NABU Hessen fordert umfassende Ursachenforschung der Vogelgrippe
Wetzlar / Bad Arolsen(nh). In den letzten Tagen wurde am nordhessischen Twistesee der erste mit dem H5N8-Virus infizierte Wildvogel aufgefunden. NABU-Ornithologe Maik Sommerhage war beim Rundgang auf eine tote Tafelente gestoßen und verständigte sofort das Veterinäramt. Der Referent für Vogelschutz beim NABU-Landesverband warnt davor, sich bei der Bekämpfung der Vogelgrippe ausschließlich auf wild lebende Vögel zu konzentrieren: „Die Ursachenforschung zur Ausbreitung der Vogelgrippe darf nicht einseitig betrachtet werden“. Während unbestritten sei, dass bei einem akuten Auftreten der Vogelgrippe unter Wildvögeln die Gefahr bestünde, dass Hühner- und Gänsefarmen durch Wildvögel infiziert werden könnten, hieße das noch lange nicht, dass andere Infektionswege ausgeschlossen seien. „Gerade bei geschlossenen Massentierhaltungen ist ein Vireneintrag über den weltweiten Geflügelhandel und seine Stoffströme wahrscheinlicher als eine Infizierung durch Kontakt mit erkrankten Wildvögeln“, so Sommerhage. Das Auftreten zahlreicher erkrankter Reiherenten an drei Orten in Mitteleuropa lässt den NABU Hessen vermuten, dass es eine Ansteckungsquelle in Osteuropa gab, von der die Enten während der kurzen Inkubationszeit der Krankheit auf dem Weiterzug nach Westen die hiesigen Rastgebiete wie den Twistesee im Waldecker Land erreichten. Dort rasten derzeit zahlreiche Arten in höherer Zahl wie Pfeif-, Reiher- und Tafelenten, aber auch Grau- und Nilgänse. „Als Verursacher sind mit Geflügelkot gedüngte Fischteiche im Osten denkbar, auch wenn das Teichdüngen in der Regel verboten ist“, so Sommerhage. Sowohl zum Schutz der Geflügelwirtschaft als auch für das Wohl der Wildvögel fordert der NABU Hessen die Behörden daher auf, sich bei der Ursachenforschung für die Verbreitung der Vogelgrippe nicht auf die Verbreitung durch Wildvögel zu beschränken. Für eine effiziente Seuchenbekämpfung müssten alle Optionen vorbehaltlos geprüft werden. Von der Vogelgrippe sind primär Enten, Gänse und Hühner betroffen. Der NABU Hessen ruft dazu auf, Totfunde den Veterinärämtern der Landkreise zu melden und in den kommenden Wochen die Augen offen zu halten, vor allem im Bereich von Gewässern. Die verendeten Vögel können dann zeitnah von den Behörden eingesammelt werden. NABU-Experte Sommerhage betont, dass nach bisherigem Wissensstand keine Gefahr für Menschen und Haustiere besteht. „Trotzdem sind Vorsichtsmaßnahmen geboten. Man sollte keinesfalls Vogelkadaver anfassen oder einsammeln.“