Frankenberg(wd/nh). Die sicherheitspolitische Studienfahrt am Mittwoch, 19. November nach Kassel und Fuldatal der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V., Sektion Waldeck-Frankenberg (GSP) war Sicherheitspolitik zum Anfassen. Am Vormittag wurde die Firma Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) besucht. Dr. Tufan Ertunc empfing die 35 Teilnehmer unter Führung des stellvertretenden Sektionsleiters Manfred Weider. In seinem Briefing stellte er RMMV vor. Rheinmetall hat zwei Bereiche „Automotive“ als Automobilzulieferer und „Defence“ für Produkte für die internationalen Streitkräfte.
RMMV gehört zu Rheinmetall Defence. Hier werden gepanzerte Ketten- und Radfahrzeuge entwickelt, hergestellt und gewartet. Alles ist auf dem ehemaligen Henschel-Gelände untergebracht und setzt dort die 125 jährige Industriegeschichte fort. Nach Vorstellung des Konzerns und speziell RMMV übernahm Jens Türke, Produktleiter Boxer, und stellt den „Boxer“ vor. Dieses Briefing war mehr wie die Vorstellung eines gepanzerten Fahrzeug. Es wurde auch die heutige Philosophie sowohl der Streitkräfte, wie auch der Rüstungsindustrie deutlich. Heute richtet sich die Ausrüstung nach den Erfordernisse der Kriegsschauplätze, die nicht zu vergleichen sind mit denen eines zweiten Weltkrieges. Syrien ist hier ein trauriges Beispiel.
Der Schutz des Soldaten zieht sich wie ein roter Faden durch die Vorstellung. Und hier stellt die Bundeswehr die höchsten Ansprüche von allen Staaten. So werden meist zwei Komponenten angeboten, die bessere für die Bundeswehr und eine nicht so gut ausgestattete für die anderen. Der Boxer ist ein Radschützenpanzer mit dem eine Infanteriegruppe bis zu acht Schützen und drei Soldaten Fahrzeugbesatzung, also 11 Soldaten, drei Tage kämpfen können ohne das Fahrzeug zu verlassen. Entsprechend komfortabel und umfangreich ist auch die Ausstattung. Der Boxer, 32 Tonnen schwer, hat sich in Afghanistan bestens bewährt als zuverlässiges und robustes Gerät. Er besteht aus einem Fahrmodul und einem Missionmodul, das je nach Zweck in das Fahrmodul eingesetzt wird. Das Missionmodul kann aber auch stationär aufgebaut werden, so dass das Fahrmodul für andere Zwecke eingesetzt werden kann. Nach dem Briefing konnte sich die Gruppe die Produktion und die Instandsetzung des Boxer anschauen. Beides ist keine Fließbandarbeit, sondern getaktete Arbeitsplatzarbeit. Beeindruckend war der Stand, an dem die Achsen montiert werden. Das Fahrgestellt wird „einfach“ auf den Kopf gedreht und die Achsen von oben eingesetzt. Die vielen Eindrücke wurden dann beim Mittagessen in der Kantine bereits diskutiert.
Am Nachmittag stand der Besuch des Währungsmuseums Fuldatal auf dem Programm. Am Originalschauplatz auf dem Gelände der ehemaligen Fritz-Erler-Kaserne in Fuldatal-Rothwesten stellte Museumsleiter Bernd Niesel die Entstehung und Durchführung der Währungsreform 1948 vor. Nachdem sich die vier Alliierten 1947 nicht auf eine gemeinsame Reform einigen konnten, wurde von den USA eine Währungsreform nur für die drei Westzonen iniziiert. Antrieb war die immer stärker werdende Armut der Deutschen. Die USA hatten die Befürchtung, dass bei dieser Armut eine Wahl zu gunsten der Kommunisten ausfallen würde. Die nun beginnende Arbeit baute auf die Unterlagen des Homburger Kreises auf, in dem deutsche Fachleute, unter Leitung von Ludwig Erhard, erster Wirtschaftsminister und zweiter Bundeskanzler, für die vier Alliierten ein Konzept erarbeiteten und eigene Planungen der USA. Innerhalb von einem Monaten hatten elf Spezialisten alles erarbeitet, was für die Geldumstellung nötig war. Der Raum, in dem diese Kommission arbeitete, ist heute der Vortragsraum des Museums. Der Tisch an dem die 10 Männer und eine Frau saßen steht nebenan im Museum. Die ersten gedruckten DM-Scheine und –Münzen, bereits 1947 in den USA hergestellt, wurden am 20. Juni 1948 ausgegeben. Nach dem Vortrag wurden die Ausstellungen zum Thema besichtigt.
Die Teilnehmer waren beeindruckt von der guten Aufarbeitung des Themas und einhellig der Meinung, dass dieses Kleinod „Währungsmuseum Fuldatal“ viel zu wenig bekannt ist. Ein Besuch ist ein Einsteig in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und lohnt sich besonders für Schüler.