SPD-Unterbezirksvorstand besucht Vöhler Synagoge

Auf Einladung des SPD Unterbezirksvorstandes wurde die Vöhler Synagoge besucht. Die Besucher erhielten fachkundige Erläuterungen von Karl Heinz Stadtler über das jüdische Gotteshaus.Foto:nh

Vöhl (nh/od).Die SPD Waldeck-Frankenbergs hatte zu einer Vorstandssitzung nach Vöhl eingeladen und den Termin mit einem Besuch der ehemaligen Synagoge verknüpft. Auch viele Nicht-Vorstandsmitglieder und sogar Nicht-Sozialdemokraten folgten der Einladung. Und so freute sich Unterbezirksvorsitzenden Dr. Christoph Weltecke bei der Begrüßung über das rege Interesse das frühere jüdische Gotteshaus kennen zu lernen.  Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis Synagoge begrüßte die Gäste vor dem Gebäude und schilderte den historisch-politischen Hintergrund des Jahres 1827, als die Juden von Vöhl, Basdorf, Marienhagen und Ober-Werba sich trauten, ein eigenes Gotteshaus zu errichten.

 Im Sakralraum, dessen Höhe viele Gäste überraschte, beschrieb Stadtler, wie dieser zu jener Zeit aussah, als hier noch Gottesdienste gefeiert wurden. Neben Thoraschrein, Vorbeterpult und Bima kam er auf die Bänke für die Männer und die Empore für die Frauen zu sprechen. Jeder Gottesdienstbesucher hatte einen festen Platz; auf der Empore kann man die Platznummern aufgrund der sorgfältigen Renovierungsarbeit noch heute erkennen. Im zweiten Teil der Erläuterungen ging Stadtler vor allem auf den Eigentümerwechsel 1938 und die spätere Nutzung des Gebäudes ein. Im August 1938 hatten die dreizehn noch in Vöhl lebenden Juden das Gebäude an eine nichtjüdische Familie verkauft. Während des Krieges, als die Wohnräume vermietet wurden, waren die Türen zu Sakralraum und Empore zugenagelt. Danach wurde der Saal als Baustofflager und ab Mitte der 70er Jahre als Abstellkammer und zum Wäschetrocknen genutzt. 

Landtagsabgeordnete Daniela Neuschäfer, die ebenfalls unter den Gästen war, interessierte vor allem die Gründung und die Arbeit des Förderkreises. Stadtler berichtete, dass 1999 lange darüber diskutiert worden sei, ob die Gemeinde das Gebäude übernimmt. Dann hat man sich aber darauf verständigt, dass die Gemeinde einem zu gründenden Verein das Geld für den Kauf zur Verfügung stellt und die Renovierung dann Sache des Vereins sein sollte. So geschah es dann auch. Der Davidstern wurde wieder dort eingebaut, wo er sich früher befunden hatte; die Fassaden wurden grundlegend erneuert; die Empore wurde stabilisiert, eine Heizung eingebaut und der Fußboden erhielt neue Platten. Von Beginn an bis heute finden gut besuchte Konzerte statt, Ausstellungen und Vorträge ergänzen das Programm, und bei passenden Gelegenheiten werden Gedenkveranstaltungen angeboten. Eine Führung durch die Wohnräume des Gebäudes schloss sich an.
Auf die Frage von Dr. Weltecke nach anderen Synagogen im Kreisgebiet erwiderte Stadtler, dass es früher viele jüdische Gotteshäuser im heutigen Landkreis gegeben habe – ein recht prachtvolles in Bad Wildungen, recht ansehnliche zum Beispiel in Korbach oder Sachsenhausen, eher bescheidene in den Anderen Orten. Einige seien in der Pogromnacht 1938 zerstört worden; die meisten seien allerdings nach dem Krieg durch die Nutzung als Wohnung, Werkstatt oder Lager umgebaut worden und heute nicht mehr als frühere Synagoge zu erkennen.
Abschließend bedankte sich Unterbezirksvorsitzender Dr. Christoph Weltecke bei Stadtler für die interessante Führung und vor allem beim Förderkreis Synagoge in Vöhl für die so wichtige kulturelle und Erinnerungsarbeit, die vorbildlich sei und unbedingt fortgesetzt werden müsse.

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