Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser stellt Nachhaltigkeitsbericht 2017 des Landesbetriebs HessenForst vor
Kassel(pm). „Klimaschutz und -anpassung bleiben zentrale Anliegen im und für den Wald. Die Witterung des Jahres 2017 war für den Wald zwar erträglicher als die Extreme des Dürresommers 2018. Aber dennoch: Auch im vergangenen Jahr war die Pflege des hessischen Staatswaldes geprägt von Klimaschutzmaßnahmen“, erklärte Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser zu Beginn der Vorstellung des Nachhaltigkeitsberichtes von HessenForst für das Jahr 2017.Diesen stellte sie gemeinsam mit Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst, vor. Unabhängig von forstfachlichen Schwerpunkten war der Austausch mit den hessischen Bürgerinnen und Bürgern 2017 ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt des Landesbetriebs. Mit dem ersten Hessischen Staatswaldforum schaffte HessenForst auf Landesebene eine Diskussionsplattform.
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Über 30 Interessenvertreter und -vertreterinnen konnten so ihre Anforderungen und Wünsche an den Wald diskutieren. Waldforen für mehr Transparenz „Für uns Forstleute war das 1. Staatswaldforum sehr wertvoll“, betonte Gerst, „denn nur, wenn wir die Bedürfnisse der einzelnen Interessensvertreter genau kennen, können wir diese miteinander abwägen und bewusst in die Bewirtschaftung des Staatswaldes einfließen lassen.“ Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse dieses ersten Staatswaldforums dienten dem Hessischen Umweltministerium als Grundlage für die Überarbeitung der „RiBeS 2018“ (Richtlinie für die Bewirtschaftung des Staatswaldes), die im Juli dieses Jahres in Kraft gesetzt wurde. Auch die Waldforen auf Forstamtsebene lieferten im vergangenen Jahr erneut wertvolle Beiträge für die mittelfristige Forstbetriebsplanung der Forstämter. Naturschutz und Biodiversität im Fokus HessenForst betreute und pflegte im vergangenen Jahr über 15.000 Hektar Naturschutzgebiete, mehr als 25.000 Hektar „Kernflächen für eine natürliche Waldentwicklung“ und knapp 150.000 Hektar Wald in der Natura-2000-Kulisse. Daneben betreuten die Forstleute ausgesprochen viele Waldwiesen: rund 5.400 Wiesen mit einer Fläche von ca. 8.000 Hektar. „Diese besonderen Wiesen-Biotope sind sehr wichtig, denn sie bereichern das Landschaftsbild, liefern hochwertiges Futter für die Landwirtschaft und sind gleichzeitig echte Juwelen der Biodiversität“, machte Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser deutlich. Um die positiven Wirkungen der Waldwiesen weiter zu verbessern, hatte ein Expertenteam aus Forst, Landwirtschaft und Naturschutz während der vergangenen drei Jahre Eigenschaften der Waldwiesen systematisch erhoben und Maßnahmen zur weiteren Verbesserung erarbeitet. Die Ergebnisse dieses Naturschutzschwerpunktes sowie ein Ratgeber für erfolgreiches Waldwiesenmanagement stellte HessenForst im vergangenen Jahr im Rahmen eines Waldwiesen-Symposiums vor. Überaus seltene und geschützte Pilzarten wurden 2017 in einem etwa zehn Hektar großen Waldgebiet im westlichen Lahn-Dill-Bergland gefunden, wie zum Beispiel der Dottergelbe Spateling oder die Buchenwaldkoralle. Es ist sicher nicht zu hoch gegriffen, hier von einem Biodiversitäts-Hotspot zu sprechen. Weitere Naturschutz-Schwerpunkte aus den Forstämtern waren 2017 die gezielte Waldpflege für das Grüne Besenmoos im Forstamt Wettenberg sowie die Anlage von Nahrungsangeboten und Lebensräumen für den Schwarzstorch im Forstamt Herborn.Mehr Wald, mehr Holz, mehr Klimaschutz Holz ist nicht nur ein ökologisch-vielseitiger Rohstoff, sondern auch ein aktiver Klimaschützer:Die nachhaltige Holznutzung im hessischen Staatswald entlastete die Atmosphäre auch im vergangenen Jahr wieder um mehr als drei Millionen Tonnen CO2. „Unser Wald leistet enorm viel für den Klimaschutz, ist selbst aber stark betroffen von den klimatischen Änderungen“, erläuterte Gerst, „den Wald fit zu machen für den Klimawandel ist deshalb eine unserer Kernaufgaben“. Die Waldverjüngung spiele hierbei eine Schlüsselrolle: Ergänzend zur Naturverjüngung pflanzte HessenForst in 2017 rund 1,3 Millionen Bäume. Dabei handelte es sich zum Beispiel um Eichen, die als besonders wärmetolerant gelten und sich zudem positiv auf die Biodiversität auswirken. Eine weitere gepflanzte Baumart war die Douglasie, die voraussichtlich besser mit den Klimaänderungen zurechtkommen wird als die Fichte. Fachkräfte selber ausbilden:
