Moderate Fahrpreiserhöhung im Durchschnitt von 1,5 Prozent
Kassel(nh). Um weiterhin die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs in Nordhessen durch Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrkarten auf einem konstanten Niveau zu halten, hat der Aufsichtsrat in seiner letzten Sitzung erstmals eine kleine Tarifreform mit verschiedenen Preissenkungen und zum dritten Mal hintereinander eine moderate durchschnittliche Erhöhung aller Ticketpreise beschlossen. Es wurde der Empfehlung der Geschäftsführung gefolgt und einer Tarifanpassung in Höhe von durchschnittlich 1,5 Prozent zum 1. Januar 2018 zugestimmt. Zuletzt war dies zum 1. Januar 2017 mit 1, 9 Prozent der Fall.
Tarifsenkungen und Änderung zum 01.01.2018 im Überblick:
Als Reaktion auf die rückläufigen Verkäufe des MultiTickets im KasselPlus-Gebiet vor allem in der Stadt Kassel führt der NVV ein Multiticket für das Stadtgebiet Kassel ein. Damit kann der Preis gesenkt werden und liegt ab 1. Januar bei 6 Euro statt 7 Euro für die Single-Karte und bei 7,50 Euro statt 8,90 Euro in der Familienvariante. So soll das Multiticket wieder attraktiver werden und den negativen Verkaufstrend aufhalten. Als weiteren Schritt innerhalb der Reform gibt es zukünftig die Preisstufen 9 und 10 nicht mehr. Die Fahrkarten dieser Preisstufen erhalten den Tarif der Preisstufe 8 und werden so deutlich günstiger. Ziel der Preissenkungen ist es, besonders für die Kunden mit langen Verbindungen und Fahrzeiten ein gutes preisliches Angebot zu machen. Der NVV verspricht sich davon, die bestehenden Fahrgäste zu halten, aber auch neue dazuzugewinnen. Darüber hinaus erhalten alle MultiTickets und Zeitkarten der Preisstufe 8 die Netzwirkung für das gesamte NVV-Gebiet, die es vorher erst in Preisstufe 10 gab. So profitieren Fahrgäste, die bisher mit der Preisstufe 8 und 9 unterwegs waren, bereits mit der Preisstufe 8 von ihrer im gesamten NVV gültigen Fahrkarte. Neben den Preissenkungen beim MultiTicket in Kassel und dem Wegfall der hohen Tarifstufen stößt der NVV weitere Tarifverbesserungen an. Alle Jahreskarten inkl. JobTickets und Diakonietickets können zukünftig ab 19:00 Uhr und am gesamten Wochenende in ganz Nordhessen genutzt werden, unabhängig davon welche Preisstufe sie haben. So erhalten die Jahreskartenkunden die Möglichkeit, ihr Ticket ohne zusätzliche Kosten im gesamten Verbund einzusetzen. Die im Jahr 2016 eingeführte Jahreskarte NordhessenFreizeit, die diesen Nutzen gegen geringen Aufpreis bisher beinhaltet, hat nicht genügend Abnehmer gefunden und wird abgeschafft. „Ziel der verschiedenen Aktivitäten ist es“, so NVV-Geschäftsführer Wolfgang Rausch, „den öffentlichen Nahverkehr in Nordhessen mit attraktiven Angeboten – auch bei den Preisen – weiterzuentwickeln. Wir begreifen unsere Fahrgäste nicht als Einnahmequelle, sondern als echte Kunden, die wir jeden Tag mit Qualität, Komfort, Service und einem guten Preis überzeugen wollen.“ Das Hessenticket wird nicht teurer, erhält aber eine andere Form der Gültigkeit. Ab nächstem Jahr ist dieses Ticket nicht mehr frei übertragbar. Stattdessen müssen alle mitreisenden Fahrgäste ihren Namen eintragen. Hintergrund ist der teilweise gewerbsmäßige Handel mit weitergegebenen Tickets. Hinweise dazu hatte es durch Gerichtsurteile, die Bundespolizei und Kunden gegeben. Das hat den NVV veranlasst, nach einer gemeinsamen Lösung mit dem RMV zu suchen, die nun ab 1. Januar 2018 in Kraft tritt. Um Nordhessen als Tourismus- und Freizeitziel weiter zu entwickeln und besonders Wochenendgästen und Ausflüglern ein attraktives Nahverkehrsticket zu bieten, wird für die Sommersaison 2018 ein Tourismusticket, die Meine CardMobil, eingeführt. Voraussetzung dafür ist, dass die Beherbergungsbetriebe Interesse an dem neuen Angebot haben und den max. Aufschlag von 1 Euro/pro Übernachtung für die kostenlose Nutzung des ÖPNV ihren Urlaubsgästen anbieten. In Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement Nordhessen und mit Unterstützung des Landkreises Waldeck-Frankenberg wird zunächst mit Beherbergungsbetrieben aus der Region Edersee/Kellerwald über diese Möglichkeit gesprochen. Damit der ÖPNV in Nordhessen eine attraktive Alternative zum PKW bleibt, arbeitet der NVV seit Jahren daran, die Qualität seines Angebotes zu verbessern. Zum Fahrplanwechsel wird auf der Linie RB42 zwischen Brilon und Marburg und damit auch zwischen Korbach und Frankenberg ein neuer Fahrplan umgesetzt. Wichtigste Veränderung dabei ist, dass die Züge nachmittags im Stundentakt und nicht wie bisher im 2-Stunden-Takt unterwegs sind. Auch für die Fahrgäste der Linie RB4 zwischen Korbach und Kassel erweitert der NVV das Angebot. Ab Fahrplanwechsel fahren die Züge sonntags ebenfalls stündlich. Auf zusätzliche Züge im Spätverkehr und an den Wochenenden können sich die Fahrgäste entlang der RB7 zwischen Göttingen und Bebra sowie auf der RB 8 zwischen Göttingen und Kassel freuen. Mehr Züge im Spätverkehr und am Wochenende gibt es darüber hinaus im Spätverkehr auf der Linie RB5 zwischen Kassel und Fulda sowie auf der RE30 / RE98 zwischen Frankfurt und Kassel.
