender Bewerbungen nicht ausbilden können, ist das ein Alarmsignal. Gerade kleinere Betriebe haben zunehmend Probleme, Nachwuchs zu finden. Seien wir doch mal ehrlich! Wenn es um die Berufswahl geht, gibt es für viele Jugendliche nur eines: ein großes Unternehmen mit einem bekannten Namen. Erst wenn das nicht klappt, schaut man sich weiter um. Mein Vorschlag an die Jugendlichen: Schaut euch erst um und überlegt dann, was ihr wirklich wollt. Wo ihr eure Wünsche und Ideen verwirklichen könnt. Dass muss bei den Großen nicht unbedingt der Fall sein: Dort ist der Azubi erst mal nur ein sehr kleines Rädchen in einem großen Getriebe. In kleinen Betrieben kommt es auch auf die Azubis an. Wer mit offenen Augen durch die Lehre geht, der ist schnell wichtig für den Betrieb. Und sichert so seine eigene Zukunft!“ Brühl lässt keinen Zweifel daran, dass das Handwerk jungen Menschen eine gute Zukunft bietet. „Egal ob erneuerbare Energien, modernste Haustechnik oder E-Mobilität – viele aktuelle technische Entwicklungen sind ohne das Handwerk nicht denkbar. Dementsprechend orientiert sich auch die Berufsausbildung an den neuesten technischen Entwicklungen. Attraktive Berufsbilder sind ein Muss, um Jugendliche für einen Handwerksberuf zu begeistern. „Auch deshalb haben wir in den letzten 10 Jahren 68 Berufe modernisiert.“

Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder: Bereitschaft zur Ausbildung ungebrochen

Bei den Betrieben im Schwalm-Eder-Kreis ist die Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen in den verschiedenen Handwerksberufen auszubilden, ungebrochen. Ca. 45 Ausbildungsstellen konnten laut einer Nachfrage bei den Mitgliedern zum diesjährigen Ausbildungsbeginn nicht besetzt werden. Die offenen Stellen beziehen sich auf fast alle Gewerke. „Wie andere Wirtschaftsbereiche, so hat auch das Handwerk Probleme, geeigneten Berufsnachwuchs zu finden“, sagte Geschäftsführer Jürgen Altenhof. Sehr gute Chancen bieten sich den Jugendlichen in den Berufen des Bauhaupt– und Baunebengewerbe. Gesucht werden bei den Berufen Maurer, Metallbauer, Maler und Lackierer, Tischler ebenso wie in den Ausbildungsberufen Elektroniker oder Anlagenmechaniker. Insgesamt wird deutlich, dass die energetische Gebäudesanierung ein Megatrend ist, der auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Entsprechend positiv ist auch der Ausblick für die genannten Berufe. Trotz des positiven Ausblicks blieb auch die Zahl der neuen Auszubildenden wieder hinter den Erwartungen zurück. Bedauerlich ist, dass die anhaltend guten Chancen für Jugendliche oft nicht hinreichend erkannt werden. Das Handwerk als Wirtschaftsmacht von Nebenan setzt viel in Bewegung, um diese Botschaft an die Schulabgänger und Studienabbrecher zu bringen. Um offene Stellen bewerben und vermitteln zu können, fragt die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder jedes Quartal die offenen Praktikums- und Ausbildungsstellen bei den Innungsfachbetrieben nach.

Bis zum 30.10.2019 sind 320 neue Lehrverträge abgeschlossen worden. Damit wird die Zahl des vergangenen Jahres leicht unterschritten. Altenhof machte deutlich, dass auch Hauptschüler vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk haben. Die Statistik zeigt, dass ca. 50 % der neuen Lehrverträge mit Hauptschülern abgeschlossen wurden. Mit der Schaffung der Stellen „Passgenaue Besetzung“ und „Willkommenslotse“ bietet die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks eine optimale Unterstützung der Betriebe bei der Gewinnung von Auszubildenden. Zudem können die Imagekampagne des Deutschen Handwerks und die Nachwuchskampagne den Handwerksbetrieben helfen, Jugendliche für die Ausbildungsberufe im Handwerk zu gewinnen.

