Korbach(ots/nh). Die hohe Zahl der Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung (Wildunfälle) im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist der Grund für die Einrichtung eines Arbeitskreises “Wildunfälle” der bereits seit November 2009 besteht. Er setzt sich aus Vertretern von Hessen-Mobil, Jägerschaft, Hessen Forst, der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei zusammen. Der Arbeitskreis trifft sich zweimal jährlich mit dem Ziel, Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahl der Wildunfälle zu verringern. Damit soll die Verkehrssicherheit für Mensch und Tier erhöht werden. Der Arbeitskreis beschloss ein ganzes Maßnahmenbündel, um dieses Ziel zu erreichen: In einem ersten Schritt wurden die polizeilich registrierten Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung erfasst und visualisiert, um Unfallschwerpunkte zu erkennen. Der Schilderwald wurde ausgedünnt und das Zeichen 142 (Wildwechsel) nur an den unfallträchtigen Strecken belassen. An verschiedenen Standorten installierte Hessen-Mobil große Warnschilder “Könnten Sie jetzt noch bremsen?” Zu besonders unfallträchtigen Zeiten wird in der örtlichen Presse auf die Wildunfallgefahr während der Brunft- und Blattzeiten hingewiesen. Als überaus vielversprechend gilt das Anbringen von blauen Wildwarnreflektoren an besonders unfallträchtigen Strecken. Zwischenzeitig wurden Wildwarnreflektoren im Wert von etwa 10.000 Euro eingebaut. Die Finanzierung erfolgte durch die Sparkassenstiftung und mit freundlicher Unterstützung der Hegegemeinschaften, einem Zusammenschluss der Jagdpächter und Jagdrechtsinhabern. Wenn man sich die Zahlen aus der Verkehrsunfallstatistik im Landkreis Waldeck-Frankenberg unreflektiert betrachtet, kann man zu dem Schluss kommen, dass diese Maßnahmen nicht greifen. Im Jahr 2015 verzeichnet die Statistik insgesamt 1385 Wildunfälle.Das sind 33,8 % an der Gesamtzahl der Unfälle (3927). Diese Zahl bedeutet die höchste Zahl der Wildunfälle seit Einführung des Arbeitskreises.
Jahr | Gesamtzahl Unfälle | Wildunfälle | prozentualer Anteil |
2011 | 3974 | 1140 | 30,9 |
2012 | 3783 | 1326 | 35,1 |
2013 | 3727 | 1211 | 32,5 |
2014 | 3803 | 1328 | 34,9 |
2015 | 3927 | 1385 | 33,8 |
Die Vertreter des Arbeitskreises “Wildunfälle” ziehen aber andere Schlüsse:Sandra Theiß vom Regionalen Verkehrsdienst der Polizei: “Blaue Wildwarnreflektoren sind bereits in anderen Regionen eingesetzt. In Thüringen wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet und man stellte fest, dass das Wild die blauen Reflektoren deutlich besser wahrnimmt als die weißen oder roten Reflektoren. An den Teststrecken in Thüringen konnte ein Rückgang der Wildunfälle von bis zu 30 % registriert werden. Auf Teststrecken im Schwarzwald sind sogar noch bessere Ergebnisse erzielt worden. Auch im benachbarten Schwalm-Eder-Kreis und Marburg-Biedenkopf wurde auf den mit blauen Reflektoren versehen Streckenabschnitten eine Verringerung der Wildunfälle um 50 % erzielt”. Im Landkreis Waldeck-Frankenberg zeigt sich diese Verringerung der Wildunfallzahlen noch nicht so deutlich. Wenn auch die Gesamtzahl der Wildunfälle auf nunmehr 3927 gestiegen, ist die Zahl der Wildunfälle auf den mit blauen Reflektoren versehenen Streckenabschnitten rückläufig. Die Statistik verzeichnet dort einen Rückgang um 8 %. Die Mitglieder des Arbeitskreises sind sich einig: “Die ergriffenen Maßnahmen müssen langfristig betrachtet werden. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass die Zahlen in diesen Bereichen weiter rückläufig sein werden. Ziel muss es sein, alle Strecken mit blauen Wildwarnreflektoren auszurüsten. Dadurch würde die Verkehrssicherheit für Mensch und Wild deutlich erhöht”.