Der Wald hat Pflege nötiger denn je

Internationaler Tag des Waldes am 21. März
Kassel(pm). Aus Anlass des Internationalen Tags des Waldes besuchte Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber heute den Interessentenforst Großenritte bei Baunatal, um dort symbolisch einen Baum zu pflanzen. Zusammen mit dem Vorsitzenden der Waldinteressenten, Stefan Walther, und dem Präsidenten des Hessischen Waldbesitzerverbandes, Michael Freiherr von der Tann, informierte sich Klüber vor Ort über den Zustand der Wälder. Am 21. März 2021, zum Frühlingsanfang, jährt sich der Internationale Tag des Waldes bereits zum fünfzigsten Mal. Er wurde 1971 von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Anbetracht der globalen Waldvernichtung ausgerufen. „Der Regierungsbezirk Kassel ist eines der waldreichsten Gebiete Deutschlands“, betonte Hermann-Josef Klüber. „Nordhessens Wälder haben herausragende Bedeutung für den Arten-, Wasser- und Klimaschutz sowie als wichtiger Erholungsraum der Bevölkerung, sind aber auch prägender Faktor des ländlichen Raumes als Einkommensquelle für staatliche, kommunale und private Waldbesitzer und Arbeitsplatz für eine Vielzahl von Menschen.“


Die Jahre 2018, 2019 und 2020 haben den Wald im Regierungsbezirk Kassel – aber auch hessen- und bundesweit – allerdings stark in Mitleidenschaft gezogen. Neben dem Sturmtief „Friederike“ vom 18. Januar 2018 haben auch die langanhaltende Hitze und Trockenheit die Waldbestände gestresst, weshalb Borkenkäfer und andere Schadorganismen ideale Brutbedingungen hatten. Dies in Summe hat hessenweit zu einer bisher ungekannten Schadsituation geführt. Insbesondere die Fichte ist betroffen, aber auch die in den hessischen Wäldern prägende Buche. Diese galt bisher eigentlich als relativ klimaresistent. Er sei sich der Dramatik der Situation bewusst, sagte Klüber, da die Waldschäden auf einen übersättigten Holzmarkt mit drastischem Preisverfall träfen. Waldbesitzerpräsident Michael von der Tann bezeichnete die Einkommenseinbußen der Forstbetriebe als teilweise existenzbedrohend. Es sei eine enorme Herausforderung in den nächsten Jahren, die geschädigten Wälder wiederaufzubauen. Er habe großen Respekt vor der Leistung und dem Durchhaltevermögen der Waldeigentümer und Förster, die seit drei Jahren jeden Tag um die Erhaltung der Wälder für die ganze Gesellschaft kämpften. Beispielhaft berichtete Herr Walther für die Waldinteressenten Großenritte, die als Gemeinschaftswald mit 170 Mitgliedern mit ideellen Besitzanteilen an einer Waldfläche von 487 Hektar organisiert sind: Konkret seien etwa 42 Hektar Kahlfläche ungewollt entstanden, mit etwa 22.000 Festmeter Schadholz, was einem Substanzverlust von ca. 75 Prozent des Fichtenvorrats durch Sturm, Dürre und Schädlinge bedeute. Herr Walther betonte, dass der Wald in Großenritte schon seit vielen Jahren PEFC-zertifiziert sei. Dies sei ein Beleg, dass die Waldbesitzer ihren Wald nachhaltig und ordnungsgemäß bewirtschafteten.


