Erwartungen des Handwerks für 2021: Wir lassen uns von Corona nicht ins Handwerk pfuschen

Korbach(pm). Unsere Gesellschaft schaut auf ein sehr schwieriges Jahr zurück. Die COVID-19-Pandemie, hat allen viel abverlangt – in den Betrieben genauso wie in unseren Familien. Die Bilanz für das Handwerk ist zweigeteilt: Auf der einen Seite die Betriebe, die von Schließungen betroffen sind; für die ist das eine sehr harte Zeit. Auf der anderen Seite solche, die gut durchs Jahr kamen, zum Teil sogar Auftragszuwächse verzeichneten. Denn viele Privathaushalte investierten das eingesparte Geld vom Urlaub in Küche, Bad, Heizung oder auch in Garten und Terrasse. Hier sehen wir nach wie vor eine hohe Investitionsbereitschaft. Für die Betriebe, die von Lockdowns betroffen sind, benötigen wir schnelle und unkomplizierte Soforthilfen. Ihre Dienstleistungen werden dringend benötigt. Wir setzen auf die Wirkung der Impfstoffe und darauf, dass sich viele Menschen impfen lassen. Ein weiteres Pandemiejahr verkraftet selbst eine starke Wirtschaft nicht.

Betriebe und Auszubildende wieder zusammenbringen
Keine Berufsberatung in den Schulen, keine Ausbildungsmessen, ausgefallene Betriebspraktika – all das machte es 2020 schwer, Betriebe und Azubis zusammenzubringen. So verzeichneten wir einen deutlichen Rückgang der Zahl der Ausbildungsanfänger. Auch die Anzahl der Ausbildungsbetriebe im Handwerk ging zurück, in Hessen um rund 12 Prozent. Andererseits erlebten Bau­berufe zum Beispiel eine hohe Nachfrage. „Auch haben Betriebe in unserer Region sich von den Pandemie-Schwierigkeiten, Einschränkungen und Umsatzeinbrüchen nicht entmutigen lassen. Nach wie vor sind immer noch Ausbildungsstellen im Handwerk frei – vielleicht nicht direkt vor der Haustür, vielleicht nicht immer im Wunschberuf vor Ort. Aber jeder Jugendliche kann noch einen Ausbildungsplatz in dem Beruf bekommen, den er sich vorstellt, wenn er ausbildungswillig, flexibel und ausbildungsfähig ist“, betont Ulrich Mütze, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg.

Ulrich Mütze, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg. Foto: Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg

Hauptgeschäftsführer, der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg, Gerhard Brühl unterstreicht: „Wir müssen den jungen Menschen zeigen, dass sie im Handwerk eine Zukunftsperspektive haben. Mit der Imagekampagne des deutschen Handwerks rücken wir das Handwerk immer stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Attraktivität des dualen Ausbildungssystems muss nachhaltig gestärkt werden. Der vom Handwerk geforderte Berufsbildungspakt hat zwar Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden, muss aber noch auf Augenhöhe mit der akademischen Bildung ziehen. Es ist lange erwiesen, dass die Karriereaussichten, auch was den Verdienst angeht, zwischen einem Bachelor und zum Beispiel einem Meister nahezu gleich sind. Leider fördert der Staat mit der kostenlosen akademischen Ausbildung einseitig nur den Weg an die Universität, während der Meister seine Ausbildung selbst zahlt.“

Gerhard Brühl, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg. Foto: Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg

Das Handwerk wird immer digitaler
Das Handwerk lebt wie kein anderer Wirtschaftszweig in Deutschland von der praktischen Überlieferung von Fertigkeiten. Inzwischen zieht die Digitalisierung auch hier immer mehr in das Arbeitsumfeld ein. Jeder zweite Betrieb wendet Computertechnologien an. Digitale Terminabsprachen, Arbeitsprozesse oder Bestellvorgänge machen die Arbeit effizienter, nicht zu reden von Trackingsystemen in Maschinen, Ausrüstung und Material. Umso wichtiger ist flächendeckendes und leistungsfähiges Internet, um die Vorteile der Digitalisierung überall nutzen zu können. „Ein neues Beratungsangebot der Handwerkskammer Kassel zum Thema „Digitalisierung und Datenschutz im Handwerk“ wird in den Räumen der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg ab Januar 2021 angeboten. Hier haben Handwerksbetriebe unserer Region die Möglichkeit zu kostenfreien Beratungsgesprächen. Zusätzlich soll das Angebot auch Existenzgründer beim Schritt in die Selbständigkeit unterstützen“, so Gerhard Brühl.

Partner für den Klimaschutz
Bei der Energiewende sind die Handwerksbetriebe essenzielle Umsetzungspartner. Die Pariser Beschlüsse zur CO2-Einsparung setzen voraus, dass Millionen von Häusern energetisch saniert werden. Digitale Technologien kommen zum Einsatz, wenn es darum geht, bei den erneuerbaren Energien Versorgungssicherheit und Versorgungseffizienz herzustellen. Hier wartet viel Arbeit auf die Betriebe.

Frauen im Handwerk
Zum ersten Mal wurde Anfang Dezember mit Susanne Haus eine Frau zur Handwerks­präsidentin gewählt. Wir wünschen uns, dass andere Frauen im Handwerk das als Signal ansehen, sich ebenfalls im Ehrenamt zu engagieren.
Es gibt so viele, hervorragende Handwerkerinnen, die in ihren Betrieben ihre Frau stehen, und das nicht nur in angeblich so typischen Frauenberufen. Wir brauchen ihre Erfahrungen, ihre Stimmen, ihre Sichtweisen und ihre Ideen in den Gremien. Kreishandwerksmeister Ulrich Mütze und Hauptgeschäftsführer Gerhard Brühl setzen auf mehr Frauen im Handwerk. „Vereinbarkeit Familie und Beruf“ für Männer und Frauen dafür stehen sie und das nicht nur in großen Unternehmen, auch kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk verfügen über eine Menge Potential und vielen Möglichkeiten, mit einer geschlechtergerechten Unternehmenskultur gezielt weibliche Nachwuchs- und Fachkräfte zu ermutigen und zu fördern.

Ulrich Mütze und Gerhard Brühl blicken vorsichtig optimistisch in das Jahr 2021 und wünschen sich, dass das Jahr 2021 nicht mehr so sehr im Zeichen der Pandemie steht, sondern ab dem Sommer wieder zahlreiche Veranstaltungen stattfinden können und die Betriebe bei den Arbeitsabläufen und dem Personaleinsatz wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren können. Ganz nach dem Handwerksmotto: „Wir lassen uns von Corona nicht ins Handwerk pfuschen“ berät und unterstützt die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg mit all ihren Einrichtungen und Organisationen Gründungs- und Innungsbetriebe. Denn ohne Zweifel wird qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern und ihren Betrieben in Nach-Pandemiezeiten die Arbeit nicht ausgehen. Sie werden gebraucht und wir sind für Sie da!

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