Streuobstexperten aus ganz Deutschland tagen in Bensheim
Wetzlar / Bensheim(pm/nh). Eine professionellere Vermarktung von Streuobstprodukten fordern Experten des NABU anlässlich der 81. Tagung des NABU-Bundesfachausschuss (BFA) Streuobst im hessischen Bensheim am kommenden Wochenende. „Streuobstwiesen sind die Lebensräume mit der höchsten biologischen Vielfalt in Deutschland, unsere „Hotspots der Biodiversität“. Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie rund 3.000 Obstsorten sind allein in Deutschland nachgewiesen“, so Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-BFA Streuobst. Vor diesem Hintergrund besäßen Maßnahmen für den Schutz und die naturverträgliche, möglichst rentable Nutzung dieser Lebensräume höchste Priorität. „Die schwarz-grüne Landesregierung muss sich die gezielte Vermarktung pestizidfreier Streuobst-Produkte wie Apfelsaft und Apfelwein auf die Fahnen schreiben“, so Florian Schumacher und Martin Schaarschmidt, die beiden hessischen NABU-Vertreter in dem bundesweiten Experten-Gremium.
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Für diese Kernforderung des NABU an die Landesregierung wäre nach Angaben der Streuobst-Experten ein eigenständiges Förderprogramm für die Vermarktung von getrennt erfassten Streuobstprodukten nach dem Vorbild von Baden-Württemberg hilfreich: „Auf dem deutschen Getränkemarkt gibt es leider einen zigmillionenfachen Missbrauch des ungeschützten Begriffes Streuobst“, erläutert Rösler. Keltereien, die das Hochstamm-Obst getrennt erfassen und den Landwirten bei klaren Umweltstandards wie dem Verzicht auf synthetische Pestizide faire Preise bezahlen möchten, benötigten eine offensive und deutlich bessere Unterstützung durch die hessische Landesregierung, um sich mit ihren Streuobstgetränken auf dem Markt behaupten zu können. Der NABU-BFA Streuobst sowie der NABU Hessen fordern zudem die Keltereien auf, künftig faire Preise für Obst aus Streuobstanlagen zu zahlen: „Genauso wie die Milchbauern zu Recht 40 Cent je Liter Milch fordern, bedarf es im Streuobstbau rund 20 bis 25 Euro je Doppelzentner für Mostobst, um langfristig rentabel wirtschaften zu können“, so Rösler. Der NABU unterstützt größere Keltereien mit dem NABU-Qualitätszeichen für Streuobstprodukte und kleine Keltereien mit kostenlosen Einträgen im Internet unter www.Streuobst.de sowie im NABU-Streuobstrundbrief. Für Hessen sind derzeit 23 stationäre und neun mobile Mostereien eingetragen, die nahezu das ganze Land abdecken. Diese 32 hessische Mostereien bieten an, aus eigenem Obst individuell eigenen Saft pressen zu lassen und mitnehmen zu können. So kann jede Familie selbst entscheiden, wie viele Äpfel, Speierlinge, Birnen oder Quitten welcher Sorten in ihrem eigenen Saft enthalten sind. „Vielfalt ist Trumpf beim Streuobst, sowohl bei der Landschaft und der Ökologie als auch bei den Produkten und beim Genuss“, sind Schumacher und Schaarschmidt von den gesunden Produkten begeistert. Eine Chance für den Streuobstbau der Zukunft sieht Rösler auch in der Verwendung von Tafelobst aus dem Streuobstbau in Kindergärten und Schulen, in Ernährungszentren und Kantinen: „Wer einmal eine Ananasrenette, eine Gewürzluike oder einen Roten Berlepsch gerochen und gegessen hat, will danach nur noch solche Leckerbissen aus den Streuobstwiesen. Gerade für Kinder kann das Geschmacks-Erlebnis von Dutzenden unterschiedlicher Apfel- und anderer Obstsorten prägend für die Zukunft sein“, ist Rösler überzeugt. Die Streuobst-Experten bereiten für 2019 das zweite bundesweite Treffen mobiler und kleiner Mostereien vor. Weitere Themen der NABU-Streuobst-Experten sind ein Streuobst-Grundsatzpapier, die zu erwartende extrem hohe Streuobsternte 2018 sowie die starke Ausbreitung der Mistel sowohl in Hessen als auch bundesweit.
Hintergrund
Der 1992 gegründete NABU-BFA Streuobst stellt das einzige Gremium in Deutschland dar, das sich auf Bundes- und internationaler Ebene systematisch mit Fragen rund um den Streuobstbau beschäftigt. Unter Streuobstbau versteht man den Hochstamm-Obstbau ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel. Die NABU-Experten bieten bereits seit 1992 zahlreiche Dienstleistungen für Verbraucher und Fachleute an:
· Streuobst-Materialversand mit allen Produkten rund ums Streuobst.
· Viermal jährlich Streuobst-Rundbrief.
· Streuobst-Qualitätszeichen als Unterstützung von Vermarktern.
· Liste der mobilen und stationären Mostereien: www.Streuobst.de
· Liste von Kleinbrennereien, die eigenes Obst und eigenem Obstbrand verarbeiten.
· Regelmäßig international und national ausgerichteten Tagungen.
Damit versteht sich der NABU-BFA-Streuobst als „Spinne im Netz“ der Streuobstaktivitäten in Deutschland und verbindet Verbraucher, Keltereien und Baumschulen, Politik und Wissenschaft.