Gemeinsam im Wald – Integrative Waldwoche im Nationalpark

Mahd im Garten des Forsthauses Bringhausen. Dort wohnen die Freiwilligen und ihre Betreuer auch  während der vierten Integrativen Waldwoche im Nationalpark Kellerwald-Edersee.  Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Bad Wildungen(nh). Arbeiten und Spaß dabei – dies passiert gerade in der vierten Integrativen Waldwoche im Reich der urigen Buchen. Unter dem Motto „Gemeinsam im Wald“ engagieren sich die beiden Kooperationspartner im Bereich Freiwilligeneinsätze im Nationalpark: das Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e. V. und das Bergwaldprojekt e.V.

 Das Tätigkeitsspektrum der Einsätze ist breit gefächert. Es reicht vom Abplaggen einiger Heideflächen über Entbuschungen bis hin zur Wiesenpflege und Mahd. In der diesjährigen Arbeitswoche vom 14. bis 20. September steht der Abbau von nicht mehr benötigten Zäunen im Nationalpark und des alten Schuppens in Affolder Berg auf dem Arbeitsplan. Außerdem werden die Einzelschützer von Bäumen entfernt, in diesem Jahr vor allem bei Obstbäumen auf der Wiese im Bereich des Banfebachs. Unterstützt werden die tatkräftigen Helferinnen und Helfer bei diesem Einsatz nicht nur durch ihre Koordinatoren und Betreuer, sondern auch durch die beiden Nationalpark-Förster Mareike Schulze und Günther Hoenselaar sowie die Ranger Alexander Backhaus und Volker Nagel.

Win-Win-Situation: gegenseitiges Geben und Nehmen

Die Arbeitseinsätze haben für die 13 Freiwilligen des Lebenshilfe-Werks in vielerlei Hinsicht eine große Bedeutung: Alle Beteiligten freuen sich immer sehr auf die als Managementmaßnahmen in der werdenden Wildnis bezeichneten Aufgaben. Sie sind hoch motiviert und voller Arbeitseifer. „Ich beobachte zugleich aber auch, dass diese Freiwilligen schon wie Profis arbeiten, weil sie bereits regelmäßig in den Samstagsprojekten mitarbeiten und die Abläufe sowie örtlichen Bedingungen gut kennen“, sagt die Koordinatorin der Integrativen Waldwoche im Nationalpark, Mareike Schulze. „Nach meinen Erfahrungen stehen sie als Menschen mit Beeinträchtigung den anderen Freiwilligen aus dem Bergwaldprojekt mit Rat und Tat zur Seite. Diese Hilfestellung macht sie vor allem sehr stolz und glücklich, so dass wirklich von einem gegenseitigen Geben und Nehmen gesprochen werden kann“, so die Försterin zufrieden.

Freiwilligenarbeit für Menschen mit Beeinträchtigungen bedeutet Teil-habe am gesellschaftlichen Leben

Martina Fackiner, Freiwilligenkoordinatorin des Lebenshilfe-Werks Kreis Waldeck-Frankenberg e.V., berichtet: „Auf die Waldwoche haben sich die Teilnehmer sehr gefreut und schon sehnsüchtig darauf gewartet. Es sind drei neue Teilnehmer dabei und die Nachfrage ist sogar so groß, dass gar nicht alle mitfahren konnten“, erläutert Martina Fackiner. Diese Waldwoche bedeute doch wirkliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – das machen zu können was andere auch machen. „Selbst das frühe Aufstehen um 6:00 Uhr morgens konnte niemanden schrecken. Ich spüre immer wieder die große Begeisterung aller Beteiligten.“ Durch die Berücksichtigung der individuellen Arbeitsleistung werden die handwerklichen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten jedes einzelnen Teilnehmenden gefördert. Sowohl die Nationalpark-Mitarbeiter/-innen als auch die Freiwilligen-Koordinatoren/-innen können immer wieder beobachten, welche großen Fortschritte die Freiwilligen in allen Entwicklungsbereichen machen. Zwei der Teilnehmer des Lebenshilfe-Werks bestätigen den positiven Charakter der Woche. So meint Christoph Ochse: „Zaunabbau macht mir immer viel Spaß. Deswegen bin ich so gern dabei, auch immer samstags.“ Tamara Freudel ergänzt: „Heumachen und -aufladen ist eine schöne Arbeit.“ Die Freiwillige vom Bergwaldprojekt, Anja Morchner aus Saarbrücken, hat sich bewusst für diese integrative Waldwoche entschieden, „weil ich den dahinter stehenden Gedanken der Teilhabe unterstützen will.“ Darüber hinaus ist noch ein weiterer Aspekte für sie im Vordergrund: „Ich entspanne mich gut in der Natur und finde Ruhe und Ausgleich im Wald. Als Dankeschön möchte ich an die Natur etwas zurückgeben. Deswegen mach ich bei dem Bergwaldprojekt mit.“

Stärkung des Bezugs zwischen Mensch und Natur

Harald Jungbold, Projektförster im Bergwaldprojekt e.V., ist im Kellerwald in diesem Jahr als Projektleiter das erste Mal dabei, wobei er den Nationalpark bereits aus seinem Einsatz als Freiwilliger kennt. Er freut sich über die gute Zusammenarbeit der Kooperationspartner. „In der Projektwoche kommen die Freiwilligen in Kontakt mit der Natur. Dadurch und durch die Infos und Erläuterungen, die sie im Verlauf des Tages erhalten, entsteht ein Bezug zwischen den Menschen und ihrer Umwelt“, – davon ist Jungbold überzeugt. Damit stehe die Tür für nachhaltiges Denken und Handeln offen. Er geht davon aus, „dass die wichtigen Funktionen, die die Natur für uns alle bereithält von den Teilnehmenden verinnerlicht werden und – bestenfalls – weiter getragen werden.“

