Milder Winter sorgt bundesweit für weniger Gäste am Futterhaus

Hessische Zwischenergebnisse zur „Stunde der Wintervögel“

Wetzlar(pm). Eine stabile Spitzengruppe aus Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling in Hessens Gärten ergab die Zwischenbilanz der „Stunde der Wintervögel“ am vergangenen Wochenende. Der NABU Hessen freut sich über weiter steigende Teilnehmerzahlen. Bis zum heutigen Mittwoch haben in Hessen bereits über 9.000 Teilnehmer dem NABU über 230.000 Vögel aus knapp 6.200 Gärten und Parks gemeldet. Damit wurden in Hessen die Teilnehmerzahlen aus dem Vorjahr erneut übertroffen (im Vorjahr nahmen insgesamt 7.571 Vogelfreunde teil). „Wir freuen uns über die anhaltend hohen Teilnehmerzahlen und das große Interesse an der heimischen Vogelwelt“, so NABU-Landesvorsitzender Gerhard Eppler. „So werden unsere Ergebnisse noch aussagekräftiger. Den Vögeln hilft es, wenn immer mehr Menschen ihren Garten als Mini-Naturschutzgebiet begreifen und ihn entsprechend vogelfreundlich gestalten.“

Deutschlandweit wurden dieses Jahr weniger Vögel gemeldet. Durchschnittlich wurden 38 Vögel pro Garten beobachtet. „Das liegt zwar etwas unter dem langjährigen Schnitt von 39,8 Vögeln, entspricht aber genau unseren Erwartungen“, so Gerhard Eppler, „Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt „Stunde der Wintervögel“ zeigen, dass die Zahl der Vögel in den Gärten grundsätzlich umso geringer ist, je milder und schneeärmer der Winter ist.“ Erst wenn es sehr kalt wird und Schnee liegt, suchen viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Städte, in denen sie oft reich bestückte Futterstellen vorfinden. Dazu passt, dass der ewige Spitzenreiter Haussperling, der sein ganzes Leben in den Dörfern und Städten verbringt, nur in den beiden kältesten Wintern des Jahrzehnts, 2011 und 2013 durch die vor allem in Wäldern lebende Kohlmeise vom Spitzenplatz verdrängt wurde, so Eppler.

Die Ornithologen des NABU freuen sich über das Spitzenergebnis des Haussperlings mit bundesweit 6,8 Vögeln pro Garten (in Hessen waren es sogar 7,17). Noch nie waren es mehr Haussperlinge seit Beginn der Aktion im Jahr 2011. Offensichtlich kommt diese Art mit den zuletzt sehr warmen und trockenen Sommern gut zurecht. Damit bestätigt sich die leichte Bestandserholung nach Jahrzehnten eines deutlichen Rückgangs. Eine weitere gute Nachricht kommt von der Amsel, die im vergangenen Winter bundesweit aufgrund einer massiven Ausbreitung des für Amseln tödlichen Usutu-Virus im Jahr zuvor deutliche Einbußen zu verzeichnen hatte, hat in Hessen ihre Verluste trotz der trockenen Sommer weitgehend wieder ausgleichen können. Bundesweit verharrt die Amsel auf niedrigen Niveau. Die Usutu-Saison 2019 war deutlich schwächer und hat damit insgesamt offensichtlich zu keiner weiteren Abnahme geführt.

Ein Sorgenkind der Naturschützer ist allerdings weiterhin der Grünfink. Mit bundesweit nur noch 1,17 Vögeln pro Garten setzt diese vor allem in Städten und Dörfern lebende Art ihre Serie von Minusrekorden fort. Seit 2011 nimmt diese Art von Jahr zu Jahr um zwölf Prozent ab. Als Ursache vermutet der NABU unter anderem Trichomoniasis, eine Infektion mit einem einzelligen Parasiten, mit dem sich diese Finken häufig an sommerlichen Vogelfutterstellen infizieren. Auffällig war, wie erwartet, eine große Zahl von Eichelhähern in Deutschlands Gärten. In vier von zehn Gärten konnte diese Art beobachtet werden. Mit 0,82 Vögeln pro Garten waren es 40 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Zum Rekord hat es trotz des im Herbst festgestellten massiven Einflugs nord- und osteuropäischer Häher jedoch nicht gereicht: Im Kältewinter 2011 waren es noch etwas mehr. Für Hesen stiegen die Eichelhähersichtungen auf 0,88 Individuen pro Garten an, das ist ein Zuwachs von 133 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Noch bis zum 20. Januar können Zählergebnisse unter www.stundederwintervoegel.de nachgemeldet werden, auch die Eingabe von Meldungen, die per Post kommen, steht noch aus. Mit Spannung erwartet der NABU auch die Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel, die vom 8. bis 10. Mai 2020 stattfindet.

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