Akuter Tierärztemangel in Hessen

Wiesbaden(pm). In Hessen gibt es zu wenig Tierärztinnen und –ärzte. Wenn Not am Tier ist, bekommen das die Hessinnen und Hessen sofort durch lange Wege zum Notdienst zu spüren, besonders im ländlichen Raum. Viele tierärztliche Kliniken geben die 24/7-Versorgung auf und der Personalmangel gefährdet schon jetzt die flächendeckende Versorgung von Haus-, Hobby- und vor allem Nutztieren. Laut Tierärztestatistik 2022 gibt es in Hessen 866 Tierpraxen, die teilweise von privaten Firmen aufgekauft werden und 30 weniger als ein Jahr zuvor. Gab es 2021 noch 10 Tierkliniken in Hessen, sind davon derzeit nur noch drei Kleintierkliniken sowie die Uniklinik in Gießen für Nutztiere vorhanden. Dieser Mangel bereitet Sorge.

Die Parlamentarische Geschäftsführerin und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Dr. Daniela Sommer, sagte dazu am Mittwoch in Wiesbaden: „Die Problematik des Fachkräfte- bzw. Personalmangels in Hessen ist auch in der Tiermedizin angekommen und deren Auswirkungen sind auf allen Ebenen spürbar. Selbst die Außenambulanz für Nutztiere der Gießener Uniklinik musste geschlossen werden. Wir fordern die Landesregierung aus CDU und Grünen auf, dort Dauerstellen zu schaffen, um die Ambulanz zu reaktivieren. Hessen braucht insbesondere für Notfälle dringend eine tiermedizinische Versorgung.“ Notdienste aufrechtzuerhalten sei ein Problem, jedoch leide das Tierwohl unter diesem Mangel und der Tierschutz als Staatsziel werde nicht mehr gewährleistet.“

„Eine Reaktivierung ist wichtig, um Studierenden die Möglichkeit zu geben, dort Praxiseinheiten zu absolvieren. Die Notfallambulanz muss dringend wieder in das Curriculum aufgenommen werden. Die Landesregierung aus CDU und Grünen nimmt sich immer wieder gerne ein Beispiel am Bundesland Bayern. Warum nicht auch in diesem Fall, um Notdienst und Außenambulanz am Beispiel der Münchener Ambulanz-Abteilung aufrechtzuhalten?“, so Sommer. Wenn Hessen dem Tierwohl und dem Tierschutz gerecht werden wolle, brauche Hessen die Außenambulanz, genügend Dauerstellen für Forschung, Lehre und Dienstleistung und genügend Studienplätze, damit jene, die bald im Ruhestand seien, überhaupt eine Nachfolge bekämen. Denn die Zahlen der Tierärztestatistiken aus den vergangenen Jahren machten deutlich: Ein Großteil der Ärzte sind bereits über 59, sogar über 69 Jahre alt, doch die vorhandenen Ausbildungskapazitäten können dieses entstehende Gap nicht schließen. Sommer fordert daher, an der Justus-Liebig-Universität die Studienplätze um 10% zu erhöhen und das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Daniela Sommer: „Tierhalter nehmen die Auswirkungen dieser Versorgungskrise sicherlich am eindringlichsten wahr. In manchen hessischen Regionen ist die Situation sogar dramatisch, da sehr weite Strecken zum nächsten Veterinärmediziner überwunden werden müssen. Es herrscht ein landesweiter akuter Mangel an Tierärztinnen und Tierärzten und der Landesregierung aus CDU und Grünen fehlt es augenscheinlich an dem Willen, diesen Mangel zu beheben. Die Tiermedizin, Tiere und ihre Tierhalter dürfen nicht länger vernachlässigt werden, damit die Versorgungsstrukturen auch in diesem Bereich sichergestellt werden.“