Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 5 Uhr
Verschlafen reibt sich der Aufsichtsbeamte am Gleis, die Augen: Auf dem Gleis, dass in der Regel von Fahrgästen gemieden wird, schieben sich merkwürdige Gestalten auf den Bahnsteig, wo in Kürze der Regionalzug nach Marburg bereit gestellt wird, planmäßige Abfahrt 5 Uhr 52. Menschen mit Rucksäcken, Kinderwagen, Hunden an der Leine und mit Walkingstöcken bewaffnet füllen den Bahnsteig.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 5 Uhr 15
Inzwischen steht die Masse dicht gedrängt auf dem Bahnsteig, der Aufsichtsbeamte informiert das Bahnhofmanagement und äußert die Vermutung das es sich eventuell um einen dieser „ Flashmobs“ handeln könnte, um die Bahnbetrieb zu stören.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Bahnhofsmanagement 5 Uhr 15 und 30 Sekunden
Der diensthabende Bahnhofsmanager informiert das Bahnhofrevier der Bundespolizei über einen Flashmob auf Bahnsteig Gleis 15. Anschließend klingelt er den zuständigen DB-Krisenmanager H. Mehlohr aus dem Bett und beordert ihn zum Hauptbahnhof.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 5 Uhr 25
Der Zugführer des Regionalzuges nach Marburg lässt in Absprache mit dem Bahnhofsmanagement die Türen des inzwischen eingelaufenen Regionalzuges nach Marburg geschlossen und wartet auf weitere Anweisungen.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 5 Uhr 30
Die beiden Beamten der Bundespolizei beobachten die Menschenansammlung aus sicherer Distanz und melden per Funk an den Dienstgruppenleiter, dass sich rund 2500 Menschen auf dem Bahnsteig von Gleis 15 versammelt hätten. Der Dienstgruppenleiter fordert darauf eine Hundertschaft zur Niederschlagung einer nicht genehmigten Demonstration an.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 5 Uhr 45
DB-Krisenmanager H. Mehlohr ist eingetroffen und bespricht die Lage mit den beiden Bundespolizisten. Man verständigt sich darauf, erst einmal Personen- und Fahrscheinkontrollen auf dem Bahnsteig von Gleis 13 durch zu führen, um die Reaktion der Menge zu testen. Kontrolliert werden vorzugsweise südländisch aussehende Typen, Menschen mit schwarzer Hautfarbe und solche, die so wie so wie langhaarige Bombenleger aussehen.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 5 Uhr 50
Um Aufruhr und Eskalation zu vermeiden wird die Abfahrt des Regionalzuges nach Marburg auf unbestimmte Zeit wegen technischer Probleme verschoben. Die Durchsage erfolgt in achtzehn Sprachen, um möglichst keine bekannte ethnische Gruppe zu kompromittieren.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 6 Uhr
Die Hundertschaft Bundespolizei hat Stellung bezogen und beginnt gezielt einzelne Personen auf der Menge zu isolieren. Bei der Durchsuchungen dieser Personen werden Fahrkarten nach Herzhausen am Edersee gefunden. Nach dem sich der DB-Krisenmanager, der Hundertschaftsführer der Bundespolizei und Bahnhofmanager von ihrem Lachanfall erholt haben, werden die Fahrkarten als Fälschung eingestuft.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 6 Uhr 15
Ein inzwischen eingerichteter Krisenstab beim Hessischen Innenministerium gibt Entwarnung: Die Fahrkarten sind echt. Die Masse will tatsächlich nach Herzhausen zum Wochenend-Tripp. Der Krisenstab beim Hessischen Innenministerium verweist dabei auf eine vertrauliche Nachricht aus dem NSA-Komplex in Greisheim. Der NSA nach sei durch unkonzertierte Werbeaktionen des Landkreises Waldeck-Frankenberg, der kreiseigenen Tourismusorganisation „ Waldecker Land“, der ETI, der Ederbergland-Touristik, des Nationalparkamt Kellerwald-Edersee, des Männergesangvereins Neu-Ludwigsdorf sowie der katholischen Schwulen- und Lesbenhilfe Asel Süd im Ballungsgebiet Rhein-Main bekannt geworden, dass es nördlich von Marburg noch ein Gebiet gibt, dass nun durch eine Eisenbahn erschlossen wird.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 6 Uhr 30
Der DB-Krisenmanager H. Mehlohr entscheidet spontan nach einer Telefonkonferenz mit dem Krisenstab des Hessischen Innenministeriums und der Bundespolizeidirektion, den Regionalzug nach Marburg frei zu geben. Da der Zug überfüllt ist wird beschlossen, ohne Halt direkt von Frankfurt nach Marburg zu fahren. In einem schnell angehängten Zusatzwagen begleitet die Hundertschaft vorsichtshalber den Zug bis Marburg.
