Wiesbaden/Berndorf(nh). In Twiste ist nun die Ortsumgehung geplant. Dr. Daniela Sommer, die heimische SPD-Abgeordnete, kann die Bürgerinnen und Bürger Berndorf sowie das Anliegen und das Unverständnis der Bürgerinitiative Berndorf verstehen: „In Twiste werden in Zukunft weniger LKWs und PKWs durch Dorf rollen und Berndorf, das von der gleichen Verkehrs- und Lärmbelästigung betroffen ist, hat Nachsehen. Das zu erklären und nachzuvollziehen ist natürlich sehr schwer.“ Bewertungsgrundlage aller bisherigen Entscheidungen scheinen nach wie vor die relativ alten Zahlen aus der Verkehrszählung von 2010 zu sein, das geht auch aus der kleinen Anfrage von Dr. Daniela Sommer hervor. Hier wurden für Berndorf 12284 KFZ mit einem Schwerlastanteil von knapp 10% erfasst. „Die Zählung, die im März 2012 in Berndorf durchgeführt wurde, geht in die Bewertung nicht ein. Hier war der Schwerverkehrsanteil mehr als doppelt so hoch,“ bedauert die heimische Abgeordnete. Gespannt wartet ganz Berndorf auf die Zahlen der Zählung von 2015. Diese werden derzeit zurückgehalten: „Das lässt nichts Gutes ahnen“, sagt Sommer. Ihr ist es so wie der Bürgerinitiative wichtig, dass in allen zukünftigen Bewertungen, die aktuellen Zahlen berücksichtigt werden. In der kleinen Anfrage, die die heimische Abgeordnete Dr. Daniela Sommer, an den Verkehrsminister Al-Wazir gestellt hat, wird Aussicht auf die Anordnung einer 30er Zone gestellt: „Die Bürgerinitiative kann sich über die Aussicht, dass ggf. eine 30er Zone eingerichtet wird, freuen. Dies ist ein kleiner, aber wichtiger erster Schritt zu etwas mehr Nachtruhe. Mehr Nachtruhe ist wichtig für einen generierenden Schlaf. Aber auch weitere Maßnahmen müssen folgen, da Lärm krankmacht! Denn auch „Tempo 30“ vermindert die Anzahl der durchfahrenden Fahrzeuge in keiner Weise und die Motorgeräusche vor allem bei LKWs werden weiterhin deutlich hörbar seien.“
Sommer sagt abschließend: „Die Fragen der Bürgerinitiativen bleiben leider auch nach Beantwortung der kleinen Anfrage offen: – Warum wird Berndorf mit der höchsten Lärmkennziffer sowie der größten Verkehrsbelastung durch die B252 im gesamten Landkreis Waldeck-Frankenberg die niedrigste Priorität bei der Planung und dem Bau der Ortsumfahrungen zugewiesen? Warum wird Berndorf nicht in den vordringlichen Bedarf eingeordnet? – Ich werde mich weiterhin für die Bürgerinitiative einsetzen. Eins ist sicher: Die Bürgerinnen und Bürger in Berndorf wünschen sich, dass auf gute Worte der Bundes- sowie der Landesregierung, die bei Terminen vor Ort gefallen sind, auch Taten folgen. Doch noch fehlt die vordringliche Bedarfseinstufung, die für die Ortsumgehung Berndorf aber so wichtig ist. Die Landesregierung hat derzeit keine Priorisierung der Ortsumgehung, da sie weiterhin als „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestuft wird. Der Handlungsbedarf aber bleibt.“
Hintergrund:
Schon weit unter einem Schalldruckpegel von 85 Dezibel kann Lärm krank machen – selbst dann, wenn er gar nicht als störend wahrgenommen wird. Lärm ist ein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Krach löst Stressreaktionen aus, Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden verstärkt gebildet, was wiederum den Blutdruck steigen lässt, die Herzfrequenz beschleunigt und die Blutgerinnung aktiviert. Schätzungen zufolge sind allein etwa 4000 Herzinfarkte jährlich in Deutschland auf Straßenverkehrslärm zurückzuführen. Die Bürgerinitiative Berndorf kämpft seit Jahren für eine Ortsumgehung. Laut Lärmaktionsplan des Regierungspräsidiums Kassel führe Berndorf mit einer Lärmkennzahl von 438 nicht nur den Landkreis Waldeck-Frankenberg an, sondern liege noch mit Abstand vor Orten in den Kreisen Werra-Meißner und Schwalm-Eder. Berndorf sei der einzige Ort an der B 252 zwischen Rhoden und Marburg, für den es noch nicht einmal eine konkrete Trassenplanung gibt. Der Abschnitt ist im Bundesverkehrswegeplan mit dem Status „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ versehen, Planungen müssen nun folgen, für die Umgehung kann konkretes Baurecht geschaffen werden.