Eröffnung des Warzenbeißer Kunstwegs – Land-Art im Nationalpark Kellerwald-Edersee

Lichthaus Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Bad Wildungen/ Edertal-Bringhausen(nh/od). Am Samstag, den 10. Mai, wurde mit rund 90 regionalen und internationalen Gästen der Warzenbeißer Kunstweg im Nationalpark Kellerwald-Edersee eröffnet. Dieser verläuft größtenteils entlang der mit dem Symbol der Pfingstnelke ausgeschilderten Bloßenberg-Route. Startpunkt der Wanderung zu den zehn Objekten des Kunstwegs war der Nationalparkwanderparkplatz Kirchweg.

 

Als einziger Nationalpark Hessens schützt der Nationalpark Kellerwald-Edersee einen der letzten großen und naturnahen Rotbuchenwälder Mitteleuropas. Ausgewählte Bereiche des Großschutzgebietes gehören zum transnationalen UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“. Urige Naturwaldrelikte, reinste Quellen und naturnahe Bäche, Felsfluren und Blockhalden sind seine Schätze.

Unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ entsteht Wildnis von morgen. Prozessschutz ist somit das wichtigste Ziel des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Eine weitere wesentliche Aufgabe ist die Bildungsarbeit. Wildnispädagogik spielt hierbei eine zentrale Rolle, die aber über das reine Naturverstehen- und Erleben weit hinausreicht.

Auch Kunst eröffnet Zugänge zur Natur. Natur und Kunst sind keine Gegensätze, sie sind gleichermaßen unverzichtbare Bestandteile des menschlichen Lebens. Nationalparkleiter Manfred Bauer freute sich sehr über die zahlreichen Gäste und berichtete: “Anlässlich des diesjährigen Jubiläums zum zehnjährigen Bestehen unseres Nationalparks Kellerwald-Edersee wurden zehn Land-Art-Objekte installiert und zum Warzenbeißer Kunstweg vereint. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich der neue Kunstweg bereits in kurzer Zeit zu einer weiteren vielbesuchten Attraktion entwickeln wird. Er verbindet in idealer Weise Kunst mit der werdenden Wildnis und regt Wanderer und Kunstinteressierte gleichermaßen an, sich mit den Themen Wildnis und dem eigenen Naturverständnis auseinanderzusetzen“.

Kurator Gerhard Hesse erklärte, dass er mit der Land-Art im Nationalpark Themen aus dem großen Spektrum, das die Natur bietet, aufgreifen wollte: „Die Natur ist für mich durch die Eingriffe des Menschen, durch unsere Zivilisation, gefährdet und ich möchte mit den Objekten, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit der Natur auseinandersetzen, Akzente des Innehaltens und der Besinnung setzen. Darüber hinaus verfolge ich einen wirtschaftspolitischen Ansatz. Denn die Schaffung einer künstlerischen Infrastruktur unterstützt die Regionalentwicklung. Der Warzenbeißer Kunstweg setzt an bei der Stärke der Region, nämlich der schönen Natur und ihrer Landschaft und ihrer großen Besonderheit, dem Nationalpark Kellerwald-Edersee.“

Während der gemeinsamen Wanderung entlang des Warzenbeißer-Kunstwegs informierten,  Manfred Bauer, Gerhard Hesse und die Kunsthistorikerin Angela Makowski sehr aus über Kunstgeschichte, Entwicklung der Stilrichtung Land-Art bis hin zu der Entstehungsgeschichte des hiesigen Kunstwegs. Die Künstler aus Deutschland und Japan stellten ihre jeweiligen Objekte vor, die Künstler aus dem 1.000 km entfernten Burgenland konnten nicht nochmals anreisen bzw. waren wegen Ausstellungsvorbereitungen in Wien und Nizza beschäftigt.

