NABU: Spektakuläre Wolfssichtung bei Wald-Michelbach
Wetzlar/Wald-Michelbach(nh). Der Fotograf Hans Oppermann wollte seinen Augen nicht trauen, als er am letzten Sonntag bei Wald-Michelbach unterwegs war: Durch die Zweige der Bäume erblickte er einen leibhaftigen Wolf! Seine Bilder gaben den Wolfsexperten eindeutige Hinweise dafür, dass nach rund 150 Jahren wieder ein Wolf im Odenwald unterwegs ist. „Die Rückkehr des Wolfs in den Odenwald ist ein gutes Zeichen. Die wald- und wildreiche Gegend bietet einen idealen Lebensraum für den faszinierenden Beutegreifer“, freut sich Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Der NABU geht davon aus, dass sich der Wolf schön längere Zeit in der Region aufhält. So wurde er bereits am 20. August am gleichen Ort vom Artenschutzbeauftragten des NABU Wald-Michelbach, Wolfgang Wenner, beobachtet. Der Naturschützer berichtet: „Das Tier lief im gemütlichen Trab, verschwand aber immer wieder zwischen den Bäumen. So schnell wie konnte habe ich das Teleobjektiv auf das Tier ausgerichtet. Was ich da sah, konnte doch unmöglich wahr sein. Für einen kurzen Augenblick sah ich einen Wolf durch meinen Sucher. Bevor ich abdrücken konnte, verschwand das Tier im dichteren Wald. Ich bin dann noch eine halbe Stunde sitzen geblieben, in der Hoffnung, er kommt vielleicht gleich wieder zurück. Der Wolf ließ sich aber nicht mehr blicken.“ Die Chancen, den Wolf in nächster Zeit noch einmal zu Gesicht zu bekommen, sind allerdings eher gering. Jede Beobachtung ist ein großes Glück. Um zu erfahren, ob sich der Wolf weiterhin im Odenwald aufhält, ruft der NABU dazu auf, weitere Wolfs-Sichtungen zu melden. „Am besten ist immer ein Beweisfoto, das können die Wolfsexperten genau auswerten“, erklärt der Biologe Eppler. Die Beobachtungen lieferten wichtige Daten für ein Wolfsmanagement in der Region. Die vermeintlich letzten südhessischen Wölfe wurden 1840 im Viernheimer Wald und 1841 bei Lorsch im hessischen Ried erlegt. Bereits gegen 1780 war der Wolf im Odenwald ausgerottet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es plötzlich noch einmal große Aufregung über einen oder mehrere zurückgekehrte Wölfe. Im Jahr 1866 wurde dann der letzte Wolf im Odenwald am 12. März getötet und auf dem Marktplatz in Eberbach ausgestellt. Noch heute steht das Tier ausgestopft im Museum der Stadt Eberbach. Wie alte Aufzeichnungen zeigen, haben Wölfe in der Geschichte des Odenwaldes nicht ein einziges Mal einen Menschen verletzt. Der NABU Hessen rät dazu, bei möglichen Wolfssichtungen besonnen zu reagieren. „Wie bei anderen großen Wildtieren wie Wildschweinen gilt auch beim Wolf: Abstand halten, nicht darauf zugehen und nicht bedrängen“, so Eppler. Damit die Tiere ihren Respekt vor dem Mensch behalten, dürften sie auf keinen Fall gefüttert werden. Auch eine indirekte Fütterung durch das unachtsame Lagern von Speiseresten und Tierfutter könne Wölfe anlocken und an den Menschen gewöhnen. „Wer Wölfe füttert, hilft nicht, sondern schadet ihnen“, erläutert Eppler. Wenn man zu Fuß oder auf dem Fahrrad einem Wolf begegnet, sollte man ruhig bleiben und sich langsam zurückziehen. Falls der Wolf doch einmal folgt, gilt: gelassen und ohne Angst weitergehen. Nur wenn sich ein Wolf neugierig weiter annähert, empfiehlt es sich, stehenzubleiben, laut zu rufen und in die Hände zu klatschen, um ihn zu vertreiben.