Ein Nebenarm an der Eder bei Vöhl-Schmittlotheim entsteht

Naturschutzmaßnahme zum Erhalt der Bachmuschel
Schmittlotheim/Kassel(pm). Die Bachmuschel gehörte einst zu den sehr häufigen Muschelarten in Bächen und Flüssen. Heute ist sie weitgehend ausgestorben und zählt zu den besonders geschützten Arten. Da die Folgen des Klimawandels die Habitate der Bachmuschel zusätzlich beeinträchtigen können, ist die Bachmuschel in Hessen als „potentieller Klimaverlierer“ gelistet. In der Eder bei Schmittlotheim findet sich eines der letzten Bachmuschel-Vorkommen in Hessen und das einzig reproduzierende im gesamten Weser-Einzugsgebiet. Mit Mitteln aus dem integrierten Klimaschutzplan Hessen 2025 wird deshalb in unmittelbarer Nähe zu dem reproduzierenden Vorkommen bei Schmittlotheim eine Maßnahme zur Stabilisierung des Vorkommens umgesetzt.


In Zusammenarbeit der Gemeinde Vöhl, des Büros für Fischbiologie & Gewässerökologie Marburg, des Fischereivereins Kirchlotheim/Schmittlotheim sowie des RP Kassel wurde 2017 der bestehende Bachmuschellebensraum in der Eder bereits aufgewertet. Dazu sind die sogenannten „Baggerlöcher“, Vertiefungen in der Eder, die durch früheren Kiesabbau entstanden waren, vertieft worden. So wurde dem Schrumpfen dieses für die Bachmuschel geeigneten Lebensraums durch Ablagerungen entgegengewirkt.


Die engagierte Zusammenarbeit mit großer Unterstützung vor Ort wird nun mit der Anlage eines Nebenarmes fortgeführt. Dieser soll weiteren Lebensraum für die Bachmuschel im strömungsberuhigten Bereich bieten. Weitläufige Flachwasserbereiche sind in der Eder selten. Mit deren Schaffung soll ein zusätzliches Habitat für Jungfische entstehen – diese benötigt die Bachmuschel als Wirtsfische für ihre Larven. Durch die Förderung von Wirtsfischen soll so der Fortpflanzungserfolg der Bachmuschel erhöht und damit die Verjüngung des Bestandes gefördert werden.


„Ein solches Projekt zum Schutz und Erhalt der Bachmuschel hat für uns als Nationalparkgemeinde eine große Bedeutung. Wir tragen mit dieser Maßnahme zur Förderung der Biodiversität bei und vernetzen Wasserwirtschaft und Naturschutz miteinander“, so Karsten Kalhöfer, Bürgermeister der Gemeinde Vöhl. Das Land Hessen fördert Naturschutzmaßnahmen für die Schaffung und den Erhalt von Biotopverbundstrukturen aus Mitteln des integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025. Maßnahmen für Arten, die besonders empfindlich auf Klimaveränderungen reagieren oder durch ihre heute bereits stark isolierten Bestände durch Klimaveränderungen besonders gefährdet sind, werden daraus zu 100 % finanziert. Dazu hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) eine Liste potentieller Klimaverlierer zusammengestellt, zu denen auch die Bachmuschel gehört.


Die Bauarbeiten an der Eder können nur außerhalb der Setz- und Laichzeiten und damit in den Herbst- und Wintermonaten stattfinden. Die Baustelleneinrichtung und vorbereitende Arbeiten erfolgen noch im Dezember. Das Büro für Fischbiologie & Gewässerökologie hat bereits begonnen, die Bachmuscheln, die durch die Arbeiten im Baustellenbereich gefährdet wären, abzusammeln und an anderer geeigneter Stelle der Eder im Umfeld wiedereinzusetzen. Die baulichen Maßnahmen starten Anfang Januar und dauern witterungsabhängig bis etwa Ende Februar 2021.

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.