Bewährtes Projekt im Nationalpark

Jutta Seuring, stellvertretende Nationalparkleiterin, ist stolz auf die seit langem bestehenden und sich weiter entwickelnde Kooperationen zwischen den beiden Vereinen und dem Nationalpark: „Ich freue mich sehr darüber, mit welchem Eifer und großem Engagement die Freiwilligen unseren Nationalpark tatkräftig unterstützen. Sie alle leisten während ihrer Arbeitseinsätze, separat oder wie in der Integrativen Waldwoche gemeinsam, einen großen Beitrag.“ Besonders erfreulich sei, dass sich die integrative Waldwoche bereits zu einer festen Größe für alle Beteiligten entwickelt habe. Das gemeinschaftliche Arbeiten von Menschen mit und ohne Behinderungen ist ein Gewinn für alle und natürlich für die Natur.“

Unter dem Motto „Gemeinsam im Wald“ engagieren sich die Freiwilligen und ihre Betreuenden, hier bei der körperlich anstrengende Arbeit für alle – Mahd im Keßbachtal. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Ansprechpartner:

Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V.

Martina Fackiner

Freiwilligenkoordinatorin

Handy : 0173-3592160

E-Mail: m.fackiner@lebenshilfe-wa-fkb.de

www.lebenshilfe-wa-fkb.de 

Bergwaldprojekt e.V.

Peter Naumann

Projektförster, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Handy: 0171 – 207 22 65

Email: presse@bergwaldprojekt.de

www.bergwaldprojekt.de 

Nationalparkamt Kellerwald-Edersee

Mareike Schulze

Tel.-Nr.: 05621-75249-0

E-Mail: Mareike.Schulze@forst.hessen.de

www.nationalpark-kellerwald-edersee.de

Hintergrund zur Entstehung des Projektes:

In den vergangenen Jahren engagierten sich die einzelnen Kooperationspartner in insgesamt rund 300 Einsätzen mit ca. 3.000 Teilnehmenden im Nationalpark Kellerwald-Edersee. 2010 entstand die Idee, sich untereinander zu vernetzen und zusätzlich einen großen gemeinsamen Arbeitseinsatz durchzuführen. Dieser wurde erstmalig 2011 realisiert. Alle Beteiligten sind auf die Ergebnisse, die gute Zusammenarbeit und vor allem auf das große Engagement sehr stolz. Sie beschlossen, auch weiterhin jährlich eine Integrative Waldwoche im Nationalpark durchzuführen. Die nächste ist schon für September 2015 in Augenschein genommen.

Hintergrund zu den einzelnen Kooperationspartnern:

Das Bergwaldprojekt e. V. bietet Menschen zwischen 18 und 88 die Möglichkeit, als Freiwillige für eine Woche in den unterschiedlichsten Wäldern zu arbeiten und sich für künftige Baumriesen zu engagieren. Seit 2006 werden auch Projekte im Nationalpark Kellerwald-Edersee betreut. Das Bergwaldprojekt e. V. bringt mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland jedes Jahr über 1.200 Menschen in den Wald. In 2014 finden 84 Projektwochen an über 30 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt. Hinweis: Familien können mit Kindern (4 – 12 Jahre) Pflanzenwochenenden buchen: http://www.bergwaldprojekt.de/projekte/familienprojekte

Seit 2009 engagieren sich auch Betreute des Lebenshilfe-Werks Waldeck-Frankenberg e.V. tatkräftig in vier bis fünf Einsätzen pro Jahr im Nationalpark. Außerhalb der Waldwoche finden die ehrenamtlichen Einsätze von Menschen mit Behinderung und ihren freiwilligen Begleiterinnen und Begleitern seit 2009 immer samstags von 10:00 bis 14:00 Uhr statt. Insgesamt gibt es aktuell über 20 betreute Freiwillige und fünf ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer. Das Interesse bei den Menschen mit Behinderung ist ungebrochen groß, so dass zurzeit sogar Interessierte auf der Warteliste stehen.

Initiiert wurde die erste Veranstaltung im Rahmen einer Kooperation von EUROPARC Deutschland e.V. und der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. Gemeinsam bieten sie interessierten Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit, die Arbeit in Nationalen Naturlandschaften ehrenamtlich zu unterstützen.

„Ehrensache Natur“ , Freiwilligenprogramm von EUROPARC Deutschland:

Die Ehrenamt-Initiative von EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, zu denen auch der Nationalpark Kellerwald-Edersee gehört, startete zunächst unter dem Namen „Freiwillige in Parks“ und wird seit 2010 unter dem neuen Namen „Ehrensache Natur“ fortgesetzt und ausgebaut. Vorbild für die Initiative ist das Programm „Volonteers in Parks“, das seit 1970 die Freiwilligenarbeit in US-amerikanischen Nationalparks organisiert. Träger und Koordinator ist EUROPARC Deutschland. Bei der Finanzierung werden die Parks seit 2003 durch Stiftungen, die Europäische Kommission sowie den Bund unterstützt.

Die Freiwilligen helfen den hauptamtlichen Mitarbeitern der Schutzgebiete bei ihren zahlreichen Aufgaben. „Ehrensache Natur“ richtet sich an Einzelpersonen oder Gruppen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

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