Regelmäßig nehmen die Kreishandwerkerschaft und die Innungen an den Bildungsmessen in Homberg, Fritzlar, Melsungen und Schwalmstadt sowie an der Ausbildungsbörse in Borken teil. Durch die immer sichtbareren Veränderungen der Konjunktur rückt das Handwerk wieder mehr in den Blickpunkt der Schulabgänger und der Studienabbrecher. Der Karriereweg könnte dann so aussehen: verkürzte Ausbildung, Techniker- oder Meisterschule, leitende Position bzw. Selbstständigkeit. Schließlich suchen viele Betriebsinhaber in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Hier bietet das Handwerk ganz große Zukunftschancen für junge Menschen. Die Kreishandwerkerschaft mit ihren angeschlossenen Innungen wird sich weiter bemühen, jungen Menschen die Berufsausbildung im Handwerk näher zu bringen und Karrieremöglichkeiten aufzeigen.

Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg: Ausbildungs-Plus in Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg

Gute Nachrichten bringt die Eintragungsbilanz der neuen Ausbildungsverträge 2019 der IHK Kassel-Marburg für den Schwalm-Eder-Kreis und den Kreis Waldeck-Frankenberg: Mit einem Plus von 2,7 % in Schwalm-Eder und einem weiteren Plus von 2,1 % in Waldeck-Frankenberg liegen beide Landkreise deutlich über dem diesjährigen Gesamtergebnis im IHK-Bezirk von minus 0,3 %. Besonders erfreulich für die IHK-Verantwortlichen ist dabei die Tatsache, dass beide Landkreise sich im Verlaufe des zurückliegenden Jahres deutlich steigern konnten. Lag das Ergebnis 2018 für Schwalm-Eder nur knapp über der Nulllinie mit plus 0,2 % ist ein Zuwachs 2,5 % ein sehr überzeugendes Ergebnis. Noch beeindruckender allerdings zeigt sich die Bilanz in Waldeck-Frankenberg: Mit dem imponierenden Zuwachs von fast acht Prozent präsentieren sich die Ausbildungsbetriebe in der durch ihren hohen Tourismusanteil bekannten Region in ausgezeichneter Verfassung.

Waldeck-Frankenberg: Hotellerie und Gastronomie tragen den Aufschwung

Tatsächlich wird der Aufschwung in Waldeck-Frankenberg von einem starken Gewinn bei den Berufen der Hotellerie und Gastronomie getragen. Besonders bemerkenswert ist dabei die Entwicklung beim Berufsbild Restaurantfachmann: Mit plus 90,9 % (= 21 Verträge in 2019) steigert dieses Ergebnis den herausragenden Saldo des Vorjahres (plus 57,1 %, 11 Verträge) beträchtlich. Ähnlich beeindruckend die Ergebnisse für den Koch: Plus 23,1 % (= 32 Verträge in 2019) machen den negativen Saldo des Vorjahres (minus 33,3%, 26 Verträge) vergessen. Ähnlich beeindruckend die Ergebnisse für den Hotelfachmann, plus 13,8 %. Bildungsberatungs-Teamleiter Enrico Gaede weiß sich mit seinem Kollegen vor Ort, Björn Duen, in der Beurteilung einig: „Zum einen haben unsere Ausbildungsbetriebe ihre Bemühungen um neue Auszubildende beträchtlich verstärkt, zum anderen tragen die vielen Initiativen für die Region, für das Arbeiten und nicht zuletzt die Ausbildung in der Region Früchte. Die Tourismusregion Waldeck-Frankenberg braucht junge Leute und tut etwas dafür. Und das mit Erfolg.“

Ähnlich erfreulich zeigen sich die kaufmännischen Berufe. Hier tragen vor allem die Groß- und Außenhändler (plus 17,4 %), die Büromanager (plus 58,3 %!) und der erst im zweiten Jahr angebotene eCommerce-Kaufmann (plus 66,7 %) eine sehr starke Tendenz: „Auch wenn diese Zahlen absolut gesehen auf den ersten Blick nicht schwindelerregend groß sind,“ ordnet Enrico Gaede das Zahlenwerk ein, „bringen die Prozentzahlen die Dynamik und das Ausbildungsengagement der Region sehr gut zum Ausdruck.“ Die positive Bilanz erhält beim Blick auf klassische Berufsbilder wie den Kaufmann im Einzelhandel (minus 17,5 %), den Verkäufer (minus 27,3 %), Elektroniker (minus 4,8 %) oder den Medientechnologen (minus 33,3 %) einige Eintrübungen. „Hier scheinen sich übergreifende Branchentrends auszuwirken,“ verweisen Gaede und Duen auf die Bilanz im gesamten IHK-Bezirk. Dort nämlich schlägt der Handel insgesamt mit minus 9,9 % und die Metalltechnik mit immerhin noch minus 1,4 % nach noch deutlichen Zugewinnen im Vorjahr zu Buche.

