Salafismus und Demokratie sind unvereinbar

Helmut Wolf, Henning Schwarz (Lehrkräfte der Hans-Viessmann-Schule),  Matthias Bank, stellvertretender Leiter der Hans-Viessmann-Schule und  Referent Dr. Marwan Abou-Taam. Foto/nh

 

Frankenberg(Manfred Weider/nh). Der letzte Vortrag in diesem Jahr der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V., Sektion Waldeck-Frankenberg (GSP) hatte das Thema „Die Salafiyya (der Salafismus) – eine kritische Betrachtung“. Vor einem großen Zuhörerkreis begrüßte stellvertretender Sektionsleiter Manfred Weider am öffentlichen Abendvortrag den ausgewiesenen Fachmann zum Thema Dr. Marwan Abou-Taam.

 Dr. Abou-Taam, Jahrgang 1975, wurde in Beirut geboren Er promovierte als Islam- und Politikwissenschaftler über den islamistischen Terrorismus und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Internationale Beziehungen der Universität Göttingen. Abou-Taam gibt die von ihm gegründete Zeitschrift “ Interkultureller Dialog“ heraus und ist Vorsitzender des Vereins zur Förderung des interkulturellen Dialogs. Außerdem ist er Mitglied des Düsseldorfer Instituts für Außen- und Sicherheitspolitik und hat für die deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) gearbeitet. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz in den Bereichen wissenschaftliche Analyse/ Strategische Auswertung, Konzeption und Fortbildungsmaßnahmen, sowie assoziiertes Mitglied des BIM; Themenbereich internationaler Terrorismus, innere Sicherheit und Salafismus. Er ist von den Medien sehr gefragt für Stellungnahmen zum Gebiet des Terrorismus.

Wie ein roter Faden zog sich seine Feststellung zum Salafismus durch den Vortrag: Der Salafismus ist unvereinbar mit Demokratie. In einem kurzen historischen Abriss erläuterte er die Bewegung des Salafismus. Eine Art des Islam, die als ihre Lebensgrundlage ausschließlich, dogmatisch das Schrifttum der ersten drei Generationen des Islam anerkennen. Auf die gegenwärtige Situation bezogen führte er aus: Die Politik und Gesellschaft sind alarmiert, denn die Salafisten-Szene erhält derzeit starken Zulauf, so der Verfassungsschutz. Bis zum Ende des Jahres, so schätzt die Behörde, solle es 9.000 Personen geben, die der salafistischen Szene zuzurechnen sind. Hinzu kommt, dass in Deutschland eine anti-islamische Bewegung mit Demonstrationen versucht, sich Gehör zu verschaffen. Auch hier steigen die Teilnehmerzahlen deutlich an. Rechte Gruppen, wie z.B. Hooligans, versuchen am rechten Rand auf den Zug aufzuspringen und machen sich mit Gewaltaktionen für ein „islamfreies Europa“ stark. Doch wer sind die Salafisten in Deutschland? Was bewegt – vor allem jungen Menschen – von Deutschland aus nach Syrien in den Krieg zu ziehen? Und wie soll die Prävention darauf reagieren?

Im Rahmen des Vortrages wurden diese Fragen diskutiert, dabei vertrat der Referent die These: Sowohl die salafistische Szene in Deutschland braucht die islamophobe Szene in Deutschland als auch anders herum. Sie liefern sich gegenseitig die Argumente. Daher brauchen wir als Gegenreaktion ein Bündnis der Demokraten, zu denen Muslime und Nicht-Muslime gehören. Wir müssen die Demokratie schützen, indem wir eine Mauer bauen. Diese Mauer muss aber ganz viele Türen haben, um diese jungen Menschen, die sich in diese Ideologien hineinbewegt haben, zurückzuholen.

Auf die Frage, was die Jugendlichen antreibt, im Salafismus aktiv zu werden? erklärte Abou-Taam, dass es viele Faktoren seien. Viele Jugendliche suchten nach einem „Sinn“ im Leben. Der Salafismus wird als eine Art „Protestkultur“ benutzt. Er ist ein politisch-extremistisches und religiöses Angebot, also letztlich ein Mix aus verschiedenen Elementen. Das bietet sich an, um der Gesellschaft, der eigenen Familie gegenüber einen Protest zu formulieren. Wenn man sich innerhalb eines salafistischen Netzwerks bewegt, provoziert man. Und diese Provokation wird Teil der eigenen Identitätsbildung.

Die Schulleitung der Hans-Viessmann-Schule (HVS) nahm das Angebot der GSP an und so erreichte Dr. Abou-Taam vor insgesamt 200 Schülern in der HVS, Frankenberg (Eder) und HVS, Bad Wildungen. Die erste Stellungnahme von Lehrerin Alexandra Schmitt-Wege, Bad Wildungenag: „Es ist schwer dieses Thema als Lehrkraft zu vermitteln. Dies gelang dem Referenten ausgezeichnet.“

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