Hintergrundinformation zur Tarifänderung
Die Tariferhöhung entspricht etwa dem Anstieg der allgemeinen Verbraucherpreise, die zwischen 2016 und 2017 bei rund zwei Prozent lagen. Dadurch soll erreicht werden, dass der ÖPNV in der Region konstant zu einem Drittel aus Fahrgeldeinnahmen und zu zwei Dritteln aus öffentlichen Geldern finanziert wird und keine Einbrüche bei den Fahrgelderlösen entstehen. Ziel der Tarifanpassung ist es weiterhin, die Belastung für die Kunden so gering wie möglich zu halten, obwohl die Verkehrsleistungen für den NVV teurer werden. Darüber hinaus soll vermieden werden, dass Fahrgäste abwandern und den Individualverkehr nutzen. Da der öffentliche Nahverkehr bei weitem nicht kostendeckend ist – in Nordhessen beträgt der entsprechende Kostendeckungsgrad durch die Fahrgeldeinnahmen 32 Prozent – besteht die Finanzierung zum einen aus Fahrgeldeinnahmen und zum anderen aus Steuergeldern, die über das Land Hessen an den NVV fließen. Dieses Verhältnis von Kosten zu Einnahmen im NVV zeigt vor allem, dass die Tarifanpassung nie zur vollständigen Kostendeckung herangezogen wurde, sondern sie dient dazu, das Verhältnis zwischen Steuer- und Fahrgeldfinanzierung ausgewogen zu halten.
Preisbeispiele alt/neu für Verbindungen der Preisstufen 9 und 10
Schwalmstadt- Korbach , Preisstufe 10
Bad Hersfeld – Bad Wildungen, Preisstufe 10
Kassel – Schwalmstadt, Preisstufe 10
Einzelfahrkarte alt 13,60 €, 11,20 €
MultiTicket alt 28,50 €, neu 24,00 €
Monatskarte alt 244 €, neu 203 €
Korbach – Kassel, Preisstufe 9
Bebra – Kassel, Preisstufe 9
Borken – Grebenstein, Preisstufe 9
Einzelfahrkarte 12,40 €, neu 11,20 €
MultiTicket alt 26,50 €, neu 24,00 €
Monatskarte alt 223 €, neu 203 €
Preisbeispiele für besonders häufig genutzte Verbindungen und Fahrkartenarten
Baunatal – Kassel (Preisstufe KasselPlus)
Einzelfahrkarte alt 3,80 €, neu 3,90 €
MultiTicket alt 8,90 €, neu 9,00 €
Monatskarte alt 77,00 €, neu 79,00 €
Eschwege – Bad Sooden-Allendorf (Preisstufe 3)
Einzelfahrkarte alt 4,40 €, neu 4,50 €
MultiTicket alt 11,20 €, neu 11,30 €
Monatskarte alt 95,20 €, neu 97,00 €
Rotenburg/F. – Bad Hersfeld (Preisstufe 4)
Borken -Schwalmstadt (Preisstufe 4)
Korbach – Bad Arolsen (Preisstufe 4)
Einzelfahrkarte alt 5,60 €, neu 5,70 €
MultiTicket alt 13,80 €, neu 13,90 €
Monatskarte alt 117,20 €, neu 120 €
Hofgeismar- Kassel (Preisstufe 5)
Melsungen – Kassel (Preisstufe 5)
Hann.Münden – Kassel (Preisstufe 5)
Einzelfahrkarte alt 7,00 €, neu 7,10 €
MultiTicket alt 16,70 €, neu 16,80 €
Monatskarte alt 137,50 €, neu 141 €