Volle Teilnehmerzahl unterstreicht den Bedarf an qualifizierter Sachkunde im Gebäudebestand
Korbach(pm). Im Berufsbildungszentrum Korbach fand am 17. und 18. November 2025 ein zweitägiger TRGS-Grundlehrgang ( Technischen Regel für Gefahrstoffe) zum Erwerb der Sachkunde nach Anlage 4C statt. Teilgenommen haben Mitgliedsbetriebe der Dachdecker-, Bau-, Maler- und Lackierer-, SHK-, Elektro-, Tischler- sowie Zimmerer-Innung. Der Lehrgang richtete sich an Fachkräfte, die Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten an Asbestzementprodukten planen, leiten oder ausführen – ein Themenfeld, das im Handwerk weiterhin große Bedeutung hat. Obwohl Asbest seit 1993 verboten ist, finden sich im Alltag vieler Gewerke noch immer belastete Baustoffe. Neben klassischen Asbestzementdächern und Fassaden sind es unscheinbare Materialien wie Putze, Spachtelmassen, Fliesenkleber oder Kitte, die nach wie vor versteckte Risiken bergen. Beim Zerschlagen, Bohren, Schleifen oder Abdampfen solcher Materialien können erhebliche Mengen gesundheitsgefährdender Fasern freigesetzt werden. Der Lehrgang vermittelte deshalb umfassend Hintergrundwissen zu Gefährdungen, gesetzlichen Vorgaben und sicheren Arbeitsmethoden.
Der Referent, Joachim Schaumlöffel, ist ausgewiesener Dozent für Asbest-Lehrgänge und leitet hessenweit regelmäßig Schulungen nach TRGS 519 – Anlage 4C und 5C für das Dachdecker- und Bauhandwerk. Er betonte: „In vielen Altbauten steckt mehr Asbest, als man zunächst vermutet. Ohne fundierte Sachkunde werden Risiken oft unterschätzt. Dieser Lehrgang liefert das Wissen, das für sicheres Arbeiten unerlässlich ist.“ Das Seminar kombinierte Theorie – etwa Gesundheitsgefahren, rechtliche Grundlagen und Arbeitsorganisation – mit praxisnahen Demonstrationen. Dazu gehörten der Einsatz geeigneter Arbeitsgeräte, das Einrichten von Abschottungen und Einkammerschleusen, Unterdruckhaltung sowie der korrekte Umgang mit asbesthaltigen Abfällen. Am zweiten Tag folgte eine schriftliche, bei Bedarf mündliche Prüfung zur anerkannten Sachkunde gemäß TRGS 519.
Der Lehrgang war ausgebucht, was die hohe Relevanz des Themas für die Unternehmen deutlich unterstrich. Kai Bremmer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg, sagte dazu: „Dass alle Plätze belegt waren, zeigt klar, wie ernst die Betriebe dieses Thema nehmen. Der sichere Umgang mit Asbest ist für viele Gewerke tägliche Realität – dieser Lehrgang schafft dafür die nötige Sicherheit und Rechtssicherheit.“ Ein weiterer zentraler Qualitätsfaktor war der Anerkennungsbescheid des Regierungspräsidiums Kassel: Er bestätigt, dass der Lehrgang die gesetzlichen Anforderungen vollständig erfüllt und die Teilnehmenden damit eine bundesweit gültige, rechtlich anerkannte Sachkunde erwerben.
Dimitri Demmer-Koutroulis, Obermeister der Dachdecker-Innung Waldeck-Frankenberg, betonte die praktische Relevanz: „Gerade bei Sanierungen älterer Dächer und Fassaden begegnen wir regelmäßig asbesthaltigen Materialien. Die Schulung stärkt unsere Betriebe dabei, korrekt und verantwortungsvoll mit diesen Situationen umzugehen.“ Die hohe Beteiligung und die rege Mitarbeit der Teilnehmenden zeigten, dass der Informations- und Weiterbildungsbedarf im Bereich Asbest unverändert groß ist. Die praxisorientierte Ausrichtung des Lehrgangs und die umfassende Wissensvermittlung machten die Veranstaltung zu einem wichtigen Baustein für mehr Sicherheit im Handwerk. Aufgrund der starken Nachfrage prüft die Kreishandwerkerschaft bereits weitere Termine. Interesse am Lehrgang? Informationen bei der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg unter Telefon 05631 9535 100.
