Umweltministerin Priska Hinz nimmt Eckpunktepapier zur zukünftigen Bewirtschaftung des Hessischen Staatswaldes entgegen
Weilburg(pm/nh). Seit September 2017 diskutierten etwa 30 Interessenvertreterinnen und -vertreter ihre Ansprüche an den Hessischen Staatswald. Anlässlich der Abschlussveranstaltung am 07. Februar 2018 im Forstlichen Bildungszentrum Weilburg stellten die Stakeholder Umweltministerin Priska Hinz ihre Ergebnisse vor. Neben breitem Konsens blieben wenige kontroverse Positionen offen. „Es ist das Markenzeichen unserer Politik zur Bewirtschaftung des Hessischen Staatswalds, grundsätzlich Schutz-, Nutz-, Erholungs- und Klimaschutzfunktion auf derselben Waldfläche in Einklang zu bringen“, erklärte Umweltministerin Hinz im Rahmen der Veranstaltung. Vielfältige Interessen erfordern Kompromisse Die über 30 geladenen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Forst- und Holzwirtschaft, Naturschutz, Jagd, Tourismus, Sport und Bildung beschäftigten sich intensiv insbesondere mit den Themen:
• Naturschutz und Biodiversität
• Nachhaltige Holznutzung und Sicherung der Rohstoffversorgung
• Klimaschutz
• Umweltbildung und Walderholung
In kontrovers aber sachlich geführten Diskussionen, die durch eine unabhängige Agentur moderiert wurden, suchten die Teilnehmenden nach gemeinschaftlich tragfähigen Leitsätzen für die künftige Staatswaldbewirtschaftung.Dabei wurde sehr schnell deutlich, dass es Kompromisse braucht, um alle Interessen vollständig zu berücksichtigen. „Eine Herausforderung vor der wir Forstleute täglich stehen. Verschiedene Waldfunktionen gleichzeitig im Blick zu haben, genau das zeichnet unseren Beruf aus“, erklärte Landesbetriebsleiter Michael Gerst, „Umso wichtiger ist das gegenseitige Verständnis der Nutzergruppen und ein möglichst klarer Auftrag für die den Landeswald bewirtschaftenden Forstleute“.
Eckpunktepapier dient dem Umweltministerium als Arbeitsgrundlage
In insgesamt fünf Veranstaltungen hat das Staatswaldforum ein umfangreiches Eckpunktepapier erarbeitet.Als wichtige Punkte sind zu nennen: Der Hessische Staatswald soll weiterhin Lebensräume für seltene oder bedrohte Arten bieten. Zudem plädiert das Forum für integrativen Naturschutz im gesamten bewirtschafteten Staatswald. Dem voranschreitenden Klimawandel soll stärker als bisher durch anpassungsfähige Baumarten begegnet werden, die gleichzeitig einen hohen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Waldverträgliche Wilddichten sind elementar, um vorgenannte Ziele zu erreichen. Das Staatswaldforum spricht sich deutlich für ein starkes Cluster Forst-Holz und seine zahlreichen Arbeitsplätze, insbesondere im ländlichen Raum, aus. Darüber hinaus soll der Hessische Staatswald als wertvoller Ort für Erholung und Umweltbildung erhalten sowie weiterentwickelt werden. Darin sind sich die Stakeholder einig. Trotz breitem Konsens blieben in einigen Punkten auch deutliche Differenzen bestehen. Streitpunkte blieben weitere Flächenstilllegungen, die künftige Nutzungsintensität und mögliche Bewirtschaftungsrestriktionen. Auch darüber, welche Auswirkungen diese Punkte auf die Klimaschutzleistungen von Wäldern haben, gehen die Meinungen einzelner Interessengruppen weit auseinander. Gleiches gilt für die zukünftige Bedeutung nichteuropäischer Baumarten im Hessischen Staatswald. Kontrovers diskutiert wurde schließlich auch, ob und inwieweit Gewinne aus der Bewirtschaftung des Staatswaldvermögens notwendig und mit dem Gemeinwohlauftrag des Landesbetriebs vereinbar sind. Das verabschiedete Eckpunktepapier dokumentiert sowohl das Einvernehmen als auch abweichende Voten
und dient nunmehr dem hessischen Umweltministerium als eine wertvolle Grundlage für die Überarbeitung der Richtlinie für die Bewirtschaftung des Staatswaldes (RiBeS), die bis zum Sommer 2018 abgeschlossen sein soll. „Ich danke allen Beiligten für ihre engagierte und fachliche Arbeit. Für die Bevölkerung sind alle Themen rund um den Wald mit großen Emotionen verbunden. Darum war es uns wichtig, diese Emotionen einzufangen und die zukünftige Nutzung unseres Waldes transparent zur Dikussion zu stellen“, bekräftigte Priska Hinz zum Abschluss des Staatswaldforums.
Umweltministerin Priska Hinz(Grüne) nahm an der abschließenden Diskussion teil und
dankte allen Beteiligten für die engagierte Arbeit. Foto: S. Mann/nh
Hintergrund „RiBeS“:
Die Richtlinie für die Bewirtschaftung des 343.000 Hektar großen Hessischen Staatswaldes – kurz „RiBeS“ – definiert, wie der Hessische Staatswald zu behandeln ist. Sie füllt die im Hessischen Waldgesetz verankerte besondere Gemeinwohlverpflichtung der Staatswaldbewirtschaftung mit Leben und ist für den Landesbetrieb HessenForst verbindlich. Das Zielsystem der aktuellen RiBeS gibt den Forstleuten fünf, im Staatswald gleichrangige Hauptziele vor:
• Schutzfunktion,
• Rohstofferzeugung,
• Erholung, kulturelle Bildung und Umweltbildung,
• Arbeit sowie
• Nutzen für den Waldeigentümer
Die aktuelle Überarbeitung der Richtlinie greift die veränderten Umweltbedingungen, wie z. B. den Klimawandel, auf. Auch gesellschaftliche Entwicklungen sowie entsprechend veränderte Bedürfnisse der Bevölkerung finden Berücksichtigung.