Ausbildung ist die beste Basis für eine sichere Zukunft

Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaften und Industrie- und Handelskammern ziehen Jahresbilanz 2016/2017

Korbach(nh). Die Jahresbilanz des Ausbildungspakts legten heute die Agentur für Arbeit Korbach, die Kreishandwerkerschaften und IHK-Servicecentren der Landkreise Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder vor, teilten aktuelle Zahlen mit und beurteilten den Ausbildungsmarkt in der Region. 

Agentur für Arbeit Korbach
Fast unverändert ist die Zahl der Bewerber und Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr, meldet die Agentur für Arbeit Korbach für das abgelaufene Berichtsjahr in Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder. So zeigt die aktuelle Bilanz 2347 betriebliche Ausbildungsplätze, 6 oder 0,3 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Dagegen sank die Anzahl der Lehrstellensuchenden minimal um 1 oder 0,0 Prozent auf jetzt 2377 Personen. Am Ende standen 151 unversorgte Bewerber 132 unbesetzten Berufsausbildungsstellen gegenüber. Für Waldeck-Frankenberg heißt das 1398 betriebliche Berufsausbildungsstellen (plus 87, plus 6,6 Prozent) und 1175 Bewerber (plus 51, plus 4,5 Prozent). In Schwalm-Eder sind es 949 betriebliche Berufsausbildungsstellen (minus 81, minus 7,9 Prozent) und 1202 Bewerber (minus 52, minus 4,1 Prozent).Im gesamten Agenturbezirk wurden die meisten Auszubildenden gesucht in den Berufsbereichen Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung (757), kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus (646) sowie Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung (323). Die Top 5 der gemeldeten Lehrplätze belegen Kaufmann/frau im Einzelhandel vor Industriekaufmann/frau, Koch/Köchin, Hotelfachmann/frau und Industriemechaniker/in. Seitens der Bewerber rangieren Kaufmann/frau Büromanagement vor Kaufmann/frau Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker/in Pkw-Technik und Verkäufer/in auf den ersten fünf Plätzen, gefolgt von Industriekaufmann/frau, Medizinische/r Fachangestellte/r und Industriemechaniker/in. Bei der Qualifikation der Schulabgänger nahm binnen Jahresfrist der Anteil der Abiturienten um 8,3 Prozent zu, ebenso wie der der Bewerber mit Hauptschulabschluss um 10,3 Prozent stieg. Einen Rückgang gab es beim Realschulabschluss um 8,6 Prozent und bei der Fachhochschulreife um 12,3 Prozent. „Eine fundierte Ausbildung ist die beste Basis und bringt gute Chancen auf einen sicheren Arbeitsplatz und einen höheren Verdienst“, appelliert Uwe Kemper, Leiter der Agentur für Arbeit Korbach, an Jugendliche. Stattdessen über eine der Helferstellen, die aufgrund der guten konjunkturellen Lage aktuell zahlreich angeboten würden, in den Beruf zu starten, sei langfristig zu riskant.

Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg
Ein Plus von 4 Prozent verzeichnete die Kreishandwerkerschaft Waldeck – Frankenberg zum 30. September bei den neu eingetragenen Lehrverträgen. Aktuell haben 391 junge Menschen mit einer Ausbildung im Waldeck-Frankenberg – Handwerk begonnen. „Damit sind unsere Bemühungen, die Zahlen des Vorjahrs zu halten, mehr als aufgegangen. Das ist ein ausgesprochen erfreuliches Ergebnis. Es zeigt uns, dass wir die Trendwende in der Nachwuchssicherung schaffen“, bilanziert Hauptgeschäftsführer Gerhard Brühl die Lehrstellensituation im Handwerk. „Deshalb werden wir auch künftig darauf setzen, mit vielen unterschiedlichen Maßnahmen und Projekten Betriebe und Jugendliche möglichst direkt in Kontakt miteinander zu bringen“ beschreibt Gerhard Brühl die Strategie in der Nachwuchswerbung. Auch wenn bei der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg zum jetzigen Zeitpunkt mehr neue Ausbildungsverträge als im Jahr zuvor eingetragen waren und die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe nach wie vor hoch ist, bleiben aber immer noch zu viele Lehrstellen im Handwerk unbesetzt. Die rückläufige Zahl von Ausbildungsbewerbern, bei manchen Jugendlichen mangelnde Ausbildungsreife, falsche Vorstellung aufgrund unzureichender Berufsorientierung – das sind Herausforderungen für unsere Betriebe. Voraussichtlich bleiben in diesem Jahr erneut 50 Ausbildungsstellen im Handwerk in Waldeck-Frankenberg unbesetzt und das, obwohl innerhalb der nächsten fünf Jahre im Schnitt zwei Mitarbeit pro Betrieb in Rente gehen. Zu den sinkenden Schulabgänger zahlen kommt der Trend zur höheren Schulbildung hinzu. Deutschland braucht doch nicht nur Dichter und Denker. Wir brauchen vor allem junge Menschen, die das Zeug dazu haben, die Stufen der beruflichen Bildung erfolgreich zu erklimmen. „Die Nachwuchssicherung und Nachwuchswerbung wird auch im kommenden Jahr ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Arbeit sein“, erklärt Brühl weiter. Dazu werde die Kreishandwerkerschaft auch künftig um gute Haupt- und Realschüler werben und weiterhin versuchen, junge Migranten und ihre Familien für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Ferner werde der Fokus auf Abiturienten und Studienaussteigern liegen. Mit Blick auf den notwendigen Führungskräftenachwuchs in den Handwerksbetrieben und auf die innovativen Technologiefelder werben wir auch um mehr Gymnasiasten. Es gehört zur Tradition des Handwerks, dass wir für unsere Ausbildung Jugendliche mit unterschiedlichen schulischen, sozialen und kulturellen Hintergründen rekrutieren. Denn wie heißt es zu recht auf den Plakaten der Imagekampagne: Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern, wo man hin will“. Jeder fünfte Handwerker hat heute eine Zuwanderungsgeschichte, so haben mit Ausbildungsbeginn in Waldeck–Frankenberg 24 anerkannte Flüchtlinge eine Perspektive im Handwerk erhalten. Eine Ausbildungschance geben wir Jugendlichen mit allen Bildungsabschlüssen. So verfügen aktuell 58 Prozent unserer Ausbildungsanfänger über einen Hautschulabschluss beim Ausbildungsstart. Brühl ließ keinen Zweifel daran, dass das Handwerk jungen Menschen eine gute Zukunft bietet. „Egal ob erneuerbare Energien, modernste Haustechnik oder E-Mobilität – viele aktuelle technische Entwicklungen sind ohne das Handwerk nicht denkbar. Dementsprechend orientiert sich auch die Berufsausbildung an den neuesten technischen Entwicklungen. Attraktive Berufsbilder sind ein Muss, um Jugendliche für einen Handwerksberuf zu begeistern. Auch deshalb haben wir in den letzten 10 Jahren 68 Berufe modernisiert.“ Dabei liegen die Perspektiven für die jungen Menschen nicht nur in den zukunftsweisenden Arbeitsfeldern, sondern auch in der persönlichen Karriereplanung. „Das Handwerk bietet vielseitige Fortbildungen, die bis zum Meistertitel führen. Dazu suchen in den nächsten Jahren viele Betriebsinhaber einen Nachfolger. Damit bietet das Handwerk jungen Menschen große Zukunftschancen“, ist sich Brühl sicher.

Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder
Die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder mit ihren ca. 1000 Mitgliedsbetrieben ist ein starker Partner in der dualen Ausbildung. Die Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen in den verschiedenen Handwerksberufen auszubilden, ist ungebrochen hoch. Die Betriebe sind auf die neuen Berufsbilder und Ausbildungsordnungen gut eingestellt. Ca. 60 Ausbildungsstellen konnten zum diesjährigen Ausbildungsbeginn nicht besetzt werden. Die offenen Stellen beziehen sich auf fast alle Gewerke. „Wie andere Wirtschaftsbereiche, so hat auch das Handwerk Probleme geeigneten Berufsnachwuchs zu finden“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer Wolfgang Scholz. Sehr gute Chancen bieten sich den Jugendlichen im Bereich der Bau- und Ausbauberufe. So z. B. in der Gebäudesanierung, Nutzung von erneuerbaren Energien, der modernen Haustechnik oder Energieeinsparung. Viele aktuelle technische Entwicklungen sind ohne das Handwerk nicht denkbar. Die Vakanz offener Stellen zieht sich durch fast alle Gewerke. Die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder fragt jedes Quartal die offenen Praktikums- und Ausbildungsstellen bei den Innungsfachbetrieben ab. Bis zum 30.10.2017 sind 376 neue Lehrverträge abgeschlossen worden. Damit konnte die Zahl des vergangen Jahres leicht übertroffen werden. Scholz machte deutlich, dass auch Hauptschüler vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk haben. Die Statistik zeigt, dass ca. 50 % der neuen Lehrverträge mit Hauptschülern abgeschlossen wurden. Mit der Schaffung der Stelle „Passgenaue Besetzung“ zur Mitte des Jahres, sollen die Betriebe bei der Gewinnung von Auszubildenden unterstützt werden. In den Blickpunkt rücken auch Ausbildungsverhältnisse mit Flüchtlingen. Das Handwerk ist traditionell ein Wirtschaftsbereich, in dem viele Menschen aus anderen Ländern einen beruflichen Neuanfang finden. Bereits jetzt sind über 50 Ausbildungsverträge und Einstiegsqualifikationen zwischen Handwerksbetrieben und Flüchtlingen abgeschlossen worden. Die Zahl könnte noch deutlich höher sein. Hinderlich sind oft die mangelnden Sprachkenntnisse der Flüchtlinge und die vielen bürokratischen Hürden. Aus Sicht vieler Betriebe dauern die Prozesse zu lang. Mit der Schaffung der Stelle des Willkommenslotsen, als Unterstützung für Handwerksbetriebe, sollen die Integrationsbemühungen verstärkt werden. Bei der Ausbildung junger Flüchtlinge hat sich die Einstiegsqualifizierung als gutes Instrument erwiesen, das weiter ausgebaut werden sollte. Die Imagekampagne des Deutschen Handwerks und die Nachwuchskampagne sollen helfen, Jugendliche für die Ausbildungsberufe im Handwerk zu gewinnen. Die Kreishandwerkerschaft hat sich auch in diesem Jahr an den Bildungsmessen in Homberg, Melsungen und Schwalmstadt sowie an der Ausbildungsbörse in Borken beteiligt. Darüber hinaus fand in diesem Frühjahr eine Handwerksausstellung mit Nachwuchswerbung im Einkaufszentrum dez in Kassel statt. Weiterhin unterstützt die Kreishandwerkerschaft das Projekt „Jobstarter“ der Jugendwerkstatt Felsberg. Hier sollen die Ausbildungsberufe des Handwerks Schülern näher gebracht werden. Auch Studienabbrecher können im Handwerk noch freie Ausbildungsstellen besetzen. Der Karriereweg könnte dann so aussehen: Verkürzte Ausbildung, Techniker- oder Meisterschule, Leitende Position bzw. Selbstständigkeit. Schließlich suchen viele Betriebsinhaber in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Hier bietet das Handwerk ganz große Zukunftschancen für junge Menschen.
Die Kreishandwerkerschaft mit ihren angeschlossenen Innungen wird sich weiter bemühen, jungen Menschen die Berufsausbildung im Handwerk näher zu bringen und Karrieremöglichkeiten aufzeigen.

