Startschuss für Eder-Kraftwerk in Viermünden
Frankenberg-Viermünden(Florian Held). Die nötigen Grundstückskäufe sind getätigt, der Bagger steht bereit, offizieller Baubeginn ist Mitte August: Am Ederwehr im Frankenberger Stadtteil Viermünden entsteht in den nächsten Monaten ein Wasserkraftwerk sowie eine Fischauf- und Abstiegsanlage. Investor und späterer Betreiber der Anlage ist die Familie Rettenmaier aus Pattensen-Calenberg.
Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß hat sich bei einem Ortstermin ein Bild von dem Vorhaben gemacht. „Das ist ein spannendes und ökologisch sinnvolles Projekt, das die Stadt im Vorfeld gerne mit den nötigen Grundstücksverkäufen unterstützt hat.“ Rund 1 Million Kilowattstunden soll mit der Anlage nach Fertigstellung pro Jahr produziert und nach Möglichkeit in das lokale Netz eingespeist werden. Das ist genug Strom für rund 300 Haushalte und spart rund 730 Tonnen CO² ein. Kraftwerke dieser Art haben außerdem eine hochwasserregulierende Funktion, unterstützen damit also auch den Hochwasserschutz vor Ort. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 soll die Anlage in Betrieb gehen. Genehmigungsbehörde ist das Regierungspräsidium in Kassel. Das Kraftwerk leistet zudem einen entscheidenden Beitrag zur Netzstabilität, denn anders als Windkraft und Solarenergie liefern Wasserkraftwerke konstant Energie.
Geschäftsführer Stephan Rettenmaier ist von der Wirtschaftlichkeit und dem Erfolg des Projekts überzeugt: „Wir stehen hinter dem Projekt, nicht nur als Investoren, sondern auch als Betreiber. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, dann müssen wir irgendwo anfangen.“ Die Familie betreibt bereits mehrere Wasserkraftanlagen. Kerngeschäft des unabhängigen Familienunternehmens J. Rettenmaier & Söhne GmbH + Co. KG (JRS) ist jedoch die weltweite Produktion von Faserstoffen. Mit international mehr als 3.500 Mitarbeitern hat sich JRS der Entwicklung, Verarbeitung und Optimierung natürlicher Faserstoffe aus Cellulose, Holz, Getreide und Fruchtpflanzen für den Einsatz in Pharmazie, in Nahrungsmitteln, Industrie und Technik verschrieben.
Die Investition beinhaltet die Ertüchtigung des Wehres, den Bau des Wasserkraftwerks mit Schlauchwehr sowie die Errichtung einer Fischauf- und Abstiegsanlage. Die Fischauf- und Abstiegsanlage erhöht zukünftig die Durchlässigkeit für Fische in beide Richtungen und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur ökologischen Aufwertung der Anlage und zur regionalen Gewässerökologie.
Auch die in Viermünden angesiedelte Fischzucht wird weiterhin mit Wasser versorgt und weiter betrieben.
Die Planungen für das Wasserkraftwerk laufen bereits seit 2017. Initiiert und geplant hat die Anlage Hans-Werner Adamski aus Hamm, selbst Betreiber eines Wasserkraftwerks. Projektumsetzung und den späteren Betrieb hat er jetzt an die Familie Rettenmaier übergeben. „Wasserkraft ist meine Leidenschaft“, gesteht Adamski. Er bleibt der Anlage als Bauleiter weiter eng verbunden.