Der Wald der Zukunft muss heute entstehen

Burgwald(pm). Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche waren die Mitglieder der SPD-Landtagsfraktion im Rahmen ihres Praxistags in den hessischen Wäldern unterwegs, um sich aus erster Hand über deren Zustand und über die Arbeit der Forstverwaltungen zu informieren. Nach einer kurzen Präsentation durch Forstamtsleiter Eberhard Leicht zu den wichtigsten Wald- und Forstthemen und einer Präsentation des Burgwaldes, ging es in den Burgwald: Gerade das Fichtensterben und der Borkenkäfer standen im Fokus des Waldebeganges, aber auch der deutlich zunehmende Pilzbefall an Buchen, die Rettungskette-Forst mit App, die Funktion des Bannwaldes, das eigene Ausheben und Verschulen von jungen Eichen zur Gewinnung von zukünftigem Pflanzmaterial, die Waldverjüngung sowie die Revitalisierung der Moore im Burgwald: „Gerade das Ausheben von Eichen- Sämlingen, die sich aus letztjährigen Eicheln entwickelt haben, hat mich beeindruckt. Auch die Revitalisierung der Moore ist eine wichtige Aufgabe, denn gerade durch die kleinen und größeren Moorflächen erhält der Burgwald die große naturschutzfachliche Bedeutsamkeit.“

Försterin Lisa Feldmann-Schütte und Eberhard Leicht haben der heimischen Abgeordneten die einzelnen Projektschritte und Tätigkeiten der Moor-Revitalisierung nähergebracht. Intakte Moore liefern einen positiven Beitrag zum Klimaschutz, denn durch die Konservierung von abgestorbenem Pflanzenmaterial wird klimawirksames Kohlendioxid dauerhaft gebunden. Daher sind solche Projekte zu begrüßen und auszubauen, folgert Sommer. Im Rahmen ihres Praxistages im Forstamt Burgwald plädierte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Dr. Daniela Sommer, angesichts des aktuellen Zustands des Waldbestandes und der angespannten Personalsituation bei HessenForst, für ein allgemeines Umdenken.

Die heimische Abgeordnete sagte dazu: „Die langanhaltende Dürre und der Schädlingsbefall haben dem hessischen Wald massiv zugesetzt. Das habe ich heute erneut mit eigenen Augen gesehen. Nach dem Waldsterben in den 1980er Jahren ist nun von einem Waldsterben 2.0 die Rede. Auch in Zukunft ist davon auszugehen, dass sich der Klimawandel weiter auf den Wald auswirkten wird. Wir müssen uns zügig auf die sich verändernden Bedingungen einstellen.“ In der Frage der Waldbewirtschaftung kritisierte Sommer den kontinuierlichen Stellenabbau bei HessenForst, der sich in der jetzigen Krise negativ bemerkbar mache. „Wir erleben, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Bundesländer mit besseren Arbeitsbedingungen abwandern. Dabei sind es die Beschäftigten von HessenForst, die sind als Garanten für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung des hessischen Staatswaldes stehen. Zusätzlich wird die aktuelle Lage durch ein schlechtes Krisenmanagement der schwarzgrünen Landesregierung verschärft, das durch das Kartellamtsverfahren zur Rundholzvermarktung in Baden-Württemberg und die massive Erhöhung der Beförsterungskosten ausgelöst wurde.

Manchen befürchten sogar das Aus für das Einheitsforstamt“, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Angesichts der aktuellen Personalsituation könne die Verkehrssicherung in den Wäldern mancherorts nicht mehr gewährleistet werden. Man müsse verstärkt den Blick auf die Menschen werfen, die aktuell im Wald arbeiteten. Die Trockenheit und die dadurch bedingten Verluste an gespeichertem Bodenwasser trügen dazu bei, dass eine normale Waldbewirtschaftung fast nicht mehr möglich sei. Die Arbeit im Wald sei riskant geworden. Es werde immer offenkundiger, dass es der Landesregierung ganz offensichtlich an einer langfristig angelegten Strategie für den Wald fehle. Einer Strategie, die sowohl der Nutz-, als auch Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes gerecht werde. „Das gestörte Waldklima macht eine klimaresiliente Waldneubildung notwendig. Bei Aufforstung und Pflege des Waldes muss viel intensiver hingeschaut werden, wie der Wald reagiert. Das stellt auch die Jagd vor neue Herausforderungen. Dafür brauchen wir in Hessen ortskundiges Fachpersonal in der Fläche und für die Forschung. Auch die Wiederaufforstung stellt eine große Herausforderung dar. Es gibt nicht die eine Wunderbaumart und auch nicht überall gedeihen alle Baumarten gleich. Deshalb ist auch die Forderung nach einem Mischwald zunächst nur ein theoretisches Konstrukt. Die Waldwirtschaft der Zukunft steht vor vielen Fragen: Wo wachsen welche Bäume, welche Mischung macht Sinn, wie pflegen wir die Mischwälder, wie kann die Holzernte bodenschonend, befahrungsarm bzw. –frei erfolgen, sind nur einige davon“, sagte sie.
Außerdem werde für Sommer deutlich, dass der 12.-Punkte-Plan der Hessischen Landesregierung bei weitem nicht zum Erhalt der hessischen Wälder im Klimawandel reiche, um die Herausforderungen der Zukunft des Waldes zu bewältigen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dr. Daniela Sommer plädierte mit ihrer Fraktion für einen gesamtgesellschaftlichen Pakt für den Wald mit allen Beteiligten, damit die große Herausforderung der Zukunft auch gemeistert werden könne.

Forstamt Burgwald
Das Forstamt Burgwald liegt in Nordwesthessen und ist verantwortlich für ca. 19.600 ha Wald. Dieser wird betreut von 11 Revierförstereien und insgesamt ca. 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es bewirtschaftet den Burgwald mit angrenzenden Flächen des Wohra- und Wetschaftstales, des Wollenbergs und des Hauwalds als Teil des Lahn-Dill-Berglandes. Prägende Baumarten sind Kiefer, Buche, Fichte, Eiche, Douglasie und Lärche. Neben der Produktion von Holz spielt unter anderem der Naturschutz eine wichtige Rolle. Der Sonnentau und das Schmalblättrige Wollgras spielen als Flaggschiffarten für den Moorschutz eine besondere Rolle – das Forstamt hat daher für diese Pflanzenarten die Artenpatenschaft übernommen und fördert sie mit gezielten Maßnahmen.. Der Burgwald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Hessen mit einer spannenden Waldgeschichte und vielen Möglichkeiten sich zu erholen. https://www.hessen-forst.de/kontakt/forstamt-Burgwald/

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