Schülerinnen und Schülern der Hermann-Schafft-Schule aus Homberg (Efze) lernten das Ökosystem im Nationalpark kennen

Sebastian Hiekisch vom Bergwaldprojekt erklärt den Schülerinnen und Schülern die Werkzeuge und gibt Sicherheitshinweise zur Handhabung Foto: Marion Schleicher/nh

Arbeitseinsatz im Buchennationalpark

Bad Wildungen(nh/od). Auch so kann eine Unterrichtswoche mal ablaufen. In einem Buchenwald-Nationalpark arbeiten und dabei eine Menge über das Ökosystem erfahren. Vom 3. bis zum 9. Mai war das für 10 hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrerinnen der Hermann-Schafft-Schule aus Homberg (Efze) möglich. Unter dem Schirm des Bergwaldprojektes führten die Schülerinnen und Schüler eine Woche lang Arbeiten im Nationalpark durch. Sie lernten so das faszinierende Ökosystem Buchenwald näher kennen und leisteten ihren ganz persönlichen Beitrag für dessen Erhalt und Entwicklung.

 Die Sozialpädagogin der Schule, Bianca Rüter, hat in ihrer Freizeit einige Arbeitswochen mit dem Bergwaldprojekt mitgemacht. Dabei erfuhr sie von der Möglichkeit, auch mit einer Schulklasse eine Bergwaldprojektwoche durchzuführen. Und schon war die Idee geboren: Schülerinnen und Schüler der Hermann-Schafft-Schule setzen sich zum Erhalt der Natur ein und lernen neben vielen interessanten Aspekten über den Buchenwald dabei auch noch den Umgang mit verschiedenen Werkzeugen. Unter Anleitung der Bergwaldprojektleiter Sebastian Hiekisch, Frank Glasewald und Johannes Ecker sowie der Nationalpark-Ranger Volker Nagel und Alexander Backhaus bauten die Schülerinnen und Schüler aus zwei 8. Klassen ein großes Stück des alten Umfanggatters um Bringhausen herum ab. Am Fahrentriesch bei Altenlotheim führten sie außerdem verschiedene Pflegearbeiten aus, um die alte Kulturlandschaft zu erhalten. So wurden Douglasien und Indisches Springkraut entfernt, sogenannte Neophyten. Neophyten sind Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind, sondern aus anderen Gebieten der Welt zu uns kamen. Die vielfältigen Tätigkeiten sorgten nicht nur für abwechslungsreiche Arbeitseinsätze, sondern auch für spannende Erkenntnisse über die Komplexität des Ökosystems Buchenwald. „Ich habe viel über Tiere und Baumarten im Nationalpark gelernt und darüber, wie wichtig es ist, standortfremde Baumarten zu entfernen, “ sagt Lucas Fleck am Ende eines arbeitsreichen Tages. Und die Schülerin Anna-Lena Förster ergänzt: “Die Woche fand ich gut. Das Beste war das Krampen herausziehen aus dem Holz.“ Und ihre Freundin, Sabrina Schmitt, ruft: „Ich würde gerne nochmal wiederkommen.“ Am Donnerstag wurde die arbeitsreiche Woche durch eine Wanderung unterbrochen. Mit Alexander Backhaus, einem Ranger im Nationalpark Kellerwald-Edersee, wanderte die Gruppe durch einen der schönsten Bereiche des Nationalparks, den Daudenberg. Dabei erfuhren die Schülerinnen und Schüler beispielsweise, dass im Nationalpark Kellerwald-Edersee bereits auf über 90 Prozent der Fläche der Prozessschutz und das Motto „Natur Natur sein lassen“ umgesetzt werden. Außerdem wurden viele Pflanzen und Tiere des Waldes bestimmt sowie die Nationalparkphilosophie und deren Bedeutung für den Menschen näher beleuchtet. Obwohl die Schülerinnen und Schüler in einem Alter sind, in dem man nicht gerade gerne wandert, waren alle begeistert und erstaunt wie schnell der halbe Tag herum war. Untergebracht war die Gruppe im Forsthaus in Bringhausen. Wichtig war neben der Arbeit im Wald auch das gemeinsame Leben in der Unterkunft. Hier sorgte wie immer das Team des Bergwaldprojektes dafür, dass sich alle wohlfühlten und vor allem gut versorgt wurden. Eine Köchin stellte sicher, dass das Frühstück morgens um 7 Uhr pünktlich fertig war und der Proviant für den ganzen Tag gepackt war. Abends gab es dann ein wohl verdientes warmes Essen. Auch für die Jahrespraktikantin an der Schule, Adriana Hernandez aus Mexiko, war die Arbeitswoche eine tolle Erfahrung: „Ein derartiges Projekt gibt es in Mexiko nicht. In Deutschland sorgen sich die Menschen mehr um Ökologie und Umweltschutz. Hieran können sich andere Länder ein Beispiel nehmen.“

Voll von der Rolle - stolz präsentieren die Schülerinnen und Schüler den sauber aufgerollten Zaun, den sie abgebaut haben. Foto: Bianca Rüter/nh

Hintergrund Bergwaldprojekt e.V.:
Das Bergwaldprojekt e. V. bietet Menschen zwischen 18 und 88 die Möglichkeit, als Freiwillige für eine Woche in den unterschiedlichsten Wäldern zu arbeiten und sich für künftige Baumriesen zu engagieren. Seit 2006 werden auch Projekte im Nationalpark Kellerwald-Edersee betreut. Das Bergwaldprojekt e. V. bringt mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland jedes Jahr über 1.200 Menschen in den Wald. In 2014 fanden 84 Projektwochen an über 30 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt. Ziel dieser Wochen ist es, durch die praktische Arbeit, die in Gruppen unter professioneller Leitung durchgeführt wird, die Situation des Waldes an den konkreten Projektstandorten zu verbessern, die Zusammenhänge in der Natur hautnah zu erleben und unsere Abhängigkeit von den natürlichen Lebensgrundlagen zu erkennen. Ein wichtiges Anliegen des Bergwaldprojektes und des Nationalparks Kellerwald-Edersee ist es, die Gedanken zu Waldfunktionen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu vermitteln.

Hermann-Schafft-Schule in Homberg (Efze):
Die Hermann-Schafft-Schule ist eine Einrichtung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. Sie ist ein überregionales sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum sowie eine Schule mit den Förderschwerpunkten Hören und Sehen mit einer Abteilung für den Förderschwerpunkt Lernen. Es gibt eine Grundstufe, Mittelstufe sowie eine Hauptstufe und Realschulabteilung. Die Schule hat eine lange Geschichte. Sie wurde bereits 1838 gegründet als ständische Taubstummen-Anstalt zu Homberg.

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