Singende Vögel, eifrig sammelnde Eichhörnchen und futternde Igel
Wetzlar(nh). Vögel, Igel und Co. profitieren vom ungewöhnlich warmen November in Hessen. Die Tiere finden immer noch genug zu fressen. „Sowohl Vögel als auch Säugetiere finden derzeit leichter Futter als bei kaltem Wetter“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Vogelarten wie Star, Bachstelze und Hausrotschwanz, die sonst schon Richtung Süden gezogen wären, sind immer noch in Hessen unterwegs. Aber auch Igel, Eichhörnchen, Fledermäuse und Insekten profitieren vom aktuell warmen Wetter.
Aufgrund der milden Novembertemperaturen sind derzeit mehr Stare, Bachstelzen und Hausrotschwänze zu sehen als normalerweise. Diese so genannten Kurzstreckenzieher harren in Hessen aus, da sie immer noch genügend Nahrung in der Laubstreu finden. Am Boden und unter dem frischen Laub sind noch Schnecken, Würmer und andere Wirbellose aktiv. „Erst wenn mit der Kälte auch der Nahrungsmangel kommt, haben Kurzstreckenzieher einen Grund, in wärmere Gegenden im Süden auszuweichen“, so Eppler. Auch der Gesang einiger Vögel ist bei den warmen Temperaturen außergewöhnlich stark. „Zaunkönig und Rotkehlchen lassen jetzt kräftig ihren Herbstgesang ertönen “, erklärt der NABU-Biologe. Auch viele Igel sind noch aktiv und fressen sich mehr vom dringend benötigten Winterspeck an. Dabei sind es vor allem Weibchen und Jungigel, die ihr Winterquartier grundsätzlich später beziehen. Viele Männchen haben sich bereits in zum Winterschlaf zurückgezogen. Weibliche Igel und Jungtiere brauchen dagegen länger, um das nötige Überwinterungs-Gewicht zu erreichen. „Dabei kommt ihnen der warme November entgegen, da nun der Tisch noch reichlich gedeckt ist“, so Eppler. Der NABU rät dazu, Laub- und Reisighaufen im Garten als Winterquartiere für Igel liegen zu lassen. Mit der Winterruhe verfolgen Eichhörnchen eine andere Strategie als Igel, um über die kalte Jahreszeit zu kommen. Im Winter reagieren sie stets kurzfristig auf das Wetter und suchen vor allem bei geeigneter Witterung ihre im Herbst angelegten Nahrungsdepots auf. „Bei den derzeitigen hohen Temperaturen haben Eichhörnchen mehr Zeit, um ihren Wintervorrat aufzustocken“, so Eppler. Auch Amphibien wie Erdkröte, Bergmolch oder Feuersalamander ist die warme Witterung der letzten Tage nicht egal. „Als wechselwarme Tiere passen sie sich der Umgebungstemperatur an“, so Eppler. Erst bei Bodentemperaturen unter 5 bis 7 °C bleiben sie dauerhaft in ihren frostfreien Winterverstecken. Überall seien noch Bergmolche, Erdkröten und Frösche auf Nahrungssuche in den Wäldern zu beobachten. Selbst Insekten schwirren noch durch die Luft, und der ein oder andere fängt sich sogar noch einen Mückenstich ein. „Insekten sterben erst bei längerer Kälte oder fallen dann in ihre Winterstarre. Die wenigen kühlen Tage bisher konnten viele von ihnen überstehen und sind deshalb jetzt noch aktiv“, erklärt Eppler. Vereinzelt sieht man sogar noch Wespen umherfliegen. Allerdings werden hier trotz der Novemberwärme wie stets nur die jungen Königinnen den Winter überleben. So lange es noch genug Insekten gibt, kann man abends auch Fledermäuse auf der Beutejagd beobachten.