Berufsstart mit Kind: 22jährige Mutter macht erste Teilzeitausbildung im Krankenhaus Bad Arolsen

In Teilzeit zum Wunschberuf: Für Jana Pistorius-Michel (mitte) ist das wahr geworden, die 22jährige Mutter wird im Krankenhaus Bad Arolsen zur Medizinischen Fachangestellten ausgebildet. Beim Berufsstart an ihrer Seite waren Johanna Hille-Christl (links) und Bärbel Kesper (rechts). Foto:nh

Bad Arolsen(nh). „Das war schon immer mein Kindheitstraum: Menschen zu helfen, im medizinischen Bereich zu arbeiten.“ Jana Pistorius-Michel hat jetzt ihren Berufsweg gefunden und will Medizinische Fachangestellte werden. Das Krankenhaus Bad Arolsen macht es ihr möglich und bietet erstmalig eine Teilzeitausbildung an. Eine Lösung für beide Seiten. Einerseits kann die 22jährige Mutter dank der verkürzten Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden ihre familiären und beruflichen Pflichten unter einen Hut bringen. Andererseits erschließt sich die Klinik mit diesem Angebot ein neues, interessantes Nachwuchspotential. Eine klassische Win-Win-Situation.

 Das sieht auch Krankenpflegedirektorin Kathy Mehler so: „Noch ist die Bewerberlage gut. Dennoch wollen wir uns einer neuen Zielgruppe öffnen.“ Und Peter Teßmer vom Zentralbereich Personal der Gesundheit Nordhessen Holding ergänzt: „Mit einer Teilzeitausbildung sprechen wir Bewerber an, die ebenso lebenserfahren wie motiviert sind.“ Genau diese Haltung sei auch bei Jana Pistorius-Michel sofort zu spüren gewesen. Zudem habe sie mit ihrem ehrenamtlichen sozialen Engagement, beispielsweise bei der Jugendfeuerwehr, zusätzlich gepunktet. Die Mengeringhäuserin lächelt zustimmend und erzählt, dass sie schon während eines Schulpraktikums in einem Kindergarten gemerkt habe: „Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch.“ Etwas Medizinisches sollte es dennoch sein. So fiel die Wahl auf das Berufsziel Medizinische Fachangestellte, die Verwaltungsabläufe zu managen hat. So wie für die 22jährige aktuell in der Chirurgischen Abteilung, wo sie sechs Stunden täglich ausgebildet wird. „Das bedeutet schon eine Leistungsverdichtung, die aber zu schaffen ist für jemanden, der gut organisiert und strukturiert ist“, betont Peter Teßmer. Letztendlich seien auch die Übernahmechancen gut, ergänzt Geschäftsführer Bernd Tilenius. Schließlich habe das Krankenhaus Bad Arolsen mit 360 Mitarbeitern, 6000 stationären und bis 18000 ambulanten Patienten pro Jahr eine hohe Bedeutung für die Region und gelte als attraktiver Arbeitgeber. Dass Jana Pistorius-Michel jetzt in ihrem Wunschberuf ausgebildet wird, verdankt sie nicht zuletzt einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme. Auf Initiative der Agentur für Arbeit Korbach absolvierte die Mengeringhäuserin dieses Training bei Hille & Christl, einem Korbacher Institut für Aus- und Weiterbildung. Hier wurde sie nach der Elternzeit wieder fit für den Arbeitsmarkt gemacht und hat Kontakte für ihren Berufsstart geknüpft. Für Bärbel Kesper ist das ganz klar eine Erfolgsgeschichte. Denn die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sieht in der Teilzeitausbildung ein Zukunftsmodell. „Noch gibt es nicht sehr viele heimische Ausbildungsbetriebe mit diesem Angebot“, räumt Bärbel Kesper ein, „aber der zunehmende Fachkräftemangel, gerade in der Gesundheits- und Pflegebranche, lässt eigentlich nicht zu, die Potenziale von Müttern und Vätern mit Betreuungspflichten nicht zu nutzen. Hier nicht flexibel zu sein, bringt Nachteile für beide Seiten.“

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