Kassel(nh). Wer schon einmal auf der A7 Richtung Süden unterwegs war, hat sie bereits passiert – die Grünbrücke bei Fulda. Der fünfzig Meter breite Übergang ist einzigartig in Hessen und wichtig für die Biotopvernetzung. Seltene Tierarten wie Wildkatze, Luchs und Kreuzotter können hier die Autobahn gefahrlos überqueren – ansonsten ein tödliches Unterfangen. Es ist besser Brücken zu bauen als Mauern, so ein afrikanisches Sprichwort. Genau das haben engagierte Försterinnen und Förster in Zusammenarbeit mit HessenMobil, den zuständigen Naturschutzbehörden und dem Land Hessen getan: Die erste hessische Grünbrücke ist seit 2011 Realität. Autobahnen stellen für unsere heimischen Wildtiere eine kaum überwindbare Barriere dar. „Ein genetischer Austausch zwischen den Populationen beiderseits einer Autobahn ist nahezu unmöglich“, erklärt Jörg Burkard, Experte für Wald-Naturschutz bei HessenForst und Mitinitiator des Brückenprojekts, „Bei seltenen Arten – wie z.B. der Wildkatze – ist das besonders ungünstig“. Darüber hinaus drohe Gefahr für Tier und Mensch, wenn das Wild sich auf die Straße verirrt. Jährliche kommt es in Hessen zu etwa 14.000 Wildunfällen. Dabei sind kleinere Wildtiere wie Fuchs, Dachs und Waschbär noch nicht berücksichtig.
Günstige Konstellation genutzt
Das Problem besteht an fast allen hessischen Autobahnen, doch Finanzierungsengpässe und indifferente Besitzverhältnisse erschweren häufig eine Lösung. An der A7 bei Fulda war die Konstellation jedoch günstig. Der von HessenForst betreute Staatswald auf beiden Seiten der Autobahn und eine enge Kooperation mit HessenMobil schufen optimale Rahmenbedingungen für das Brückenprojekt. Die hier nachgewiesene Wildkatze, der Luchs und die Kreuzotter gelten als Zielarten. Doch natürlich profitieren auch andere Wildtiere.
Für Autos tabu – Tiere haben Vorfahrt
Die Realisierung des Projekts Grünbrücke erfolgte rasch: Zum Glück, denn der fünfzig Meter breite Übergang kommt heute besonders Luchsen und Hirschen als Wechsel entgegen. Die Brücke ist begrünt, in der Mitte lädt ein Sandstreifen zum Überqueren ein. Dank zehn Wildkameras lässt sich der rege Betrieb nicht nur anhand der Spuren im Sand festmachen. Ein zwei Meter hoher Sichtschutz stellt sicher, dass die Tiere nachts nicht geblendet werden. Stabile Zäune leiten das Wild beidseits der Autobahn zum richtigen Übergang. Das Resumée von Burkard: „Die Brücke ist ein voller Erfolg: Wildkatze, Fuchs, Waschbär und Dachs, Rehe, Hirsche und Wildschweine nutzen sie regelmäßig. Einrichtungen wie diese wären auch in anderen Teilen Hessens sehr sinnvoll“.