Die heimische Knoblauchkröte kehrt zurück

Gefährdete Tierart am Langenbergteich im Sander Bruch ausgesetzt

Kreis Paderborn(krpb). Sie ist klein, gedrungen, mit schlitzförmigen Katzenaugen und in Stresssituationen sondert sie ein Sekret ab, das nach Knoblauch riecht: die Knoblauchkröte. Klar, diesem besonderen Sekret verdankt die Kröte ihren Namen. Aber auch, wenn diese Bezeichnung nach warmen, südlichen Ländern klingt, bei der Knoblauchkröte handelt es sich um eine heimische Art, die im sandigen Gebiet der Senne gute Lebensbedingungen vorfindet. Oder vielmehr: „vorfand“. Denn die Knoblauchkröte steht auf der Roten Liste und zählt zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten in Nordrhein-Westfalen. Deshalb haben der Kreis Paderborn und die Bezirksregierung Münster mit der Unterstützung der Naturschutzstation Münsterland des Naturschutzbundes (NABU) e.V. nun mehrere hundert Kröten am Langenbergteich im Sander Bruch ausgesetzt.

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„Jedes Tier hat seinen Platz im Ökosystem und wenn es wegfällt, gerät die sensible Balance durcheinander“, begründet Marion Schnell, Sacharbeiterin im Umweltamt des Kreises Paderborn, das Engagement der Behörde für die wenig bekannte Froschlurchen-Art. Bis in die 1990er-Jahre war am Langenbergteich eine der wenigen Populationen der sehr versteckt lebenden Art beheimatet. Doch irgendwann verschwanden die Tiere und waren trotz intensiver Suche durch die Biologische Station Kreis Paderborn/Senne e.V. zum Beispiel mit Hilfe eines Unterwasserhörgerätes nicht mehr nachweisbar. Die Wiederansiedlung am alten Lebensort wurde ermöglicht durch das von der Europäischen Union finanzierte Projekt „Atlantische Sandlandschaften“. Das auf zehn Jahre geförderte Gemeinschaftsprojekt Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens hat sich zum Ziel gesetzt, die Bestände besonders gefährdeter Arten und Lebensräume der sandgeprägten Tieflandgebiete in den beiden Bundesländern zu schützen und zu fördern.

 Knoblauchtkröte Gruppenbild Copyright NABU Naturschutzstation Münsterlanjpg Sie setzen sich für das Überleben gefährdeter Tiere ein – hinten v.l.: Corinna Kaiser (Bezirksregierung Münster), Marion Schnell (Kreis Paderborn), Jennica Obazee (Bezirksregierung Münster). Vorne v.l.: Franz Kraskes (Zuchtstation Ennigerloh), , Frank Ahnfeldt (Biologische Station Kreis Paderborn/Senne), , Norbert Menke (NABU-Naturschutzstation Münsterland), Michael Bisping (Zuchtstation in Enniger) Foto: NABU-Naturschutzstation Münsterland

Zusätzlich zu den nun ausgesetzten Jungtieren wurden im April bereits rund 5.000 Kaulquappen im Langenbergteich ausgesetzt. Beide wurden zuvor in der Aufzuchtstation Ennigerloh des NABU-Naturschutzstation Münsterland in mühevoller Arbeit aufgezogen. „Das Gebiet um den Langenbergteich eignet sich besonders, um die hier eigentlich heimische Krötenart wieder anzusiedeln“, erklärt Schnell. Zum einen gehört es dem Kreis und steht unter Naturschutz. Zum anderen weist die Gegend dank der Arbeit des Kreises wieder gute Lebensbedingungen für die Knoblauchkröte auf. Um den Kröten eine bestmögliche Überlebenschance zu bieten, hat der Kreis Paderborn im Rahmen des Förderprojekts vor der Aussiedlung rund um den See verschiedene Maßnahmen durchgeführt wie zum Beispiel die Auflichtung der Binnensanddüne und der Seeufer durch Entnahme von Gehölzen. Die Knoblauchkröte verbringt nur eine sehr kurze Zeit ihres Lebens im Wasser. Nur zur Paarungszeit und zum Ablegen der Kaulquappen sucht sie Gewässer auf, um sich danach wieder sofort an Land in den locker-sandigen und feuchten Untergrund einzugraben. Lediglich zur Jagd nach Käfern, Raupen, Würmern oder kleinen Schnecken kommt sie an die Oberfläche. Drei Jahre wird es dauern, bis die Experten und Naturschützer feststellen können, ob ihre Aussetzungsaktion erfolgreich war. Solange dauert es, bis die nun freigelassenen Jungtiere geschlechtsreif sind. „Kaum hatten wir die Knoblauchkröten ausgesetzt, hatten sie sich innerhalb weniger Minuten in die Dünen eingegraben. Ich habe daher große Hoffnung, dass wir in drei Jahren das für die Knoblauchkröte charakteristische ‚Wock-Wock-Wock‘ der Paarungsrufe am Langenbergteich hören können“, freut sich Landschaftsplanerin Marion Schnell.

LIFE-Programm

Das LIFE-Programm der Europäischen Union fördert seit 1992 Natur- und Klimaschutzprojekte in Europa. Deutschlandweit ist das Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ das erste bundeslandübergreifende Projekt überhaupt im Bereich „Natur“, das im Rahmen des LIFE-Programms gefördert wird. Mit dem auf zehn Jahre angelegten Projekt mit einem Fördervolumen von 16,875 Millionen Euro wollen die Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eine Trendwende beim Verlust der Artenvielfalt und wertvoller Naturräume im sandgeprägten Tiefland einleiten.

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