Schwalm-Eder-Kreis: kaufmännische Berufe vorn

Im Schwalm-Eder-Kreis zeigt sich die Bilanz bei den gewerblich-technischen und den kaufmännischen Berufen von sehr unterschiedlichen Tendenzen gekennzeichnet. Traditionell ist die Zahl der kaufmännischen Ausbildungsverträge höher als die der gewerblich-technischen. Konkret bedeutet dies 2019 393 neu abgeschlossene kaufmännische und 206 gewerblich-technische Ausbildungsverträge. Damit verzeichnen die kaufmännischen Berufe ein Plus von 6,5 % im Vergleich zum Vorjahr, während die gewerblich-technischen Berufe 3,7 % einbüßen.

Vor allem zwei Bereiche stützen das positive Gesamtbild der kaufmännischen Seite: Sowohl die Banken intensivierten ihre Ausbildungsanstrengungen und erzielten ein Plus von hervorragenden 38,5 % und übertrafen den positiven Trend im Bankenbereich plus 16,8 % noch beträchtlich, als auch der Logistiksektor. In den verschiedenen Ausbildungsberufen dieses Bereichs schrieben die IHK-Vertragsexperten ebenfalls beeindruckende Zahlen in die Bilanz. So verzeichnete man bei den Kaufleuten für Speditions- und Logistikdienstleistungen einen Gewinn von 111,1 %, die Fachlageristen wuchsen um 95,7 %, die Fachkraft für Lagerlogistik hielt sich stabil auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt bilanzierte die IHK hier 70 neue Verträge: „Hier zeigt sich der Einfluss bestimmter Standortfaktoren wie etwa die Funktion des Schwalm-Eder-Kreises als Transport- und Logistikdrehkreuz mit mindestens nationaler Bedeutung,“ weist Enrico Gaede die Richtung: „Offensichtlich sind die regionalen Entwicklungen derart stark, dass die Betriebe ihre Bewerber intensiv suchen und – das ist das Entscheidende – auch finden.“ Teilnahme an Berufsorientierungsmessen, Schulveranstaltungen oder die IHK-Aktion Perfect Match in 2018 und 2019 sind vielfach ein Muss für die Ausbildungsbetriebe, die nun beginnen, von ihren Aktivitäten zu profitieren. Für den Bankensektor, der in den vergangenen Jahren verstärkt auf Digitalisierung und Automatisierung setzte und deshalb seine Ausbildungsanstrengungen zurückschraubte, scheint dies in ähnlicher Weise zu gelten. Der Bankkaufmann, einer der am meisten nachgefragten klassischen Ausbildungsberufe feiert sein Comeback: „Zumindest in 2019,“ stellt Enrico Gaede klar, der aus Erfahrung weiß, wie viele unterschiedliche Faktoren die Ausbildungsentscheidung letztlich beeinflussen.

Im scharfen Gegensatz zu Waldeck-Frankenberg sieht die Bilanz auf der Soll-Seite vor allem bei der Hotellerie und Gastronomie stark eingetrübt aus. Kann sich der Hotelfachmann mit plus 20 % noch deutlich steigern, bleiben der Koch mit minus 18,2 %, der Restaurantfachmann mit schon minus 42,9 % und der Systemgastronom mit minus 33,3 % deutlich hinter den Erwartungen zurück. Im Vorjahr allerdings zeichnete sich bereits ein vergleichbarer Trend ab, was nach Auffassung des IHK-Experten eher für übergeordnete Branchen- oder Konjunkturprobleme als für ein nachlassendes Ausbildungsinteresse der Betriebe spreche. Auffällig allerdings ist auch die bedauerliche negative Bilanz des Einzelhandels mit minus 8,2 %, Büromanagement mit minus 12,5 % und der Groß- und Außenhandel, der mit einem Minus von 15,2 % abschließt. Punktuell wirksame übergeordnete Einflüsse wie der Brexit könnten den letzteren Beruf zur Zeit beeinträchtigen, die rückläufige Tendenz im Handel ebenso und schließlich die zunehmende Digitalisierung im Büromanagement schlagen als begrenzende Faktoren nieder: „Im nächsten Jahr kann dies aber bereits völlig anders aussehen, wenn Krisen überwunden und wichtige Fragen wie etwa die der modernen Ausbildungsorganisation beantwortet sein werden,“ gibt sich Enrico Gaede optimistisch: „Das Gesamtergebnis für den Schwalm-Eder-Kreis 2019,“ so stellt er abschließend fest, „belegt das eindeutig.“

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