European Birdwatch am 4. und 5. Oktober in Hessen
Wetzlar(nh). Es ist wieder so weit: Mehr als 50 Millionen Zugvögel verlassen ihre Brutgebiete in Deutschland, um in wärmere Gefilden zu ziehen. Viele Vogelarten haben sich bereits versammelt oder sind schon auf den Weg in den Süden. Zum Höhepunkt des einmaligen Naturschauspiels findet auch in diesem Jahr wieder das „Wochenende des Vogelzugs“ (European Birdwatch) statt. Bereits zum 21. Mal wird in mehr als 30 europäischen Ländern am ersten Oktoberwochenende zu den Ferngläsern gegriffen. Auch in Hessen gibt es wieder zahlreiche spannende Exkursionen zum Vogelzug.
„Die Veranstaltungen am Birdwatch-Wochenende sollen den Teilnehmern die Faszination des Vogelzugs näher bringen“, fasst Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, das Hauptziel der Aktion zusammen. Darüber hinaus will der NABU aber auch die Arten und Anzahl der Zugvögel, die über Deutschland ziehen oder hier rasten, bestimmen und dokumentieren. „Wir erfassen durch die Beobachtungen zwar immer nur einen Bruchteil aller Zugvögel“, so Eppler, „das reicht aber aus, um aktuelle Trends des Vogelzugs registrieren zu können.“ Die Daten finden auch Verwendung, um Anzeichen für Veränderungen durch den Klimawandel zu erkennen. „Beobachtungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass sich die Aufenthaltsdauer der Zugvögel in den Brutgebieten durch den Klimawandel um bis zu zwei Wochen verlängert hat“, erklärt der Biologe Eppler.
Manchen Zugvögeln wie dem Hausrotschwanz oder dem Rotmilan genügt ein Trip in mediterrane Regionen, andere wie Rauch- und Mehlschwalben fliegen bis ins südliche Afrika. Die meisten der in langen Ketten vorüber ziehenden Kraniche sind dagegen Durchzügler aus nördlich gelegenen Brutgebieten. „Viele Zugvögel nutzen bekannte hessische Rastgebiete, um genügend Energie für den Weiterflug in den Süden aufzutanken“ erläutert der Biologe Gerhard Eppler. Dazu zählen z.B. die Ederauen bei Rennertehausen in Nordhessen, der Rhäden bei Obersuhl und die Vogelsbergteiche in Osthessen sowie die Auen von Lahn und Ohm und das Bingenheimer Ried in Mittelhessen. Wichtige „Trittsteine“ weiter südlich sind die Auen des Mains und der Gersprenz und Feuchtgebiete wie der Reinheimer Teich. Ganz besondere Schwerpunkte des Vogelzugs sind die hessischen Rheinauen vom Mittelrhein bis zu den Naturschutzgebieten Kühkopf-Knoblochsaue und Lampertheimer Altrhein.
„An Hessens Himmel und auf den Wiesen gibt es für Vogelfreunde derzeit einiges zu sehen“, erklärt Eppler. So seinen vielerorts Stare und Wacholderdrosseln in größeren Trupps in der Feldflur anzutreffen. Rauch- und Mehlschwalben tummelten sich in den Auen. Ornithologen hätten auch schon kleine Kranichtrupps gesichtet. Aus dem Norden seien zudem erste Bergfinken eingetroffen. In den Feuchtgebieten rasteten Löffelenten, Schnatterenten und Krickenten. Rotmilane übernachteten derzeit in größeren Trupps auf Bäumen an offenen Feldfluren wie dem Schröcker Feld bei Marburg, der Vasbecker Hochfläche bei Korbach oder der Feldflur bei Limburg. Tagsüber seien sie im Suchflug über den Wiesen gut zu beobachten und zu entdecken.
Wer schon immer einmal wissen wollte, welche Vogelarten zur Zugzeit zu beobachten sind und wie man ziehende Vögel in einem Schwarm identifizieren kann, hat am Birdwatch-Wochenende Gelegenheit, sich einer der zahlreichen hessischen NABU-Exkursionen anzuschließen und den Vogelzug live mitzuerleben. Kostenfreie Birdwatch-Veranstaltungen gibt es z.B. in Lich, Linsengericht, Pohlheim, Heuchelheim und Lollar. Mehr Informationen zu den einzelnen Vogel-Exkursionen finden sich im Internet unter www.birdwatch.de