Tarifrunde: Lange Fahrerei zur Baustelle soll bezahlt werden

Mehr Geld für 1.750 Bauarbeiter im Kreis Waldeck-Frankenberg gefordert

Waldeck-Frankenberg(pm). Volle Auftragsbücher, Rekordumsätze, langes Warten auf Handwerker – die Baubranche boomt: Davon sollen jetzt auch die 1.750 Bauarbeiter im Landkreis Waldeck-
Frankenberg profitieren. Für sie fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in der anstehenden Tarifrunde ein Lohn-Plus von 6,8 Prozent – mindestens aber 230 Euro mehr im Monat. Für Azubis soll es 100 Euro mehr pro Monat geben. Außerdem verlangt die IG BAU, dass lange Fahrzeiten zur Baustelle bezahlt werden. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern beginnen am 19. März in Berlin.

„Maurer, Zimmerleute und Fliesenleger sind extrem gefragt. Gerade im Wohnungsbau
verschärft sich der Mangel an Fachkräften. Aber die bekommt man nur, wenn die Arbeit
auf dem Bau attraktiver wird“, sagt Klaus Michalak, Bezirksvorsitzender der IG BAU
Nordhessen. Große Baufirmen, aber auch viele kleine Handwerksbetriebe in der Region
stünden wirtschaftlich so gut da wie seit Jahren nicht mehr. „Wer heute nicht in bessere
Löhne und Arbeitsbedingungen investiert, hat vielleicht morgen keine Facharbeiter
mehr“, betont Michalak. Ein entscheidender Punkt sei hier die Bezahlung der Pendelei: „Bauarbeiter verbringen teils mehrere Stunden am Tag im Auto, um zur Baustelle und zurück zu kommen. Das ist
verlorene Lebenszeit. Dabei wechseln die Baustellen ständig. Bauleute können sich –
anders als die meisten Pendler – vorher nicht auf den nächsten Einsatzort einstellen“,
sagt Carsten Burckhardt, der für die IG BAU die Verhandlungen führt. In der Tarifrunde
will die Gewerkschaft deshalb erstmals eine generelle Entschädigung der sogenannten
Wegezeiten durchsetzen.

Die IG BAU Nordhessen sieht großes Potential für ein „kräftiges Lohn-Plus“: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts erreichten die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe im vergangenen Jahr mit 86 Milliarden Euro den höchsten jemals gemessenen Wert. In einem aktuellen Konjunkturbericht spricht die Bundesbank von einer „außerordentlich guten Auftragslage“, mit der Bauunternehmen ihre „Margen beträchtlich ausgeweitet“ hätten. Für das laufende Jahr rechnen Bauindustrie und -handwerk mit einem Umsatzplus von mindestens fünf Prozent.

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