Industrie- und Handelskammer Waldeck-Frankenberg
Zum Stichtag 30. September 2017 hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel für den Kreis Waldeck-Frankenberg 736 neu eingetragene Berufsausbildungsverträge registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich eine Steigerung von 20 (plus 2,8 %). Die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge blieb im gewerblich-technischen bei 303 (Vorjahr 303) gleich. Im kaufmännischen Bereich gab es eine Steigerung von 20 (Vorjahr 413) eingetragenen Verträgen auf 433 (plus 4,8 %). Von den 736 Neueintragungen in Waldeck-Frankenberg entfallen 433 auf kaufmännische und 303 auf gewerblich-technische Berufe. Die Wirtschaft reagiert auf den spürbaren Fachkräftemangel und hält die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze nach wie vor auf einem hohen Niveau. Dies gilt durchgängig für alle Ausbildungsberufsbilder. „Insgesamt setzen die Unternehmen aus dem Kreis stark auf das Thema Ausbildung und übernehmen damit Verantwortung für junge Menschen“, so Bildungsberater Björn Duen. Und weiter: Für die Unternehmen in Waldeck-Frankenberg stellt die Berufsausbildung im eigenen Betrieb einen wesentlichen Baustein zukünftiger Fachkräftesicherung dar. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze bewegt sich daher nach wie vor auf hohem Niveau. Dies gilt durchgängig für alle Ausbildungsberufsbilder. Leider können immer mehr verfügbare Ausbildungsplätze nicht mit geeigneten Bewerbern besetzt werden. Trotz einer nie dagewesenen Fülle an berufsspezifischen Informationen gibt es nach wie vor viele Ausbildungsberufe, die trotz bester Berufsperspektiven nicht nachgefragt werden. Die IHK Kassel-Marburg bietet mit der IHK-Lehrstellenbörse unter www.ihk-lehrstellenboerse.de, die auch ein Praktikumsportal und Duale Studiengänge beinhaltet, Unternehmen und Jugendlichen eine komfortable Plattform, auf der Informationen bereitgestellt, Fragen beantwortet und Kontakte geknüpft werden können. Da die Börse auch eine gezielte Suche nach Studienabbrechern erlaubt, können Unternehmen auch diesen „Pool“ für die Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte nutzen. Die duale Berufsausbildung ist heute und auch zukünftig eine gute Basis für die Berufskarriere. Die vielfältigen Aufstiegsmöglichkeiten über das duale System gilt es den Absolventen der allgemeinbildenden Schulen auch als Alternative zum Studium zu verdeutlichen. Die IHK Kassel-Marburg wird auch zukünftig Projekte mit dem Ziel der Verbesserung der Ausbildungsreife und Berufsorientierung unterstützen.

Industrie- und Handelskammer Schwalm-Eder
Ein Plus an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zum Start in das Ausbildungsjahr 2017 kann die Industrie- und Handelskammer im Schwalm-Eder-Kreis verzeichnen. 583 junge Menschen haben einen Ausbildungsvertrag in einem anerkannten Ausbildungsberuf abgeschlossen und sind auf dem Weg, sich zur Fachkraft zu qualifizieren. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich hier ein Plus von 33 Verträgen (6,0 %) insgesamt. In den gewerblichen-technischen Ausbildungsberufen kann ein Zuwachs von 30 Verträgen (18 %) verzeichnet werden; im kaufmännischen Bereich liegt die Steigerung bei absolut 3 Verträgen. Erfreulich ist die Besetzung der freien Ausbildungsplätze in den gewerblich-technischen Berufen; hier gab es in den vergangenen Jahren doch in einzelnen Berufen wie dem Mechatroniker, Verfahrensmechaniker oder auch Zerspanungsmechaniker Schwierigkeiten, angebotene Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. In der Gastronomie konnte die Zahl der Neuverträge wieder mit 36 Ausbildungsverträgen stabil gehalten werden. Der Einzelhandel hat sich nach einem Einbruch zu Beginn des Ausbildungsjahres 2016 wieder sehr gut erholt; bei den Verkäufer/-innen kann ein Zuwachs von 15 Auszubildenden gemeldet werden. Die Berufsausbildung stellt für die Unternehmen im Landkreis Schwalm-Eder einen wesentlichen Baustein zukünftiger Fachkräftesicherung dar. Jedoch können immer weniger verfügbare Ausbildungsplätze besetzt werden. Bei nicht so bekannten Ausbildungsberufen besteht ein Mangel an Bewerbern. Die IHK-Lehrstellenbörse unter www.ihk-lehrstellenboerse.de ist für ausbildungswillige Unternehmen und auch für suchende Jugendliche eine geeignete Plattform, gezielt zu suchen. Die von der IHK Kassel – Marburg eingerichteten Berufswahlbüros, diverse Projekte und Maßnahmen zur Unterstützung der Berufsorientierung sowie die Veranstaltungen zur Etablierung neuer Berufe werden auch in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil der Arbeit der Bildungsberatung der IHK Kassel – Marburg im Schwalm-Eder-Kreis sein.

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.