Frankfurt/Main Hauptbahnhof, Gleis 15, 6 Uhr 40
Der Zug setzt sich in Richtung Marburg in Bewegung. Der DB-Krisenmanager informiert die Verantwortlichen des Landkreises Waldeck-Frankenberg , dort wird angesichts des Touristenstroms ein Krisenstab gebildet. Der Krisenstab des Hessischen Innenministerium erklärt seine Arbeit für beendet und informiert die NSA, die UN, die Bundeskanzlerin, den US-Präsidenten, Papst Franziskus und Rosigunde Hinterzartengruber aus dem Allgäu per SMS über die erfolgreiche Krisenbewältigung.
Marburg Hauptbahnhof
auf Gleis 8 wird der Zug nach Korbach, von Insidern Hessen – Transsib genannt bereitgestellt.
Marburg Hauptbahnhof Gleis 8
Die Umsetzung der Fahrgäste in die Hessen – Transsib klappt dank der eingesetzten Hundertschaft Bundespolizei reibungslos und schnell, Der Krisenstab unter dem Vorsitz des Landrates hat in Korbach seine Arbeit aufgenommen und einen ersten Notfall-Plan entworfen.
Marburg Hauptbahnhof Gleis 8 8 Uhr 29
Der Hessen – Transsib fährt planmäßig ab. Der Notfall-Plan wird in Kraft gesetzt: Kein Halt zwischen Marburg und Herzhausen. Hinter Goßfelden stellen die ersten Fahrgäste fest, dass Kühe nicht lila sind.
In Herzhausen stellt das THW Zelte auf und der Katastrophen-Einsatzzug des DRK schmiert belegte Brote und kocht Kaffee und Tee auf Vorrat.
Herzhausen Bahnhof 10 Uhr 30
Der Zug ist eingetroffen. Ranger des Nationalparks Kellerwald – Edersee stellen, unterstützt von den Vöhler Feuerwehren Marschkolonnen je hundert Personen zusammen. In Abständen von jeweils 15 Minuten marschieren die Hundertschaften, geführt von Nationalpark-Rangern nun geordnet in Richtung B 252., wo die Kolonnen aufgeteilt werden: Richtung Nationalpark-Zentrum, Richtung Harbshausen, Richtung Herzhausen.
Korbach, Kreishaus 12 Uhr
Die Massen der Touristen, die nun durch die Bahn kommen, haben den Probelauf erfolgreich absolviert. Der Krisenstab gratuliert sich gegenseitig und wechselt von Kaffee und Keksen zu Sekt und Schnittchen um sich gebührend zu feiern.
Rund um den Edersee Sonntag 17 Uhr
Die Mitarbeiter des Bauhofes Vöhl entsorgen 4,3 Tonnen zusätzlichen Müll auf dem Gemeindegebiet. Ranger, Polizei und Feuerwehren such im Nationalpark noch nach verirrten Wanderern. Die Gastronomie, soweit vorhanden und offen gewesen stellen zusätzliche Reinigungskräfte für die Toiletten ein und buchen das zu dem restlichen Umsatzverlust.
Montag Korbach Kreishaus
In einer Pressemitteilung verkündet der Landkreis Waldeck-Frankenberg, durch die Bahnanbindung an die Ballungsgebiete ist man zur Tourismusregion Nummer 1 in Deutschland aufgestiegen