Wildbienen brauchen offene Bodenstellen zum Nisten

Landschaftspflegeverband und NABU Edertal starten Wildbienen-Projekt

Edertal(pm). In Deutschland kommen ca. 560 Wildbienenarten vor. In Hessen gelten 53 Arten bereits als ausgestorben oder verschollen und 125 Arten als bestandsgefährdet (Rote Liste Hessen). Grund hierfür ist insbesondere der Mangel an Nahrungspflanzen und der Verlust von Lebensräumen, z.B. durch intensive Landnutzung, Flächenversiegelung und Lichtverschmutzung. Der Großteil der Wildbienen (außer Hummeln und einige Furchen- und Schmalbienen) leben – im Gegensatz zur Honigbiene – als Einzelgänger, also solitär. Daher spricht man bei Wildbienen auch von Solitärbienen. Solitärbienen haben für unsere Ökosysteme und damit auch für uns Menschen eine enorme Bedeutung, denn sie sind eifrige Blütenbesucher und bestäuben eine Vielzahl an Wild- und Nutzpflanzen. Wer Wildbienen fördern will, hat meist Insektenhotels und Blühstreifen im Sinn. Fast drei Viertel aller nestbauenden Wildbienenarten in Deutschland nistet jedoch im Erdboden und braucht offene Bodenstellen. Auf Initiative von Wildbienen-Liebhaberin Angela Odenhardt vom NABU Edertal wurde daher zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Waldeck-Frankenberg ein Pilotprojekt gestarten, bei welchem Nistmöglichkeiten für erdnistende Wildbienenarten geschaffen werden. Auf einer ausgewählten Fläche des NABU Edertal in der Gemarkung Anraff wurden fünf ca. 2 m2 große, offene Bodenstellen geschaffen, die jährlich wechselnd neu angelegt werden sollen. Die Fläche stellt sich aufgrund der Hanglage besonders geeignet dar, da Wildbienen exponierte, sonnige Standorte als Nistplatz bevorzugen. Zudem finden sich auf der extensiv genutzten Weide ausreichend Nahrungspflanzen für Sandbiene, Schmalbiene und Co. Die abgeschälten Rasensoden wurden an einem ausgewählten Standort zu einem lockeren Erdhügel zusammen getragen, damit auch hier weitere Nistmöglichkeiten entstehen.

Auen-Blutbiene an einem Nestloch des Wirts, der Frühlingsseidenbiene. Foto: Angela Odenhardt


Das Projekt in Anraff zeigt beispielhaft, wie mit vergleichsweise einfachen Mitteln und geringem Aufwand ein Mosaik an Kleinstlebensräumen geschaffen werden kann. Wer auch einen Beitrag zum Wildbienenschutz leisten möchte, kann dies ganz einfach im heimischen Garten tun: Mit dem Spaten offene Bodenstellen schaffen oder eine Trockenmauer, deren Fugen mit einem Erde-Sandgemisch ausgefüllt werden, errichten. Auch ungepflasterte und ungeschotterte “Trampelpfade” sind willkommene Nistplätze. Für ein ausreichendes Nahrungsangebot sollten Wildblumen wachsen dürfen, also Rasenflächen weniger gemäht und Blumeninseln stehen gelassen werden. Auch Landwirte können helfen: Mit der Traktorschaufel an trockenen und besonnten Hangflächen kleine Störstellen schaffen und durch eine extensive, gestaffelte Grünlandnutzung ein ausreichendes Nektar- und Pollenangebot zur Verfügung stellen.

Bei diversen Projekten des Landschaftspflegeverbandes werden Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung von bestäubenden Insekten im Sinne des Insektenschutzleitfades des Landkreises und der hessischen Biodiversitätsstrategie umgesetzt. Im vorgestellten Projekt von NABU Edertal und Landschaftspflegeverband soll allerdings ein ganz besonderer Fokus auf Solitärbienen und deren Lebensweise gelegt werden. Nur wer Kenntnis davon hat, dass der überwiegende Teil der Wildbienen ihre Nester im Erdboden baut, kann selbst wirksame Maßnahmen umsetzen und so einen Beitrag zum Schutz der sympathischen Nützlinge leisten.