Frankfurt(nh). Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen hatte zum Neujahrsempfang in die Nationalbibliothek in Frankenfurt eingeladen. Delegierte des VdK Bezirks Marburg, d. h. aus Marburg-Biedenkopf und Waldeck-Frankenberg waren mit ihrer stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Daniela Sommer anwesend. Der VdK Hessen-Thüringen forderte entschlossenes politisches Handeln gegen die zunehmende Armut. „Trotz der guten Wirtschaftslage wächst der Anteil der Bevölkerung, der von Armut bedroht ist“, sagte der VdK-Landesvorsitzende Karl-Winfried Seif auf dem Neujahrsempfang des Sozialverbands. „Mittlerweile leben fast 900.000 armutsbedrohte Menschen in Hessen.“ Gleichzeitig besäßen die oberen zehn Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte des Vermögens. „Es ist nicht hinnehmbar, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet“, stimmten die VdKler aus Marburg-Biedenkopf und Waldeck-Frankenberg mit Seif überein. Besonders besorgniserregend aus Sicht des VdK ist die steigende Kinderarmut. 2015 waren mehr als 144.000 Kinder und Jugendliche in Hessen auf Hartz IV angewiesen. Das bedeutet gegenüber 2011 eine Zunahme um fast 8 Prozent. „Das Bildungs- und Teilhabepaket, das vor sechs Jahren eingeführt wurde, um Kindern und Jugendlichen ein Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben zu ermöglichen, hat leider im Bereich der Lernförderung so gut wie nichts gebracht“, so Dr. Daniela Sommer. Weniger als fünf Prozent der Berechtigten erhielten eine Lernförderung. Bei der sozialen und kulturellen Teilhabe werde höchstens mal ein Wert von 20 Prozent erreicht. „Es muss dringend nachgebessert werden, damit Bildung und die Chancen auf schulisches Weiterkommen nicht weiter vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, fordern die VdK-Mitglieder daher. „Gleiche Bildungschancen für alle zu schaffen, unabhängig von der sozialen Herkunft, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Politik.“, so die stellvertretende Vorsitzende. Um die soziale Spaltung zu stoppen, fordert den VdK auch wirksame Maßnahmen gegen die Altersarmut. Bei den 65-Jährigen und Älteren ist die Armutsgefährdungsquote zwischen 2006 und 2015 in Hessen um ein Drittel von 10,2 auf 13,7 Prozent gestiegen. Das Problem werde sich noch verschärfen, wenn Arbeitnehmer, die heute zwischen 40 und 60 Jahre alt sind, in Rente gehen. Den besonders gefährdeten Gruppen dieser Generation – Arbeitnehmern im Niedriglohnbereich, Teilzeitbeschäftigten, Minijobbern und Alleinerziehenden – werde es nicht gelingen, über eine private kapitalgedeckte Versicherung die Kürzungen in der gesetzlichen Rente auszugleichen. Der VdK fordert deshalb eine Stabilisierung des Rentenniveaus auf mindestens 50 Prozent vor Steuern.