IG BAU fordert: Befristete Jobs im Kreis Waldeck-Frankenberg eindämmen
Waldeck-Frankenberg/Kassel(pm). Ihr Job hat ein Verfallsdatum – und das oft ohne jeden Grund: Trotz guter Lage am Arbeitsmarkt haben im Landkreis Waldeck-Frankenberg noch immer zu viele Menschen
nur einen befristeten Job. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die Gewerkschaft verweist dabei auf aktuelle Zahlen aus dem Mikrozensus. Danach haben derzeit rund 34.900 Beschäftigte im Raum Nordhessen einen befristeten Arbeitsvertrag. Das sind 8,6 Prozent aller Arbeitnehmer in der Region. „Es kann nicht sein, dass Unternehmer trotz der guten Lage am Arbeitsmarkt weiterhin so stark auf Befristungen setzen. Die Bundesregierung muss jetzt mit ihrem Versprechen Ernst machen und Zeitverträge per Gesetz eindämmen“, fordert Klaus Michalak von der IG BAU Nordhessen.
Anders als bei einer Schwangerschaftsvertretung oder einer Probezeit gibt es nach Beobachtung der Gewerkschaft häufig keine zwingenden Gründe für eine Befristung. „Gerade Berufsanfänger werden gern mit einem Job auf Zeit abgespeist. Sie müssen sich von Stelle zu Stelle hangeln“, kritisiert Michalak. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im vergangenen Jahr bundesweit 38 Prozent aller Neueinstellungen befristet.
In ihrem Koalitionsvertrag haben Union und SPD festgeschrieben, Befristungen ohne
konkreten Sachgrund – wie etwa eine Elternzeitvertretung – einzudämmen. In Betrieben
mit mehr als 75 Beschäftigten sollen solche Zeitverträge demnach künftig auf maximal
2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil
(SPD) will dazu noch vor der Sommerpause einen Gesetzentwurf vorlegen. Bislang ist
die Befristung eines Arbeitsvertrages ohne sachlichen Grund prinzipiell bis zu zwei Jahre
lang erlaubt. In diesem Zeitraum kann ein befristeter Arbeitsvertrag in der Regel maximal
dreimal verlängert werden.
„Wer als Berufsstarter eine Familie gründen oder einen Kredit für die eigene Wohnung
oder fürs Auto bekommen will, der braucht keine Zitterpartie, sondern einen sicheren
Job“, so der IG BAU-Bezirksvorsitzende. Die Gebäudereinigung zähle zu den Branchen,
in denen Befristungen besonders verbreitet seien. Gerade Frauen litten hier unter
wackeligen Arbeitsverhältnissen. „Statt des Prinzips Heuern und Feuern braucht es eine
verlässliche Personalplanung“, so Michalak weiter.