Philip Soldan: Der Bildhauer der Reformation

Dem Renaissance-Künstler Philipp Soldan wird in seiner Heimatstadt Frankenberg (Eder) im Sommer eine große Ausstellung gewidmet – Luthers Botschaften auf eisernen Ofenplatten

Frankenberg(nh). Der Renaissance-Künstler Philipp Soldan wird in diesem Sommer in seiner Heimatstadt Frankenberg (Eder) in Nordhessen erstmals mit einer großen Ausstellung als „Bildhauer der Reformation“ gewürdigt. Wie die Träger des Projektes mitteilten, ist geplant, eine möglichst große Zahl von Werken des Formenschneiders zusammenzutragen und in Frankenberg an drei historischen Orten zu zeigen. Dabei soll auch das historische Umfeld seines Lebens und Wirkens anschaulich dargestellt werden, außerdem können neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert werden. Philipp Soldan lebte von etwa 1500 bis 1570 und war ein Zeitgenosse des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen (1504-67), der als Partner Martin Luthers einer der wichtigsten politischen Führer der Reformation in Deutschland war. Der Fürst war zugleich der wichtigste Auftraggeber für Philipp Soldan. Dieser schuf für ihn unter anderem den so genannten Philippstein im Kloster Haina als sinnbildliches Monument der Reformation in Hessen. Soldans Werk umfasst auch zahlreiche gusseiserne Ofenplatten mit biblischen Motiven, für die er aus Birnbaumholz die Vorlagen fertigte. Sie finden sich heute in zwei Dutzend Museen und Schlössern, so in Marburg, Kassel und Schmalkalden, aber auch in Nürnberg, Metz und Kopenhagen. Nach den Worten der Kunsthistorikerin Dr. Birgit Kümmel, die das Projekt leitet, zählen die von Philipp Soldan geschnitzten Figuren zu den bedeutendsten Denkmälern der Renaissance in Deutschland. Die geplante Ausstellung, die die Stadt Frankenberg gemeinsam mit dem Landkreis Waldeck-Frankenberg ausrichtet, wird am Sonntag, dem 16. Juli, eröffnet und dauert bis zum 31. Oktober. Sie ist als eigenständiger Beitrag zum Luther-Gedenkjahr 2017 gedacht und reiht sich ein in eine große Zahl weiterer Aktivitäten, mit denen in Nord- und Mittelhessen auch des Landgrafen Philipp gedacht wird. Finanziert wird sie, wie der Frankenberger Bürgermeister Rüdiger Heß mitteilte, je zur Hälfte aus privaten Spenden und öffentlichen Mitteln. Die Schirmherrschaft übernehmen der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und Annette Viessmann als Vorstandsmitglied einer Stiftung der Viessmann-Gruppe in Allendorf, die als Hersteller von Heiz-, Industrie- und Kühlsystemen das größte Unternehmen der Region ist. Daneben haben auch die Firma FingerHaus, die Frankenberger Bank und die Volksbank Mittelhessen, die Sparkasse Waldeck-Frankenberg sowie die regionalen Energiegesellschaften EWF und EGF finanzielle Unterstützung zugesagt, ebenso der Frankenberger Lions Club. Bedeutende Beiträge leisten ferner die Stadt Frankenberg und der Landkreis Waldeck-Frankenberg als Veranstalter sowie die Hessische Kulturstiftung, deren Geschäftsführerin Claudia Scholz dem Projekt „eine echte Qualität“ beimisst, wie sie auf einer Pressekonferenz in Frankenberg erklärte. „Was Sie hier auf die Beine stellen, das ist echtes Potential, das ist supertoll“, sagte sie. Die Kulturmanagerin bezog dies unter anderem auch auf die Tatsache, dass zum Kreis der Kooperationspartner neben den genannten Firmen auch die Evangelische Kirche im Kirchenkreis Eder, das Museum Bad Arolsen, das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Marburg, das Hessische Landesamt für Geschichte sowie mehrere Geschichtsvereine zählen. Dies sind der Verein Kreisheimatmuseum Frankenberg e.V, der Kunsttreff Frankenberg e.V., der Zweigverein Frankenberg des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde sowie der Verein der Freunde des Klosters Haina. Das Kuratorenteam hat sich nach den Worten der Projektleiterin Dr. Birgit Kümmel „ein sehr ehrgeiziges Programm“ vorgenommen. Im Zentrum steht die Präsentation von Soldans Werken an drei Orten in Frankenberg. Das historische Rathaus ist selber ein Denkmal der Epoche und zeigt an seiner Außenwand drei hölzerne Skulpturen Soldans, die dort als Balkenstützen des historischen Fachwerkbaus dienen. Im Kreisheimatmuseum im Kloster St. Georgenberg befinden sich 30 der insgesamt 32 Balkenköpfe, die Soldan um 1529 für die Frankenberger Liebfrauenkirche geschaffen hatte und die durch ihre individuelle Ausdruckskraft herausragen. Erstmals seit 1952 werden sie wieder mit den beiden restlichen Balkenköpfen vereint, die sich im Marburger Museum für Kunst und Kulturgeschichte befinden und für die Ausstellung ausgeliehen werden. Der dritte Spielort ist ein historisches Haus mit einem mittelalterlichen Speicher und Gewölbe, wo mit Schautafeln und anderen Objekten das historische Umfeld Soldans und die für ihn wichtigen Zeitgenossen porträtiert werden. Parallel zur Ausstellung bereitet das Kuratorenteam, dem auch die Historiker Kirsten Hauer und Friedhelm Krause sowie die Journalistin und Autorin Christiane Kohl angehören, die Herausgabe eines umfassenden Bildbandes über das Werk Philipp Soldans vor. Er soll die verschiedensten Facetten seines künstlerischen Schaffens erläutern und über die Ausstellung hinaus eine umfassende Darstellung geben. Die Autorin Christiane Kohl erklärte dazu, in der Phase der Reformation habe Nordhessen durch Landgraf Philipp den Großmütigen seinen „großen Auftritt in der Weltgeschichte“ gehabt. Und Philipp Soldan sei es zu verdanken, dass auch Frankenberg „sich in die Riege der Reformationsstädte einreiht“. Die Stadt habe in jener Zeit eine kulturelle Blüte erlebt, unter anderem seien aus der damals bestehenden Lateinschule auch andere bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen, etwa der Chronist Wigand Gerstenberg.

Ausstellungsorte:
Rathaus
(ganztägig)
Haus am Geismarer Tor, Geismarer Straße 3
(Mittwoch und Samstag 14 Uhr bis 17 Uhr, Sonntag 11 Uhr bis 17 Uhr)
Museum im Kloster Frankenberg, Bahnhofstraße 14
(Mittwoch und Samstag 14 Uhr bis 17 Uhr, Sonntag 11 Uhr bis 17 Uhr)

Information
Museum im Kloster Frankenberg Telefon: 06451-743672

Ederbergland Touristik Telefon: 06451-2306341

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