Selbst für Forstexperten ist das gesamte Ausmaß der Schadflächen schwer zu schätzen. Nach einer Erhebung des Hessischen Waldbesitzerverbandes lag die Schadfläche im März des vergangenen Jahres im Hessischen Kommunal- und Privatwald bei etwa 32.000 Hektar, das sind rund 6 Prozent der Waldfläche, erläuterte Waldbesitzerpräsident Michael Freiherr von der Tann. Der Staatswald ist in etwa gleich stark betroffen. Bis Ende des Jahres 2021 muss damit gerechnet werden, dass rund 10 Prozent der 890.000 Hektar Waldfläche in Hessen Stürmen, Dürre oder Schadorganismen zum Opfer gefallen sein werden. Zwar könne er keine Fördermittel für die Katastrophenbewältigung verteilen, da hierfür andere Stellen zuständig seien, so der Regierungspräsident, er betonte aber seine Unterstützung auf anderen Gebieten, z.B. im Zusammenhang mit der Wiederaufforstung. Die Obere Forstbehörde beim Regierungspräsidium Kassel ist eine von drei Landesstellen in Hessen nach dem Forstvermehrungsgutgesetz, welche den Handel mit forstlichem Pflanzgut, wie Eicheln oder Bucheckern, regeln. Die Versorgung der Baumschulen mit zugelassenem Saatgut ist angesichts der jüngsten Waldschäden wichtiger denn je. Regierungspräsident Klüber hob dabei hervor, dass seine Behörde die landesweite Zuständigkeit für die Überwachung der Erzeugung des Vermehrungsgutes in den in Hessen angesiedelten Forstsamen-/Forstpflanzenbetrieben habe. In diesem Zusammenhang finden stichprobenartige Kontrollen in den Baumschulen aber auch auf den Pflanzflächen selbst statt. Es soll somit sichergestellt werden, dass nur zugelassene, qualitativ hochwertige und an die Region angepasste, klimaresistente Waldbäume gepflanzt werden, um die genetische Vielfalt und Qualität der Waldbestände für künftige Generationen zu gewährleisten. Hermann-Josef Klüber dankte den Waldbesitzern für das bisherige Engagement und ermutigte sie, weiterhin ihren Wald nachhaltig und pfleglich zu bewirtschaften. Nur so könne der Wald die für die Allgemeinheit so wichtigen Nutz-, Schutz-, Klimaschutz- und Erholungsfunktionen weiterhin vorbildlich erfüllen.


Hintergrund
Ziel des Internationalen Tags des Waldes ist, das Bewusstsein und Wissen um die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung aller Arten von Wäldern zum Nutzen heutiger und künftiger Generationen zu fördern. Neben der herausragenden Bedeutung der Wälder als Lebensraum für Pflanzen und Tiere soll auch die besondere Bedeutung des Waldes und einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für die Bekämpfung der globalen Armut geschaffen werden. Es wird von Experten geschätzt, dass weltweit etwa zwei Drittel aller Arten, zumindest teilweise, auf Wälder als Lebensraum angewiesen sind. In diesem Zusammenhang stellt insbesondere die Abholzung der tropischen Regenwälder einen unwiederbringlichen Verlust der biologischen Vielfalt dar.


Die Wertschätzung des Waldes findet in Deutschland ihren Ausdruck nicht zuletzt im Bundeswaldgesetz und im Hessischen Waldgesetz. Diese stellen den Wald wegen seiner besonderen Bedeutung für die nachhaltige Holzproduktion, als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, die positiven Auswirkungen auf den Naturhaushalt, den Boden, das Grundwasser und das Klima unter besonderen Schutz. Nicht zu vergessen ist, dass der Wald auch ein Ort für die Menschen ist, um Ruhe und Erholung zu finden oder sich dort sportlich zu betätigen. In diesem Zusammenhang nimmt auch das Regierungspräsidium Kassel als Obere Forstbehörde (OFB) wichtige Aufgaben für den Schutz und die Entwicklung der Wälder in der Region und teilweise für ganz Hessen wahr. So vertritt die Obere Forstbehörde die forstrechtlichen und forstfachlichen Belange in allen sogenannten Bündelungsverfahren der Behörde, in denen Wald beispielsweise für Infrastrukturmaßnahmen gerodet und in eine andere Nutzungsart umgewandelt wird. Sofern die Waldrodung unvermeidbar ist, wird auf Ersatzaufforstungen an anderer Stelle hingewirkt oder wo das nicht möglich ist, wird eine Walderhaltungsabgabe eingefordert.

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