Halbierung des Gifteinsatzes: NABU Hessen fordert Landesplan zur Pestizidreduktion

Wetzlar(pm). Der NABU Hessen fordert die Landesregierung auf, den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft bis zum Jahr 2025 um 50 Prozent zu reduzieren. „Das grassierende Insekten- und Vogelsterben in der freien Feldflur zeigt, dass wir eine drastische Verringerung von Giften auf Feld und Acker benötigen“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Gerhard Eppler. Um das Artensterben zu stoppen, sei es notwendig, klare Ziele für eine zukunftsfähige Landwirtschaft ohne Gifteinsatz zu formulieren und diese in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umzusetzen. „Eine Erfolgskontrolle durch die jährliche Erhebung der Mengen, Wirkstoffe und Flächen, auf denen Pestizide in Hessen eingesetzt werden, ist deshalb unerlässlich“, so Eppler. Zudem müsse es ein zeitnahes Verbot für den Einsatz der Gifte in besonders sensiblen Gebieten wie Natur- und Wasserschutzgebieten geben. Auch die europäischen Schutzgebiete Natura 2000 sollten so schnell wie möglich naturverträglicher bewirtschaftet werden. Der NABU-Plan zur Pestizidreduktion umfasst insgesamt fünf Punkte, um Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und Heuschrecken besser zu schützen.

Der NABU Hessen erwartet von der Landesregierung, dass der im Koalitionsvertrag vereinbarte „deutlich geringere chemische Pflanzenschutz“ (Seite 103) nun zügig umgesetzt wird. Dazu wollen die Koalitionäre „einen Pestizidreduktionsplan erarbeiten und die Beratung und Förderung für eine grundwasserschonende Landwirtschaft in besonders belasteten Gebieten intensivieren“ (S. 108). Die Landesregierung hat zudem in Aussicht gestellt, die Glyphosat-Ausstiegsstrategie fortzusetzen und „landeseigene Betriebe in ihrer Vorbildfunktion [zu] unterstützen, aus dem Einsatz von Glyphosat und Neonicotinoiden auszusteigen.“ (S. 115). Erste konkrete Antworten erhofft sich der NABU von der Vorstellung der hessischen Aktivitäten zum Schutz der Insekten durch Umweltministerin Priska Hinz beim Naturschutzforum 2019 am 17. August in der Stadthalle Wetzlar. Zu der von der Naturschutz-Akademie Hessen organisierten Veranstaltung werden 250 Teilnehmer erwartet.

Der vom NABU Hessen vorgeschlagene Landesplan zur Pestizidreduktion umfasst fünf Punkte, die einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz und zu einer nachhaltigen Landwirtschaft leisten können.

  1. Reduktion: Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wird in Hessen bis zum Jahr 2025 um 50 Prozent reduziert.
  2. Monitoring: Effektive Erfolgskontrolle durch jährliche Erhebung der Mengen, Wirkstoffe und Flächen, auf denen Pflanzenschutzmittel in Hessen eingesetzt werden.
  3. Verbot: In ökologisch besonders sensiblen Gebieten wie Natur- und Wasserschutzgebieten sowie in den europäischen Schutzgebieten Natura 2000 werden Pestizide ab dem Jahr 2022 verboten.
  4. Vorbildfunktion: Das Land verzichtet auf seinen eigenen und verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen ab sofort komplett auf Pestizide.
  5. Unterstützung: Landwirtschaftliche Betriebe werden bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln umfassend unterstützt und beraten.

Hintergrund

Pestizide belasten das Grund- und Oberflächenwasser sowie die Böden und wirken sich negativ auf die biologische Vielfalt aus. Das Insektensterben und der Rückgang der Bestände vieler Vogelarten in der Feldflur zeigen eindrücklich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Pflanzenschutz-Rahmenrichtlinie (2009/128/EG) der EU fordert die Mitgliedstaaten dazu auf, quantitative Reduktionsziele zu verfassen. Dänemark hat den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in nur vier Jahren um 46 Prozent reduziert, Schweden innerhalb weniger Jahre sogar um 75 Prozent. Auch Frankreich hat klar messbare, quantitative Reduktionsziele definiert. Und: Allein durch bessere Beratung wäre eine Reduktion um 20 Prozent zu erreichen, so das Ergebnis des Bundesforschungsvorhabens „Demonstrationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz“. Es ist der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger, dass die Landwirtschaft möglichst naturverträglich und frei von Pestiziden wirtschaftet. Dafür brauchen die landwirtschaftlichen Betriebe Beratung und Unterstützung – und es braucht Transparenz.

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