Vortrag von Kreisarchivar Wilhelm Grabe mit anschließender Diskussion im Filmraum der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg Donnerstag, 4. September, 19 Uhr in der Wewelsburg
Büren/Kreis Paderborn (krpb/nh). Schaut man in diesen Tagen in die Welt, erkennt man, wie kostbar und zerbrechlich Frieden ist. Kriegerdenkmäler sind steinerne Zeitzeugen, die genau daran erinnern. Sie rücken aber auch ins Bewusstsein, was passiert, wenn die Mittel der Diplomatie versagen oder es nicht gelingt, die Waffen zum Schweigen zu bringen. Über 100.000 solcher Denkmäler sollen allein in Deutschland stehen.
„Auch im Kreis Paderborn gibt es eine überraschende Vielfalt und Vielzahl davon. Aber man muss schon mit offenen Augen umhergehen, um sie überhaupt wahrzunehmen“, sagt Kreisarchivar Wilhelm Grabe. Grabe hat sich in den vergangenen Monaten auf Spurensuche begeben und dabei historische Fakten und Fotos zusammengestellt. Der Bau der Denkmäler spiegele immer auch gesellschaftliche Diskurse. Jede Zeit habe ihre eigene Deutung des Krieges, so sein Fazit. Am Donnerstag, den 4. September, um 19 Uhr, lädt das Kreismuseum Wewelsburg zu einer Zeitreise durch zwei Jahrhunderte Erinnerungskultur ein: Grabe wird in seinem Vortrag die gesellschaftlichen und historischen Hintergründe an vielen Beispielen aufzeigen. Im Anschluss ist eine Diskussion vorgesehen. Der Eintritt ist frei.
Jene Denkmäler, die nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges 1870/71 entstanden, hatten weniger die Ehrung der Toten als vielmehr aller Kriegsteilnehmer zum Inhalt. Die Bildsprache ist dem damaligen nationalistischen Selbstverständnis entsprechend von Sieges- und Reichssymbolik geprägt. Es dominierten Darstellungen der Siegesgöttin Viktoria oder der Germania als Bild deutscher Einheit, Adler mit ausgebreiteten Schwingen als Symbol des Reiches und als Allegorie für Unsterblichkeit, Mut und Kraft, schließlich schlichte Siegesobelisken. Aber auch der einfache Soldat wurde in kompletter Montur und in Waffen, sei es als kniend betender oder als stolz die Fahne schwenkender Krieger auf den Denkmalssockel gehoben. Hinsichtlich der Finanzierung war man über Sammlungen und Spenden bis hin zu Lotterien erfinderisch. Es entfaltete sich regelrecht ein florierender Markt für Kriegerdenkmäler. Auftraggeber konnten sich ihre Denkmäler aus Katalogen in unterschiedlichen Formen und Größen zusammenstellen. Denkmalseinweihungen wurden zu „patriotischen Feiern“. In Büren wurde beispielsweise am 12. August 1900 der Grundstein zum Bürener Kreiskriegerdenkmal gelegt. Bei seiner Einweihung am 20. Oktober 1907 nahmen nicht weniger als 37 Vereine mit über „1000 Mann“ am Festumzug teil. Das Denkmal steht noch heute, wurde zuletzt in den 80er Jahren „in einfacher Form“ restauriert. Die viel befahrene Straße führt dran längs und ist nahezu an das Denkmal herangerückt. Im Bewusstsein der Bevölkerung ist es praktisch nicht mehr präsent. Grabe wird in seinem Vortrag Geschichten wie diese zurück in die Gegenwart holen. Auch die Spuren der beiden großen Weltkriege werden nicht fehlen. Das traditionelle Kriegerdenkmal hat quasi ausgedient. Heute erinnern die Denkmäler nicht nur an die toten Soldaten, sondern generell an alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt. Letztlich hat eine Entwicklung vom Denkmal zum Mahnmal stattgefunden. Die Botschaft dieser Zeitzeugen ist deshalb so aktuell wie nie zuvor.