Der Warzenbeißer Kunstweg vereint zehn Land-Art-Objekte zu einem gelungenen Ensemble und einem Gesamtkunstwerk, das innovativ Kunst und Natur im Nationalpark Kellerwald-Edersee vereint. Selbstverständlich wurden die Objekte und ihre jeweiligen Standorte sorgfältig ausgewählt und sensibel im Naturraum integriert. Besonders der freischwebende Steg über dem Edersee verspricht einmalige sinnliche Erlebnisse

Die Gedanken sind frei Foto: Gerhard Hesse/nh

 

Hintergrund:

Teilnehmende KünstlerInnen auf dem Warzenbeißer Kunstweg

Reihenfolge entspricht dem unten aufgeführten Streckenverlauf.

• Gerhard Hesse, Edertal-Wellen, ‚Der Anfang‘ ( Holz, Stahl und Leichtmetall, Farbe ), 9 m Länge, 5m Höhe, Thema: Sonne/ Schöpfung

• Reta Reinl, Lichtenfels-Sachsenberg, ‚Windturm‘ ( Baumwolle, Holz, Stahl ), 6m Höhe, 3,60m im Quadrat, Thema: Wind

• Kordula Klose, Calden-Fürstenwald, ‚Lichthaus‘, ( Stahl, Glas ), 1,60 m Höhe, Grundfläche 40 x 40 cm , Thema: Licht

• Reinhard Mikel, Kukmirn/ Burgenland/ Austria, ‚Naturbusen‘ ( Erde, Gras, Fascelia ), Höhe 2,50m, Durchmesser 4m bzw. 7,50m, Thema: Speisung

• Gerhard Hesse, Edertal-Wellen, ‚Die Gedanken sind frei‘ ( Stahl, Glas ), 6,60m Länge, 1,20m Breite, Thema: Gedankenfreiheit

• Klaus Ludwig Kerstinger, Wien/ Austria, Urbanes Leben‘ (Ölfarbe, Dipond) 7m Länge, 2,05 m Breite, Thema: Stadtszenen

• Walter Leo Handler, Walbersdorf/ Burgenland/Austria, Gebärtunnel‘ (Buchenholzgeflecht, Hainbuchensetzlinge, Draht ) 12mx1,50mx2,50m,Thema: Wachsen

• Gregor Pokorny, Königsdorf/ Burgenland/ Austria, ‚Verspannter Kopf‘ ( Aluminium, Draht, Stein ), 55cm x 35 cm, Thema: Isoliertes Denken

• Franz Mathias Kronibus, Kassel, ‚Wandersteine‘ ( Stein, Holz ), Thema: Widerstreit Mensch und Natur

• Yusuke Sasaki, Berlin/Tokyo, ‚Kommen und Gehen‘, ( Glasziegel ), Fläche: 3 Quadratmeter, Thema: Irdene Einblicke

Warum der Name ?

Der Warzenbeißer, eine Langfühlerschrecke, gehört aufgrund seiner Seltenheit zu den Kostbarkeiten des Nationalparks und kommt in der Nähe des Kunstwegs vor.

Metaphorisch:

Der Warzenbeißer mit seinen langen Fühlern hat seine Antennen für die Themen Kunst und Natur ausgefahren, ist ein tagaktives Tier, das sich dank seiner körperlichen Ausstattung mit seinen Springfüßen und Flügeln leicht von einem Objekt zum anderen bewegen kann und den Besucher über den Kunstweg führt.

Resümee:

Über die Elemente Erde, Wasser, Luft ( Wind ) und Licht wird dem Betrachter die Natur präsentiert, denn Kunst in und mit der Natur ermöglicht ein Erleben der Elemente und ihr Zusammenspiel. Der Naturraum wird vom Land-Art-Künstler neu angeordnet und in einen künstlerischen Zusammenhang gebracht, wobei die Landschaft zum Bestandteil der Kunst wird. Das Alltägliche und vermeintlich Bekannte kann neu entdeckt werden, auf einem Spaziergang oder einer Wanderung. Hier sind alle Sinne des Betrachters angesprochen, er ist mehr als ein die Kunst konsumierender Flaneur, er ist aktiv.

 

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