30 Jahre Mobilität für Nordhessen und 30 Jahre Impulsgeber für die Region
Kassel(pm). Vor 30 Jahren bekam der Nahverkehr in Nordhessen ein neues Gesicht: Der Nordhessische VerkehrsVerbund wurde am 28. Mai 1995 gegründet und führt seitdem den öffentlichen Nahverkehr mit all seinen Ausprägungen in der Region zusammen. Teilaspekte und Einzelinteressen von Landkreisen und Kommunen wichen nach und nach dem gemeinsamen Ganzen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Heute gibt es den NVV mit einem Tarif, einem einheitlichen Fahrplan und einer klaren Struktur für ganz Nordhessen. Der Verkehrsverbund ist als regionalpolitischer Identitätsstifter aus dem öffentlichen Nahverkehr der Region nicht mehr wegzudenken. Für NVV-Geschäftsführer Marian Volmer stehen in den nächsten Jahren entscheidende Themen auf der Agenda: „Seit 30 Jahren ist es unser Ziel, dem ländlichen Raum gute Zukunftsaussichten zu geben. Jedoch leiden unsere Kundinnen und Kunden aufgrund maroder Infrastruktur und teilweise aufgrund von Personalengpässen bei Verkehrsunternehmen zunehmend unter Ausfällen, Verspätungen und damit unter der Unzuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs. Wer die Menschen überzeugen will, Bus und Bahn zu nutzen, muss gute Qualität bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit abliefern. Daher hoffen wir, dass mit dem in Diskussion befindlichen Investitionsprogramm der neuen Bundesregierung auch in Nordhessen finanzielle Mittel zusätzlich eingesetzt werden können, um die Infrastruktur im Schienennetz, an Bahnhöfen aber auch im Straßenbau deutlich zu verbessern.“
Diese Entwicklung teilt NVV-Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Siebert ebenfalls: „Der NVV hat allen in der Region so viel gebracht, dass ihn keiner mehr missen möchte. Uns ist es sehr wichtig, den Nahverkehr in Nordhessen als Qualitätsmerkmal für die Region zu stärken. Und das wird auch weiterhin unser gemeinsames Ziel sein.“
Gemeinsam mit den Partnern für die Fahrgäste in Nordhessen
Seit dem Start vor 30 Jahren arbeitet der NVV daran, für die Menschen in Nordhessen eine sichere und zukunftsorientierte Mobilität zu schaffen. Im Fokus standen immer die Fahrgäste. Neue Tarifangebote wie das MultiTicket, das JugendFreizeitTicket, die U18-Tickets oder das Schülerticket Hessen und das Seniorenticket Hessen, das als Vorläufer im NVV als Nordhessenkarte 60plus schon jahrelang existierte, wurden ebenso eingeführt wie in jüngster Vergangenheit das auch in Nordhessen erfolgreiche Deutschland-Ticket. Dazu kamen innovative Verkehrskonzepte wie die RegioTram, das Modellprojekt Mobilfalt und das Fachzentrum für ländliche Mobilität. Ab Herbst 2020 zeigte der NVV durch ein neues Erscheinungsbild bei den Fahrzeugen erstmals nach 25 Jahren ein verändertes optisches Gesicht, damit außen sichtbar wurde, was sich innen verändert hatte. Darüber hinaus steht der NVV für das bundesweit einmalige Service-Angebot der 5-Minuten-Garantie, für guten Komfort- und Umweltstandard im Busverkehr und vorbildlich ausgebaute und modernisierte Infrastruktur wie die Reaktivierung der Strecke Korbach-Frankenberg. Eschwege, Melsungen, Hofgeismar, Volkmarsen, Grebenstein, Obervellmar, Bad Hersfeld, Bebra: Die Reihe der modernisierten und ausgebauten Bahnhöfe ließe sich beliebig fortsetzen. Hier gibt es alles, was Fahrgäste von einem komfortablen Nahverkehrssystem erwarten. Ein Dutzend nationale und internationale Auszeichnungen für diese Projekte bestätigen die Innovationskraft des NVV.
