Inklusion mit der Brechstange ohne die notwendigen Ressourcen ist zum Scheitern verurteilt

Frankenberg(pm/nh). Die heimische Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer besuchte gemeinsam mit dem schulpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, MdL Christoph Degen, die Kegelbergschule, um zunächst am Adventskreis teilzunehmen und anschließend über die derzeitige Schulsituation mit dem Schwerpunkt der schulischen Inklusion auszutauschen. Die Kegelbergschule ist eine Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Verbindung mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Sie wird von Schülerinnen und Schülern besucht, die individuelle, in Teilen auch besondere und intensive Hilfen benötigen, um ihr tägliches Leben bewältigen zu können. Harald Vogler, Schulleiter der Kegelbergschule, stand den beiden Landespolitikern zum Gespräch zur Verfügung. Harald Vogler erläutert: „In Zeiten der viel diskutierten Inklusion verstehen wir uns als Angebotsschule, die nicht im Widerspruch zu einer Wertschätzung der Vielfalt menschlichen Daseins steht. Wir sind der Auffassung, dass es im Leben von Menschen durchaus unterschiedlich lang andauernde Phasen geben kann, in denen es notwendig und geeigneter erscheint, im „beschützten Raum“, unter besonderer Begleitung zu lernen und zu leben.“ Diese besondere Begleitung findet unter dem Dach der Kegelbergschule statt. Dort lebt, lernt und arbeitet man gemeinsam. „Inklusion findet bereits hier statt, indem sich eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen begegnet und sie alle mit ihren Besonderheiten und besonderen Bedürfnissen integriert werden. „So betrachtet sind wir – im sich vollziehenden Prozess einer die ganze Gesellschaft betreffenden, lebenslangen Inklusion – ein Mikrosystem, in welchem Inklusion bereits täglich umgesetzt aber auch gelebt wird“, sagt der Schulleiter Harald Vogler. Degen, Sommer und Vogler waren sich schnell einig, dass Inklusion grundsätzlich wünschenswert ist, dabei aber immer die besonderen Bedingungen zu berücksichtigen sind und das Wohl der Schülerinnen und Schüler in den Fokus gestellt werden müsse. Inklusion mit Brechstange ohne die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, ist zum Scheitern verurteilt. Das Recht auf gemeinsame Erziehung, das seit Inkrafttreten der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2009 besteht, komme nur langsam voran, sagt die Sozialpolitikerin Dr. Daniela Sommer. Sie erläutert: „Entscheidend für die Inklusion muss letztlich die individuelle Situation und das Wohl des jeweiligen Kindes sein, sodass eine individuelle Förderung möglich ist. Inklusive Schulen müssen sich daher an die Kinder anpassen, nicht die Kinder an die Schule.“  Degen, früher selbst Förderschullehrer an einer Schule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, ergänzte: „Schulen wie die Kegelbergschule sind in vielen Bereichen weiter als andere Schulen. Sie sind Experten in individueller Förderung, im multiprofessionellen Arbeiten und in ganztägigem Lernen. Sie setzen Maßstäbe auch für die inklusive Beschulung. Diese kann nur gelingen, wenn auch die sogenannten Regelschulen in die Lage versetzt werden, unter ähnlichen Bedingungen zu arbeiten. Hierzu benötigen sie personelle, sächliche und räumliche Ressourcen, damit einerseits so viel Integration und andererseits so viel Differenzierung wie nötig, gewährt werden kann.“ So würden am Ende alle Schülerinnen und Schüler von der inklusiven Beschulung profitieren, auch jene mit besonderen Begabungen oder Teilleistungsstörungen. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Lehrkräftemangels wird den Schulen der Ausbau einer hochwertigen inklusiven Beschulung nicht leichter gemacht, kritisierten Sommer und Degen. „Leider hat die Landesregierung es die letzten Jahre versäumt ausreichend in neue Förderpädagogen zu investieren. Hierauf werden wird eine SPD-geführte Regierung nach der Landtagswahl einen besonderen Schwerpunkt legen, um schrittweise mit dem Ausbau der inklusiven Beschulung voran zu kommen.

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