Hessen zögert bei der Schulgeldfreiheit für therapeutische Berufe

Wiesbaden(pm). Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Dr. Daniela Sommer, und die Vorsitzende des Landesverbands für Physiotherapie Hessen e.V., Yvonne Massuger, haben die schwarzgrüne Landesregierung aufgefordert, sich nicht hinter den Beratungen einer Bund-Länder-Kommission zu verstecken und endlich die Schulgeldfreiheit für therapeutische Heilberufe einzuführen. Erst kürzlich habe es eine Debatte zur Schulgeldfreiheit für therapeutische Berufe im Hessischen Landtag gegeben. Die SPD-Gesundheitspolitikerin kritisierte, dass sich der Bund und die Länder in Sachen Schulgeld gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben.

Sommer sagte am Freitag in Wiesbaden: „Der Bund sagt, die Länder sind verantwortlich, die Länder warten darauf, dass der Bund endlich etwas unternimmt. Das gilt auch für Hessen, wo Sozialminister Kai Klose erst einmal die Ergebnisse der Kommission abwarten will, ehe er das Problem angeht. Und das, obwohl es dreizehn Bundesländer bereits geschafft haben, den Weg zur Schulgebührenfreiheit für die therapeutischen Heilberufe freizumachen. Es geht also – man muss es nur wollen.“ Yvonne Massuger erläutert: „Bis auf drei Bundesländer, darunter Hessen, gibt es Strategien um Schulgeld Freiheit zu erreichen oder wenigstens zu verringern. Das Land Hessen tut leider nichts. Warum kann das Land Hessen nicht auch, wie viele andere Länder wie beispielsweise Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die Abschaffung des Schulgeldes durch Landesmittel beschließen?“

Die beiden Fürstreiterinnen für die Schulgeldfreiheit monierten, dass sich CDU und Grüne im Koalitionsvertrag nicht konkret für die Schulgeldfreiheit aussprächen. Dort stehe lediglich, dass die Koalition die Schulgelder in Blick nehmen wolle. Das sei eindeutig zu wenig: „In den therapeutischen Heilberufen beobachten wir schon länger einen Mangel an Nachwuchs und an Fachkräften. Bei den Physiotherapeuten sinkt die Ausbildungszahl deutlich, ebenso bei den Ergotherapeuten und den Logopäden. Natürlich hält das Schulgeld junge Menschen davon ab, eine entsprechende Ausbildung zu beginnen. Wenn wir die Patientenversorgung in Hessen auch in Zukunft sicherstellen wollen, dann können wir nicht länger zulassen, dass angehende Therapeutinnen und Therapeuten mit Schulden ins Berufsleben starten, weil sie für ihre Ausbildung auch noch bezahlen müssen. Das kann auf mittlere und lange Sicht eine echte Bedrohung für die Versorgung der Patienten in Hessen sein“, sagten Sommer und Massuger unisono. Beide forderten seit Jahren die Erstellung eines Branchenmonitors für Heilmittelerbringer beziehungsweise therapeutische Berufe analog des Pflegemonitors, damit auf Basis von validen Zahlen auch eine Strategie für die Versorgung der Patienten in Hessen erarbeitet werden könne. Bereits in der letzten Legislaturperiode habe die SPD dies in Berichtsanträgen im Hessischen Landtag zum Thema gemacht und den Landesverband Physiotherapie Hessen e. V. in seiner Forderung unterstützt.

Bereits in den vergangenen fünf Jahren sei die Anzahl der Schüler zurückgegangen. Die fallende Tendenz zeige sich auch bei den Abschlüssen. „Nur wenn wir diese Zahlen stichfest erheben, können wir nachsteuern. Neben der Einführung flächendeckender Schulgeldfreiheit, sind ein Branchenmonitor, aber auch insgesamt verbesserte Rahmenbedingungen, wie die Anhebung der Leistungsvergütung auf ein Niveau, das es betriebswirtschaftlich erlaubt, Angestellten ein gerechtes Gehalt zu bezahlen, notwendig. Zudem ist der Bürokratieabbau wichtig, damit mehr Zeit für die Patientenbehandlung bleibt. Alle Verbesserungsvorschläge sind für die Aufrechterhaltung der therapeutischen Berufe und der Versorgung der Menschen essentiell. Hessen hat lange genug gewartet. Es muss sich endlich etwas ändern“, so Massuger und Sommer.

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