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75 Jahre Forstliches Bildungszentrum (FBZ)
Im vergangenen Jahr feierte das 1942 gegründete „Ausbildungslager für die deutsche Waldarbeit“ in Weilburg ein besonderes Jubiläum: 75 Jahre forstliche Aus- und Fortbildung. Heute ist das Forstliche Bildungszentrum die zentrale Aildungseinrichtung des Landesbetriebs. Eine lange Tradition, auf die HessenForst stolz ist. „Eine gute Aus- und Fortbildung stellt die Basis für ein hochwertiges Arbeitsergebnis dar“, lobte Dr. Beatrix Tappeser die Arbeit des FBZ. Gerade die professionelle Schulung der Forstwirtinnen und Forstwirten sei wichtig, da die Waldarbeit auch heute gefährliche Momente mit sich bringe. Die bewusst naturnah entwickelten Waldflächen können bei nicht angepasstem Verhalten durch ihren Strukturreichtum und hohe Totholzanteile sowie eine extensive Erschließung ein erhöhtes Gefahrenpotenzial bergen. Eine wesentliche Kenngröße für die Entwicklung der Sicherheit ist die Anzahl meldepflichtiger Unfälle pro 1.000 Beschäftigte. Der Wert für die sog. 1.000-Mann-Quote sank im Jahr 2017 durch weitere Bemühungen im Arbeitsschutz auf 110 Unfälle (Vorjahr: 118 Unfälle) und liegt damit auch 2017 unter dem 5-Jahres-Durchschnitt (116 Unfälle). Ausblick auf das aktuelle Jahr: 2018 ist für den Wald eine echte Herausforderung Erst Orkantief Friederike, dann Trockenheit und Hitze – den Wald und auch die Forstleute freut das nicht: Denn zu den rund 1,77 Mio. Festmetern Windwurfholz kommen jetzt noch mehrere hunderttausend Festmeter Fichtenholz von Bäumen, die von Borkenkäfern befallen wurden. Aufgrund der diesjährig hohen Temperaturen und der Trockenheit haben sich die Schadinsekten rasant ausgebreitet und führen vielerorts zum Absterben der Fichten. Unabhängig von den finanziellen Auswirkungen bereitet den Forstleuten das Absterben der Fichten selbst in den Mischwaldungen Sorge: Aus über Jahrzehnte gepflegten Mischwäldern fallen jetzt die Nadelbäume aus. „Bei der Verjüngung der Bestände werden wir Wert darauf legen, wieder vielfältig strukturierte Waldungen herauszupflegen“, erläuterte Gerst das geplante Vorgehen, „das wird anspruchsvoll und muss weiter durch intensive Jagd auf Reh und Rotwild flankiert werden“. Der Nachhaltigkeitsbericht kann über folgenden Link im Internet abgerufen werden: www.hessen-forst.de/nhk-bericht Auf der Homepage von HessenForst finden Sie auch weitere Informationen zum hessischen Staatswald: www.hessen-forst.de
Hintergrundinformation „Zahlen – Daten – Fakten“
Fakten zum Geschäftsjahr 2017 – Staatswald
• 1,3 Millionen junge Bäume gepflanzt
• 30.000 Hektar gepflegt
• 1,7 Mio. Kubikmeter Holz (= 77 Prozent vom Holzzuwachs) geerntet
• Waldbewirtschaftung und Holznutzung entlasten die Atmosphäre um ca. 3,55 Mio. t
CO2 jährlich
• Gesamtumsatz Rohholzproduktion: rund 107 Millionen Euro
• Aufwand / Investitionen in Umweltsicherung und Erholung: 15,4 Mio. € für Naturschutzmaßnahmen,
Erholungseinrichtungen und für Waldkalkung (auf 5.123 Hektar)
• 305.000 Besucher/-innen allein in den Wildparks Hanau und Weilburg
• 96 Windenergieanlagen im Betrieb
• 119.000 Schüler/-innen und andere Teilnehmer/-innen waldpädagogisch begleitet
Fakten zum Geschäftsjahr 2017 – gesamter Betrieb HessenForst
• Jahresergebnis: 0,2 Millionen Euro
• Betreute Körperschaftswaldbetriebe: 443 Kommunalwaldbetriebe und 308 Gemeinschaftswaldbetriebe
• 2.071 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 122 in Ausbildung