Naturschützer legen Ideen für zukunftsweisendes Lahnkonzept vor
Wetzlar(pm). „Ambitionierte, konkrete und messbare Ziele“ fordert der NABU-Landesvorsitzende Gerhard Eppler vom LiLa-Living Lahn-Projekt ein. In Zusammenarbeit mit dem BUND und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) schlagen die Naturschützer zwölf „Zielarten“ für das geplante Lahnkonzept vor. Dieses soll bis 2025 erarbeitet werden. Die ausgewählten Tierarten sind attraktiv, bekannt, leicht bestimmbar und können gleichzeitig als „Indikatorarten“ die gute Qualität auentypischer Lebensräume anzeigen. So steht der Eisvogel für Steilufer, der Flussregenpfeifer für Kiesinseln, das Blaukehlchen für Ufer-Röhricht und der Pirol für Auwälder. Die Fische „Nase“ und „Barbe“ könnten künftig eine für Fischwanderungen durchgängige, frei fließende, sauerstoffreiche und saubere Lahn anzeigen.
„Nur ein kosmetisches Aufhübschen hilft uns nicht weiter“, so der NABU-Landesvorsitzende. Ein aufwändiges Zehn-Jahres-Projekt an einem so großen Flussabschnitt müsse sich ehrgeizige Ziele setzen, die Naturerlebnismöglichkeiten zu verbessern. Die Naturschützer sind in Sorge, dass nach jahrelangen Bürgerbeteiligungsrunden am Ende nur ein „Papiertiger, ein paar Mülleimer und neue Toilettenhäuschen“ herauskommen. Sie appellieren daher an die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und die beteiligten Behörden, nun konkrete Ideen für wirksame Verbesserungen zu entwickeln. Überprüfbare Indikatoren sollen den Erfolg der geplanten Renaturierung der 148 Kilometer langen Bundeswasserstraße bis 2040 messbar machen: Alle zwei Kilometer Grasfrösche, alle drei Kilometer ein Eisvogelpaar, zehn Pärchen der Krickenten, zwanzig Weißstorch-Paare, dreißig Pärchen des Pirols, 100 Paare Blaukehlchen, mindestens 200 Biber und eine Otterfamilie sollen künftig die Lahnaue spannend und erlebnisreich machen.
„Die Lahn braucht mehr Raum“, so Eppler, wenn ein Miteinander von Freizeitnutzung und Artenschutz möglich werden soll. Wo möglich sollte der Raum für eine dynamische Gewässerentwicklung verdreifacht werden. Dann kann es neben dem Hauptstrom auch Stillgewässer, Buchten oder Nebenarme geben. Sie können den in der Vergangenheit verschwundenen Arten eine neue Heimat bieten. Wehre sollten möglichst entfernt oder abgesenkt werden. Wo das nicht möglich ist, könnte eine Umgehung durch einen parallelen strömenden Flussarm geschaffen werden. So gehören zu einer lebendigen Aue mehr Unterwasservegetation, Kiesbänke, strukturreiche Ufer und steile Abbrüche, Altwässer, Flutmulden mit Röhricht, Auenwälder und Feuchtwiesen. Die gewählten Zielarten zeigen all diese auentypischen Lebensräume an. Diese wurden schon vor langer Zeit durch Begradigung, Ausbau und Aufstau der Lahn zerstört. In der Folge sind dann auch die typischen Arten verschwunden, wie Rohrdommel, Purpurreiher, Nachtreiher, Flussuferläufer, Tüpfelsumpfhuhn, Uferschwalbe, Lachs, Geburtshelferkröte, Bachmuschel und viele mehr. Das Zielartenkonzept geht auf die dafür nötigen Maßnahmen ein. Es enthält beispielhaft bereits konkrete ortsbezogene Vorschläge und schildert auch die bestehenden rechtlichen Notwendigkeiten zur Renaturierung der Lahnaue. Es kann auf der NABU-Internetseite unter www.nabu-hessen.de heruntergeladen werden.