Der NVV ist durch eine klare ÖPNV-Struktur geprägt. Regionale und lokale Nahverkehrs-Angebote wurden von Anfang an gut vernetzt. Nordhessen als ländlich geprägter Raum mit dem Oberzentrum Kassel benötigt das Zusammenspiel der Partner vor Ort in den Landkreisen, der Stadt Kassel und den Verkehrsunternehmen. Dabei sind die Landkreise nicht auf sich allein gestellt, sondern haben mit dem NVV einen Partner, der alle berücksichtigt und die Entwicklung für alle gleichermaßen vorantreibt. So war und ist es möglich, den Ausgleich der Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land durch Ausbau von Infrastruktur, technische Entwicklung und Integration von Digitalisierung in allen Bereichen des ÖPNV kontinuierlich zu verbessern. Die ländlichen Regionen werden nicht abgehängt, sondern erfahren eine umfangreiche Aufwertung durch den öffentlichen Nahverkehr als Teil der immer wichtiger werdenden Daseinsvorsorge. Aber auch Mittelzentren wie Fritzlar, Melsungen, Bebra oder Hofgeismar und das Oberzentrum Kassel profitieren gleichermaßen von den verbesserten Angeboten im öffentlichen Nahverkehr. Dafür sorgte der NVV mit dem kontinuierlichen Ausbau des Angebotes, dem Ausbau der Infrastruktur mit neuen Strecken, neuen Bahnhöfen, neuen Haltestellen sowie hohen Qualitätsstandards für Fahrzeuge und Auskunftstechnik, um dort die digitale Entwicklung zu integrieren.
Zukunft und Perspektive – NVV steht vor Herausforderungen
Nach den Höhepunkten der lang ersehnten Reaktivierung der Eisenbahnstrecke zwischen Korbach und Frankenberg, der Einführung des Rhein-Ruhr-Expresses als gute Verbindung nach Nordrhein-Westfalen und dem kontinuierlichen Ausbau des Verkehrsangebotes auf einen Stunden-Takt im ländlichen Raum in Kombination mit der Einführung des Deutschland-Tickets, stehen weitere Entwicklungen an, die an die Ursprünge im Jahr 1995 anknüpfen. Auf die Angebots- und Komfortoffensiven folgt jetzt die Qualitätsoffensive. Dazu kommen neueste technologische Entwicklungen wie die Frage nach dem Einsatz von Elektroantrieben bei den Verkehrsmitteln sowie nach der die Digitalisierung in allen Bereichen. Der NVV will gemeinsam mit den Landkreisen und der Stadt Kassel die Aufgaben der Zukunft angehen, um die Verkehrswende voranzutreiben und so dem Klimawandel zu begegnen. Die wichtigsten Meilensteine in diesem Jahr sind für den NVV der Start der Modernisierung und Sanierung (Re-Fit) sämtlicher 28 RegioTram-Fahrzeuge ab Sommer 2025 mit den ersten beiden Fahrzeugen und dem Ziel, sie über 2030 hinaus bis Ende 2045 nutzen zu können, der Beginn der Tarifreform mit dem Ziel, die Ticketstruktur im NVV weiter zu vereinfachen sowie die Transformation vom analogen zum digitalen Vertrieb.
Voraussetzung für die Gründung
Aber wie ging alles los? Warum wurde aus einem kleinteiligen System, bei dem alle Landkreise und die Stadt Kassel mit regionalen Verkehrsunternehmen für ihr Nahverkehrsangebot verantwortlich waren, ein großes überregionales System, das in den Nordhessischen VerkehrsVerbund mündete? Auslöser war unter anderem das hessische Gesetz zur Finanzierung des Öffentlichen Nahverkehrs, das die Qualität des Zug- und Busverkehrs in Nordhessen veränderte. Es entstand als Folge der Bahnreform 1994 und der damit verbundenen Regionalisierung des Schienenverkehrs. In dieser Zeit entschied das Land Hessen, Verkehrsverbünde auf den Weg zu bringen und sie mit finanziellen Mitteln auszustatten. Zeitgleich wuchs in Nordhessen der Wunsch, auf diesem Feld über Landkreisgrenzen hinweg miteinander zu kooperieren. Die Idee, den Nordhessischen VerkehrsVerbund als regionalpolitischen Identitätsstifter zu gründen, war geboren. Alle nordhessischen Landkreise, die Stadt Kassel und das Land Hessen gründeten den NVV als GmbH. Seitdem organisiert der NVV in deren Auftrag den öffentlichen Personennahverkehr in der Region. Diese anspruchsvolle Aufgabe hat der Gesetzgeber im hessischen ÖPNV-Gesetz verankert. Kernaufgabe des NVV ist die nachhaltige Weiterentwicklung und Sicherung des Nahverkehrs als leistungsstarkes und umweltbewusstes Mobilitätsangebot für die Menschen in Nordhessen. Mit einheitlichen Fahrausweisen, einem gemeinsamen Tarif und einem einheitlichen Fahrplan wurden 1995 die ersten Weichen für eine gemeinsame Nahverkehrsstruktur in Nordhessen und die Entwicklung des NVV gelegt.